"Ehrgeizige Ziele": Baumarktkette Obi setzt Fokus auf Online-Geschäft
Der Einzelhandel verlagert sich immer mehr ins Internet. Dabei sind auch die heimischen Baumärkte keine Ausnahme. Auch für die Baumarktkette Obi ist der Onlinehandel schon seit mehreren Jahren das stärkste Wachstumsfeld.
Künftig will der Handelskonzern aus Deutschland noch stärker auf digitale Entwicklung setzen. "Da haben wir sehr ehrgeizige Ziele", sagt Mike Sgundek, Geschäftsführer von Obi Österreich, im Gespräch mit dem KURIER.
Neben den eigenen Online-Shop der Kette soll deswegen im Frühling 2026 ein neuer Marktplatz gelauncht werden. Dieser funktioniert nach dem Vorbild des US-amerikanischen Konzerns Amazon und gibt auch anderen Unternehmern die Möglichkeit, ihre Produkte über die Obi-Plattform zu verkaufen.
Das Sortiment werde die Kette damit "erheblich ausweiten", trotzdem soll sich der Marktplatz an Heimwerker und Profis richten.
Online-Umsatz im hohen achtstelligen Bereich erwartet
Vom Ausbau des digitalen Angebots verspricht sich Sgundek "sehr gutes Potenzial". Der Geschäftsführer erwartet im kommenden Jahr einen Online-Umsatz "im hohen achtstelligen Bereich", wie er sagt.
Stationär werde das Geschäft wiederum immer schwieriger. Es gäbe bei den Baumarktfilialen kaum noch weiße Flecken in Österreich. Auch die Zahl der Obi-Standorte ist seit Jahren stabil. Die Grenzen, bis zu denen Wachstum möglich ist, seien längst erreicht, so Sgundek.
Der Markt stagniere wegen der Kaufzurückhaltung. Zwar erreichte Obi im vergangenen Jahr ein leichtes Umsatzwachstum. „Wir sind aus der Vergangenheit aber ganz andere Wachstumsraten gewöhnt“, relativiert Sgundek.
Mike Sgundek, Geschäftsführer von Obi Österreich
Zugewinne gibt es nur durch Verdrängung der Konkurrenz
Der Konkurrenzkampf zwischen den Ketten am vergleichsweise kleinen Markt in Österreich sei hart. Zugewinne gebe es nur, wenn Mitbewerber verdrängt werden.
Aktuell ist in den Filialen das Vorweihnachtsgeschäft in vollem Gange. Dieses hat Obi heuer bereits im Oktober gestartet. Vor allem der Verkauf von künstlichen Christbäumen laufe gut, erzählt Sgundek, trotzdem spiele der Advent in den Baumärkten nur eine untergeordnete Rolle.
Denn dort sind traditionell die Monate April bis Juni am stärksten. „Wir machen einen großen Teil des Umsatzes im Frühling, wenn die Gartensaison anläuft. Da gehen die Umsätze jedes Jahr nach oben.“
Obi wurde durch die Baumax-Pleite zum klaren Marktführer
Die Baumarktkette, die heuer ihr 30-jähriges Bestehen feiert, sei seit 2015 der "klare Marktführer" in Österreich. Damals hat Obi nach der Baumax-Pleite 49 heimische Filialen des maroden Mitbewerbers übernommen.
Mittlerweile liegt der Marktanteil bei 35 Prozent. Die bestehenden Mitbewerber seien "erheblich kleiner".
Profitieren konnte Obi auch von der Kika/Leiner-Pleite 2024. Und das vor allem im Bereich der 27 Küchenstudios, die die Kette österreichweit betreibt: „Wir setzen auf neue Küchenstudios. Wir werden die Lücke nicht schließen, welche KIKA/Leiner hinterlässt, aber es ist für uns ein Wachstumsfeld“, sagt Sgundek.
Und auch einige Mitarbeiter, die von der Pleite betroffen waren, haben mittlerweile bei Obi angefangen, neun davon als Marktleiter. „Wir sind froh, dass wir viele Mitarbeiter bekommen konnten, weil es sich um exzellent ausgebildetes Personal handelt.“
Amazon, Temu und stationäre Diskonter verschärfen Wettbewerbssituation
Die Wettbewerbssituation unter den Baumärkten würde sich auch dadurch verschärfen, dass chinesische Billig-Plattformen wie Temu in den Markt hineindrängen. Die größere Konkurrenz seien aber stationäre Diskonter, wie Action, Tedi oder auch die Lebensmitteldiskonter mit ihrem Non-Food-Sortiment.
Als Reaktion auf die wachsende Konkurrenz baut Obi seinen "Preiseinstiegsbereich" immer weiter aus und erhöht die Anzahl der Artikel, etwa auch bei den Eigenmarken. „Kunden müssen nicht zum Diskonter gehen, um Baumarktartikel zu kaufen.“
Die anhaltende Sparsamkeit der Konsumenten kommt Obi aber auch zugute, etwa weil sie den Trend zum Heimwerken anheizt. „Wenn man kein Geld für den Handwerker ausgeben möchte oder kann, dann macht man es einfach selbst.“
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