Geschlossene Geschäfte: Handelsverband fordert Sperre von Temu und Shein

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Der Leerstand hat vor allem in Kleinstädten laut einer aktuellen Studie dramatisch zugenommen. Händler machen dafür auch chinesische Billiganbieter verantwortlich.

Zusammenfassung

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  • Der Handelsverband fordert eine Sperre von Temu und Shein in Österreich wegen systematischer Gesetzesverstöße.
  • Die Leerstandsquote in Kleinstädten erreicht mit über 15 Prozent ein Rekordniveau, während der Modehandel flächenmäßig schrumpft.
  • Obwohl die Gesamtshopflächen leicht wuchsen, wird ein weiterer Rückgang der Verkaufsflächen erwartet, da hohe Leerstandsquoten Alternativnutzungen begünstigen.

Der Leerstand in den Einkaufsstraßen nimmt in Österreichs Städten zu, in Kleinstädten hat er mit einer Leerstandsquote von mehr als 15 Prozent laut dem City Retail Report des Beratungsunternehmens Standort+Markt ein Rekordniveau erreicht. 

Die Situation sei besorgniserregend, sagte Handelsverbandsgeschäftsführer Rainer Will. Er macht dafür auch chinesische Billiganbieter wie Temu und Shein verantwortlich und fordert eine Sperre der Online-Handelsplattformen aus Fernost in Österreich.

Systematische Gesetzesverstöße

Wenn jemand systematisch, wiederholt und schwerwiegend gegen EU-Gesetze verstoße und Sanktionen und Strafen nicht wirken, müsse die letzte Konsequenz eine Sperre sein, sagte Will. Die Vorwürfe gegen die chinesischen Billiganbieter reichen vom Verkauf gesundheitsgefährende Produkte über die Umgehung von Zollfreigrenzen bis zu irreführenden Behauptungen zu Preisreduktionen und zur Warenknappheit. Im September wurde deshalb auch eine Beschwerde bei der Bundeswettwerbsbehörde eingebracht. Diese Anbieter schaden uns seit Jahren, sagte Will: "Wir müssen mutiger sein und die Stopptaste drücken."

Will verweist auch auf Frankreich, das 2021 vorübergehend den Billiganbieter Wish aus Suchmaschinen und App-Stores verbannte. Gegen Temu und Shein laufen auch Verfahren der EU-Kommission. Große politische Fragen seien aber noch ungeklärt, kritisierte der Handelsverbandsgeschäftsführer. "Wenn man nicht in der Lage ist, geltendes Recht durchzusetzen, muss man sperren."

"Sonst gehen die Innenstädte krachen"

Es sei an der Zeit ein Zeichen zu setzen, meinte auch Hannes Lindner, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Standort+Markt. Sein Institut hat Shoppingflächen und Leerstand in Österreichs Städten erhoben. "Schluss mit lustig", lautet sein Resümee: "Wenn wir jetzt nicht an Stellschrauben drehen, gehen die Innenstädte krachen."

Auf den ersten Blick wirken die Zahlen nicht allzu alarmierend. Insgesamt sind die Shopflächen in österreichischen Innenstädten im vergangenen Jahr sogar leicht - um 0,26 Prozent - gewachsen. Das verdankt sich allerdings ausschließlich dem Shoppingtempel Vio Plaza, der im vergangenen Jahr in Wien Meidling eröffnete. Ohne das Einkaufszentrum im 12. Wiener Gemeindebezirk hätte man, wie auch in den vorangegangenen 6 Jahren einen Rückgang verzeichnet, konkret um 0,37 Prozent. Seit 2014 ist der Flächenanteil von Einzehändlern in den österreichischen Citys von 72,8 Prozent auf 65,5 Prozent gesunken

Modehandel "stirbt weg"

Während der Lebensmittelhandel flächenmäßig zulegte, gab es  im Modehandel einen Rückgang. Seit 2014 gingen in der Branche mehr als 120.000 Quadratmeter verloren, wie Lindner vorrechnete. Der Flächenanteil des Fashion-Segements ist auf 26,2 Prozent gesunken. Lindner spricht von einer „scheibchenweisen Demontage“, weil Billigware aus Fernost Österreich überschwemme: „Der Modehandel stirbt weg.“

65,5 Prozent beträgt der  Flächenanteil von Einzelhändlern in Österreichs Citys. 2014 waren es noch 72,8 Prozent.

123.000 Quadratmeter  (fast ein Fünftel) seiner Verkaufsfläche hat allein der Modehandel in dieser Zeit eingebüßt.

Top-Einkaufstraßen
Mit einer Verkaufsfläche von 211.800 führt die 

  • Wiener Mariahilfer Straße das Ranking der Einkaufsstraßen vor der 
  • Wiener City (210.500 ) und 
  • Graz (169.100 ) an.  
  • Linz (141.500 ), 
  • Innsbruck (114.100 ) und 
  • Klagenfurt (92.100 ) folgen.

Leerstand gewachsen

Gewachsen sind hingegen die Leerstände in den Einkaufsstraßen. Besonders dramatisch in den Kleinstädten, wo die Leerstandsquote einen Rekordstand von 15,6 Prozent erreichte. In manchen Kleinstädten, darunter Hartberg, Bruck an der Mur oder Knittelfeld, liegt sie sogar bei deutlich über 30 Prozent, wie es in dem "City Retail Report" von Standort & Markt heißt. Österreichweit wird sie in den untersuchten Innenstädten mit 5,5 Prozent beziffert, ein Zuwachs von 0,6 Prozentpunkten. 

Weiterer Rückgang der Verkaufsflächen erwartet 

Hohe Leerstandsquoten seien auch Vorboten für einen Rückgang der Shopflächen, sagt Lindner. Vermieter suchen dann nach Alternativlösungen, also Büros, Lagerräume oder Arztpraxen. Er rechnet für das nächste Jahr mit einer tiefroten Verkaufsflächenbilanz. 

Dabei gehe es nicht darum, hartnäckig um jeden Shop zu kämpfen, sagte der Berater. Er empfiehlt einen geordneten Rückzug und gezielte Strategien zur Transformation in Richtung einer multifunktionialen Nutzung der City, auch abseits des Einzelhandels.

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