Aufreger: ÖBB haben "Westbahn-Ausschreibung" kurzfristig geändert

ÖBB kaufen Züge der Westbahn, die auf chinesische umsteigen soll.
Neben den 17 Westbahn-Zügen wollen die ÖBB 18 zusätzliche Waggons. Die Bahnindustrie fürchtet indes um den Ruf Österreichs.

Am Donnerstag um 12 Uhr war der Zug eigentlich abgefahren. Zu diesem Zeitpunkt endete die Ausschreibung der ÖBB Personenverkehr AG für die Lieferung von 17 doppelstöckigen Elektro-Triebwagenzügen für das österreichische Bahnnetz. Wie der KURIER berichtete, wurde die Ausschreibung auf den Fuhrpark des privaten Betreibers Westbahn zugeschnitten.

Die Westbahn will ihre Triebwagenzüge verkaufen, die für eine Maximalgeschwindigkeit von 200 km/h ausgelegt sind, um künftig angeblich mit schnelleren Zügen des chinesischen Staatskonzerns CRRC zu fahren.

In Branchenkreisen wurde am Donnerstag kolportiert, dass ein entsprechendes Angebot der Westbahn bei den ÖBB einlangte. Aber auch die Deutsche Bundesbahn (DB) soll auf diese Züge spitzen, die Ausschreibung der DB ist am 31. März abgelaufen. Die DB wollte dazu keine Stellungnahme abgeben. Auch das Fernbusunternehmen Flixbus soll an den Zügen interessiert sein, um sein Angebot auf der Schiene auszuweiten.

 

Indes haben die ÖBB ihre Ausschreibung vor wenigen Tagen noch erweitert, um die Option, zusätzlich bis zu 18 Zwischenwaggons für die Westbahnzüge kaufen zu können. Offenbar sind den ÖBB die derzeitigen Westbahnzüge, neun mit 150 Metern und acht mit 100 Metern Länge, zu kurz.

Branche verärgert

Der kolportierte Westbahn-CRRC-Deal stößt vielen in der Bahnindustrie sauer auf. Dort gilt es als fix, dass die Westbahn den Chinesen das Tor zum europäischen Markt öffnen wird. „Das schadet mittlerweile sogar dem Ruf Österreichs“, sagt ein Branchenkenner. Ihn wundere, dass Westbahn-Miteigentümer Hans Peter Haselsteiner, der sich sonst für den Standort Österreich einsetze, hier mitmache. „Doch bekanntlich sitzt das Hemd näher als der Rock“, so der Insider. An eine Beteiligung der Chinesen an der Westbahn glaubt er nicht.

Hans Peter Haselsteiner und Miteigentümer Erhard Grossnigg hätten angekündigt, keine Anteile abzugeben. Der dritte Anteilseigner, die französische Staatsbahn, könne nicht aussteigen, weil sie sonst dem französischen Hersteller Alstom einen Bärendienst erweisen würde. Dann würden sie selbst den Chinesen helfen, in Europa Fuß zu fassen und Alstom einen gefährlichen Konkurrenten bescheren. „Bei den Preisen der Chinesen haben europäische Hersteller keine Chance mehr“, sagt der Branchenkenner.

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