Digitale Helfer im Test: KI-Einkaufsassistenten im Onlinehandel

Woman Shopping Online On Laptop
Amazon und Zalando bieten ihre Kunden schon länger digitale Unterstützung. Jetzt zog der Online-Supermarkt Alfies nach. Der KURIER hat die Tools der Handelsunternehmen getestet.

Wer beim Einkaufen eine kompetente Beratung suchte, ging bisher in ein Geschäft und kaufte Kleidung, Lebensmittel und Co. von geschultem Personal im stationären Handel. 

Mittlerweile versuchen auch Online-Händler, die zwischenmenschliche Komponente abzudecken und nutzen Künstliche Intelligenz (KI) in Form von Chatbots oder Bildersuch-Funktionen, um Kunden den digitalen Einkauf zu vereinfachen.

Was Konzerne Amazon und Zalando vormachten, gibt es mittlerweile auch beim heimischen Online-Supermarkt Alfies

Was können die digitalen Helfer tatsächlich und sind sie mehr als nur eine witzige Spielerei? Der KURIER hat den Test gemacht.

Die Künstliche Intelligenz im Supermarkt

Den Start macht der Alfies-Chatbot. Er liefert Rezeptvorschläge und bietet die benötigten Zutaten an, die per Mausklick in den Einkaufswagen befördert werden können. 

Die Empfehlungen für ein schnelles Abendessen (ein Omelett oder Gemüse-Reis) wirken brauchbar. Neben den Zutaten gibt das Programm Auskunft über  die Zubereitungsdauer, die enthaltenen Kalorien und die erwarteten Kosten auf einer Skala von einem bis vier Eurozeichen.

Auch bei der Partyplanung hilft der Chatbot und gibt eine Einschätzung, wie viel Fingerfood und Getränke benötigt werden. Die Mischung an Snacks geht von Minipizzas bis zur Käseplatte. 

Bei den Getränken geht die KI von trinkfreudigen Partygästen aus, denn für 20 Erwachsene braucht es laut Empfehlung 14 Flaschen Wein und Sekt, 24 Flaschen Bier und Spirituosen. 

Screenshot des Chats mit der Alfies-KI

Die Alfies-KI liefert Rezepte und gibt bei den Zutaten verschiedene Produkte zur Auswahl.

Rohrzucker aus Thailand, Birkenzucker aus Finnland

Für die meisten Produkte stehen mehrere Optionen zur Auswahl, nicht immer wird die gängigste zuerst angezeigt. So ist beim Rezept für ein Dessert der heimische Zucker an dritter Stelle hinter Rohrzucker aus Thailand und finnischem Birkenzucker. 

Alfies teilt auf KURIER-Nachfrage mit, dass das Ziel eine Reihung nach Relevanz sei, diese aber noch nicht perfekt funktioniere. An einer Verbesserung werde gearbeitet.

Einen Pluspunkt gibt es für die Beratung. So werden auf Nachfrage etwa die Unterschiede zwischen konventionellem und Bio-Gemüse erklärt und die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Waschmittel  aufgezählt. 

Neben Alfies arbeitet auch der Mitbewerber Gurkerl seit einiger Zeit an einem KI-Tool, das demnächst ausgerollt werden soll, teilt das Unternehmen dem KURIER mit.

Wenn die KI das Outfit aussucht

Nicht nur den Lebensmittelhandel erobert die KI, auch der Modehändler Zalando hat einen Chatbot im Programm. Dieser funktioniert im KURIER-Test anfangs gut. Auf die Frage nach einem Büro-Outfit kommen passende Blazer und Blusen.

Laut Angaben auf der Zalando-Website nimmt die KI das bisherige Kaufverhalten des Nutzers als Anhaltspunkt für Vorschläge. 

Im KURIER-Test scheint der Bot aber bei der Frage nach passenden Schuhen plötzlich das Geschlecht der weiblichen Testperson vergessen zu haben, denn es werden mehrere Herrenschuhe präsentiert . 

Auch kann die KI Produkte nicht nach dem Preis filtern: Auf den Hinweis, dass das Budget für die Schuhe bei 50 Euro liegt, schreibt der Chatbot, dass er „leider keinen Zugriff auf die aktuellen Preise der Produkte“ habe.

Lange Wartezeit auf die Antworten des Chatbots

Umso länger der Chat wird, umso länger werden auch die Wartezeiten auf die Antworten. Einige Anfragen später wirkt das Programm allgemein überlastet und liefert statt konkreten Vorschlägen nur schriftliche Beschreibungen der Kleidungsstücke. 

Darauf, dass die KI  eventuelle Fehler aufweist, weist Zalando gleich zu Beginn des Chats hin: „Ich bin in der Beta-Phase, ich lerne also noch!“

Dabei sei das reibungslose Funktionieren der KI für den Erfolg wichtig, wie Cordula Cerha, Handelsexpertin der Wirtschaftsuniversität Wien, im Gespräch mit dem KURIER erklärt.

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Cordula Cerha ist Handelsexpertin an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Kaufempfehlungen müssten für den konkreten Nutzer passend sein, denn: „Schlechte Beratung ist schlechte Beratung. Das ist im stationären Handel genauso wie bei der KI und fällt auf die Kompetenz des Händlers zurück.“

Expertin: "Das wird noch mehr werden"

Für Cerha handelt es sich bei den KI-Helfern nicht nur um einen kurzlebigen Trend. Im Gegenteil: „Das wird bleiben und es wird noch mehr werden.“ Neben den Chatbots, gebe es weitere nützliche KI-Anwendungen. 

Cerha verweist etwa auf ein Programm von Amazon, für welches ein Bild eines Gegenstandes hochgeladen wird, woraufhin die KI ähnliche Produkte vorschlägt. Diese Foto-Suche funktioniert im KURIER-Test mit Kleidungsstücken und auch mit Alltagsgegenständen problemlos.

Trotz der großen Nützlichkeit gebe es Grenzen für die KI-Anwendungen: „Wir wissen aus Studien, dass Einkaufen immer auch etwas mit Kontrolle zu tun hat. Kunden wollen nicht zu viel delegieren.“ 

Dabei findet die Expertin Lob für den Alfies-Chatbot, der mehrere Produkte vorschlägt und dem Nutzer die endgültige Kaufentscheidung überlässt.

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