Zugfahren wird ab Jänner teurer

Die ÖBB erhöhen Preise für Einzelfahrten um durchschnittlich zwei Prozent. Auf einigen Langstrecken-Verbindungen muss der Fahrgast noch tiefer in die Tasche greifen.
Bei den ÖBB die Ticketpreise für Einzelfahrten um durchschnittlich zwei Prozent.

Die ÖBB sind dabei, kräftig aufzuräumen und lichten ab 1. Jänner 2014 den Tarifdschungel: Statt bisher 61 verschiedenen Tarifen, wird es dann nur noch 31 geben. Das soll vor allem den Kunden entgegenkommen, die sich im Dickicht von Angeboten oft verloren fühlen und die Preise nicht nachvollziehen können.

Als Begleiterscheinung werden jedoch einige viel genutzte Strecken teurer. Eine Fahrt von Wien nach St. Pölten wird künftig 0,70 Cent mehr kosten. Von Wien nach Linz muss man stolze 3,40 Euro mehr berappen. Die ÖBB beruhigen aber. Denn „die Preiserhöhungen gelten nicht für Pendler“, sagt Pressesprecher Michael Braun.

Pendler verunsichert

Die Pendler sind diesbezüglich aber skeptisch. „Ich fahre jeden Tag von St. Pölten nach Wien und bezahle mit Vorteilscard und Studenten-Ermäßigung 80 Euro pro Monat. Das ist jetzt schon viel zu hoch. Ich fürchte, dass die Pendler-Tarife nach gewisser Zeit auch steigen werden, wenn die anderen Tarife höher sind“, sagt David Strommer, kurz bevor er am Westbahnhof in einen Zug steigt. Dass es tatsächlich bald auch für Pendler teuer werden könnte, wird seitens der zuständigen Stellen dementiert. Und obwohl der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) die neuen Tarife grundsätzlich begrüßt, will man baldige Teuerungen für Pendler dort aber nicht ausschließen: „Erfahrungsgemäß werden die Tarife mit den Sommer-Fahrplanänderungen erhöht. Das wäre dann im nächsten Juni“, erklärt Christian Gratzer vom VCÖ. Grundsätzlich freut man sich beim Verkehrsclub, dass die Preiserhöhung mit zwei Prozent moderat ausgefallen sei. Man habe mit mehr gerechnet.

Auto bald billiger?

Mit der Preissteigerung bei Einzelfahrten wird die Frage nach „Zug oder Auto“ wieder lauter. „Ich fahre nur hin und wieder von Wien nach Linz. Wenn es jetzt so viel teurer wird, dann rentiert es sich schon fast wieder mit dem Auto zu fahren. Vor allem wenn mehrere Personen reisen“, meint Sabine Konyen, als der KURIER sich am Westbahnhof bei den Reisenden umhört. „Das Service im Zug ist zwar besser geworden, aber das Reisen mit dem Auto ist immer noch am bequemsten. Wenn die Preise steigen, hat man keinen Grund mehr, Bahn zu fahren. Vor allem weil es oft auch länger dauert“, meint Paul Tolazzi aus Villach. Der Grundtenor der Reisenden ist durchaus ähnlich: Die Bahn ist besser geworden, aber die Verteuerungen tragen nicht zu einem ausgeglichenen Preisleistungsverhältnis bei.

Neben den Tarifen wird ab Jahresbeginn vor allem die Vergünstigungskarte der ÖBB neu gestaltet. Von den acht verschiedenen Varianten werden vier gestrichen. Ab dann gibt es nur mehr die Vorteilscard Classic, Jugend, Senior und Family. Bei letzterer wird es eine Innovation geben, die sich neuen Familien-Konzepten anpasst. In Zukunft wird bei der Family-Vorteilscard nämlich auf Patchwork-Familien Rücksicht genommen. Ein Erwachsener kann mit bis zu 50 Prozent Rabatt maximal zwei Kinder zwischen sechs und 14 Jahren gratis mitnehmen. Das müssen aber nicht mehr wie bisher die eigenen Sprösslinge sein. Kinder unter sechs Jahren fahren weiter gratis mit.

Tiefer in die Tasche greifen müssen hingegen Senioren. Ihre Vergünstigungskarte wird um 2,10 Euro teurer. Außerdem bekommen sie die Karte erst ein Jahr später, nämlich mit 61 Jahren. „Wir haben uns für eine Anhebung der Altersgrenze entschieden, weil wir uns an die anderen Verkehrsbetriebe anpassen wollen. Die Preiserhöhung liegt daran, dass wir die Senioren-Vorteilscard schon seit zehn Jahren nicht teurer gemacht haben und den Preis nun anpassen mussten“, erklärt Michael Braun von den ÖBB. Nur Mindestpensionisten erhalten die Karte weiterhin gratis.

Vereinfachung

Zugfahren wird ab Jänner teurer
Vorteilscard neu
Eine weitere markante Änderung wird das Design der Karte betreffen: Alle neu ausgestellten Karten haben nämlich kein Porträtfoto auf der Vorderseite. Stattdessen muss der Besitzer einen gültigen Lichtbildausweis herzeigen, erklärt Braun weiter: „Wir haben uns dafür entschieden, weil der Aufwand, sowohl für die Kunden als auch für uns, zu groß war und es keinen wirklichen Nutzen gab. Es hat ohnehin jeder einen Lichtbildausweis bei sich.“ Einfacher zu bekommen ist die beliebte Karte jetzt auch: Die kann künftig online bestellt werden.

Wer ein Smartphone hat, kann zudem die Karte über die ÖBB-Ticket App vorweisen. Die Westbahn kündigte an, ihre Tarife ebenfalls „anpassen“ zu wollen.

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