Warnung vor Fake-Shops: Wie chinesische Händler Kunden in Österreich täuschen

Screenshot des Webshops Cecile Wien
Chinesische Händler tarnen sich im Netz als renommierte Modeboutiquen oder Lampenhersteller. Handelsvertreter warnen vor dem Betrug.

Zusammenfassung

  • Chinesische Händler tarnen sich als renommierte Firmen, um mit gefälschten Online-Shops Kunden zu täuschen.
  • Ghost Stores locken mit KI-generierten Bildern und Social-Media-Werbung, während Lieferprobleme und minderwertige Ware drohen.
  • Chinesische Online-Plattformen gewinnen an Popularität, besonders bei jungen Käufern, und verdrängen lokale Händler.

Die Website des Onlineshops Cécile zeigt zwei Frauen, die lächelnd vor einem Geschäftslokal stehen. Die vermeintliche Wiener Boutique soll geschlossen werden.  Im Abverkauf werden Kleidung und Schuhe zu günstigen Preisen online verkauft. 

Scrollt man auf der Seite weiter nach unten, fallen erste Unregelmäßigkeiten auf. So hat etwa eine der Frauen sechs Finger an einer Hand. Ein Indiz dafür, dass das Bild mithilfe einer Künstlichen Intelligenz (KI) erstellt wurde. Und das liegt nahe: Denn in der Realität gibt es wohl weder die beiden Frauen noch die Wiener Innenstadtboutique Cécile.

Die betrügerische Masche mit den Geistergeschäften

Es handelt sich bei dem Webshop um einen sogenannten Ghost Store (zu Deutsch: Geistergeschäft). Diese locken Kunden hauptsächlich über Social-Media-Werbung, etwa auf Facebook oder Instagram, auf ihre Websites. Dort vermitteln sie fälschlicherweise den Eindruck, es handle sich um ein Traditionsunternehmen mit Sitz in Österreich. Eine betrügerische Masche, um Konsumenten zu täuschen.

Ein Screenshot der Website https://cecilewien.at/

Bilder und Text auf der Website wirken KI-generiert. Indizien dafür sind generische Werbefloskeln und sechs Finger an einer Hand.

Rainer Trefelik, Handelsobmann in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), kritisiert die Fake-Shops: "Sie werben mit Abverkauf wegen Geschäftsauflösung oder Ähnlichem. Doch in Wahrheit gibt es diese Geschäfte gar nicht und hat sie auch nie gegeben." Stattdessen stammen die dahinterstehenden Unternehmen aus dem Ausland, meist aus China.

Trefelik verweist etwa auch auf Shops wie den Lampenhandel Lumelia, bei dem im Impressum eine Adresse in der chinesischen Stadt Chaozhou angegeben ist. Bei anderen Ghost Shops sucht man das - für Unternehmen eigentlich verpflichtende - Impressum vergeblich. So etwa beim Kleidershop Schneider Salzburg, der ebenfalls mit KI-generierten Bildern und einem Fake-Geschäftslokal wirbt.

Bei Cécile verweist das Impressum auf eine deutsche Firma. Die Website mit denselben Produkten und Bildern gibt es auch in anderen europäischen Ländern, etwa in der Schweiz, wo die vermeintliche Boutique Léora heißen soll.

Ein Screenshot der Website https://leorazurich.com/

Website-Design und Bilder sind beim Schweizer Pendant dieselben. Nur der Name der Boutique unterscheidet sich.

Informationsplattform warnt vor zusätzlichen Kosten

Bestellen Kunden bei solchen Ghost Shops, erhalten sie im Normalfall die gekauften Artikel. Die Informationsplattform Watchlist Internet warnt aber vor langen Lieferzeiten und zusätzlichen Kosten, die auf Verbraucher zukommen könnten. Auch mit minderwertiger Ware und Problemen bei Retouren sei zu rechnen.

Auch Trefelik fürchtet durch die Ghost Shops einen Vertrauensverlust seitens der Konsumenten: "Das wirkt sich auch auf seriöse kleine Händler aus Österreich aus, wenn Kunden von solchen Anbietern enttäuscht werden."

Und das sei vor allem hinsichtlich der immer mächtiger werdenden ausländischen Onlineshops problematisch. 2024 gingen 65 Prozent der Online-Ausgaben aus Österreich an ausländische Händler. Vor allem chinesische Plattformen wie Shein, Aliexpress oder Temu erreichten dabei ein großes Plus.

Grafik über die Online-Ausgaben der Österreicher von 2018-2024

41 Prozent der Österreicher haben im vergangenen Jahr bei einer asiatischen Online-Plattform eingekauft, wie eine Studie der Johannes Kepler Universität im Auftrag der WKÖ-Bundessparte Handel ergab. Vor allem der chinesische Billigshop Temu verzeichnet ein rasantes Wachstum - und das über alle Alterskohorten hinweg.

Chinashops bei Jungen fast so beliebt wie Amazon

Am beliebtesten sind die asiatischen Anbieter bei den jungen Menschen zwischen 16 und 24 Jahren. Bei ihnen waren Shein, Temu und Co 2024 fast gleichauf mit dem dominanten US-Riesen Amazon. "Und der nächste Gamechanger aus China steht bereits in den Startlöchern", sagt Trefelik, und meint den Onlineshop des Sozialen Netzwerks Tiktok

Diesen gibt es in Österreich zwar bislang nicht, jedoch ist er seit 2023 in den USA und seit 2024 in Großbritannien wirtschaftlich sehr erfolgreich. Seit März 2025 kann auch im Nachbarland Deutschland über Tiktok geshoppt werden.

Insgesamt lag der Onlinehandel 2024 bei zehn Prozent und damit leicht über dem Vor-Corona-Niveau. Vor allem Bekleidung, Schuhe und Möbel werden gerne im Netz gekauft. Lebensmittel spielten hierzulande beim digitalen Kauf auch 2024 eine untergeordnete Rolle.

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