Die Situation wird sich nicht so bald verbessern. Denn auch wenn es in Österreich im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie Fortschritte gibt, sind die ÖBB doch auch stark von den Nachbarländern abhängig. Das gilt vor allem für den international stark vernetzten Güterverkehr. Oberitalien sei geradezu geschlossen und viele osteuropäische Länder hätten sich verschlossen, sagt Matthä. Wenn in ganz Europa die Produktion am Boden liege, wirke sich das auch auf Österreich aus.
Wie die Reise weitergeht ist aus heutiger Sicht noch nicht einzuschätzen. „Wir schauen uns täglich die Lage an, im internationalen Personenverkehr wird es aber noch länger keine Planungssicherheit geben“, sagt Matthä. In vielen Ländern rund um Österreich habe die Pandemie ihren Höchststand erreicht, es werde noch ein paar Wochen dauern, ehe man ein Bild habe, welche Fahrten man international machen könne.
Schulöffnung entscheidend
Mit ersten Erkenntnissen rechnet Matthä Ende April, wenn in Österreich die Ausgangssperren aufgehoben werden. Richtig losgehen werde es aber erst, wenn die Schule wieder beginne. Denn dann würden nicht nur Schüler, sondern auch Eltern, die dann auch wieder in die Arbeit fahren können, in die Züge steigen. Derzeit sei die Zahl der fahrenden Züge um 20 Prozent reduziert, innerhalb von drei Tagen könne man jedoch auf Vollbetrieb schalten.
In der Zwischenzeit haben Matthä und sein Vorstandskollege Arnold Schiefer trotzdem genug zu tun. Das ursprüngliche Budget, das sie für 2020 erstellt haben, können sie in den Papierkorb werfen. Bis Mitte Mai soll ein neues fertig sein. Habe man zuvor mit einem Vorsteuergewinn in Höhe von 100 Millionen Euro gerechnet, so werde sich das nun nicht mehr ausgehen, so Schiefer.
Berichte über eine Staatshilfe in Höhe von 250 bis 500 Millionen Euro, wie kolportiert wurde, weist er zurück. Die ÖBB würden ja weiter fahren und nicht, wie zum Beispiel die AUA, stillstehen. Es gebe die üblichen Verhandlungen mit Bund und Ländern über die gewünschten Fahrleistungen und deren Abgeltungen. Abgesehen davon sei die Finanzsituation der ÖBB ausgezeichnet, da die Republik mit ihrer Bonität hinter den Krediten und Finanzierungen stehe.
Die aktuelle Entwicklung sei für die ÖBB auch deshalb bitter, weil man ein Jahr der Rekorde hinter sich habe, so Schiefer. Mit einem Gewinn von 168,5 Millionen Euro bilanzierte der Konzern 2019 zum achten Mal in Serie positiv. Mit 477 Millionen Fahrgästen wurde ein Höchststand erreicht, die Pünktlichkeits- und Zufriedenheitswerte seien exzellent gewesen.
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