Oberbank: Mit Ausdauer durch unruhigen Markt

Oberbank: Mit Ausdauer durch unruhigen Markt
Oberbank-Chef Gasselsberger hält als begeisterte Sportler auch "seine" Bank fit. In Wien will die Regionalbank bald 30 oder mehr Filialen haben.

Während andere Banken sinkende Gewinne oder gar Verluste melden, steigert die Oberbank ihren Profit. Ihr Vorstandschef Franz Gasselsberger erzählt dem KURIER, welche Expansionspläne die Regionalbank hat, warum er niemals eine andere Bank übernehmen würde und warum er sich in zwei Wochen sportlich als toller Hecht fühlen könnte.

KURIER: 2011 war für die Oberbank ein Superjahr, haben Sie bei der Präsentation der Bilanz diese Woche gesagt. Was machen Sie anders als viele Konkurrenten?
Franz Gasselsberger: Wir sind eine Regionalbank mit dem Kernmarkt Oberösterreich und Salzburg und sind nicht, so wie andere, frühzeitig nach Osteuropa gegangen. Wir haben mit der Auslandsexpansion in Bayern begonnen. Bayern und Wien sind sehr ertragreiche Märkte. Zu den wirklichen Sünden von Banken gehört, wenn sie andere Banken zu teuer kaufen. Diese Sünden haben wir nicht begangen.

Sie würden also nie eine andere Bank kaufen?
Nein, nie. Wir wachsen organisch und eröffnen eine Filiale nach der anderen. In den vergangenen fünf Jahren waren es 50 neue Filialen. Man sieht ja bei anderen: Da wurde Expansion zu teuer erkauft. Manche haben da Grundprinzipien vernachlässigt, haben sich aber als Helden feiern lassen. Es gibt aber keine Genies. Die Oberbank ist die älteste selbstständige Bank-Aktiengesellschaft in Österreich. Und zur Unabhängigkeit gehört auch, dass man nicht auf fremde Hilfe (Geld vom Staat, Anm.) angewiesen ist. Wenn ich auf fremde Hilfe angewiesen wäre, hätte ich das Gefühl, dass ich versagt habe.

Ungarn ist ein ganz schwieriger Markt. Sie sind dort mit sechs Filialen vertreten. Was hat Sie die Zwangskonvertierung der dortigen Fremdwährungskredite gekostet?
Das waren 200.000 Euro. In Ungarn gibt es bei Bank und Leasing überraschend gute Ergebnisse. Wir sind erst seit 2007 in Ungarn und haben schon im Vorjahr eine schwarze Null erreicht. Heuer werden wir deutliche Gewinne schreiben. Wir profitieren davon, dass andere Banken weniger Kredite vergeben und Filialen schließen. Eine weitere Expansion in Ungarn ist vorerst aber nicht geplant.

Bei der Expansion in Wien steigt die Oberbank gerade ziemlich aufs Gas. Warum?
Wie gesagt, Wien ist ein profitabler Markt. Außerdem ist der Personalmarkt in Wien durch den Mitarbeiterabbau in den Problembanken stark in Bewegung gekommen. In Wien prüfen wir vier oder fünf weitere Standorte, mit Jahreswechsel werden wir bei 20 oder 21 Filialen sein. Ziel sind 30 oder 32 Filialen. Damit wären wir die Nummer 5 oder 6 in Wien, dann sieht man auch das Gesicht der Oberbank am Wiener Markt. Unsere Bilanz ist frei von Überraschungen. Das kommt bei den Kunden gut an.

Oberbank: Mit Ausdauer durch unruhigen Markt

Drücken Sie auch bei der Expansion in Bayern aufs Tempo?
Dort haben wir jetzt 22 Filialen und wollen auf 30 kommen. Das Entscheidende ist immer: Kriege ich gutes Personal oder nicht. In Bayern ist der Personalmarkt derzeit nicht so flüssig wie der in Wien. In Bayern wird daher heuer vielleicht keine Filiale mehr dazu kommen.

Die Oberbank hat im Vorjahr knapp 100 Millionen Euro aufgewendet, um sich an der Amag zu beteiligen und die Anteile an voestalpine und Lenzing aufzustocken. Bauen Sie ein Beteiligungsreich auf?
Nein, wir sind bei der Beteiligungspolitik sehr restriktiv. Mit kleinen Anteilen an oberösterreichischen Unternehmen helfen wir mit, Arbeitsplätze zu sichern und sichern unsere Stellung als Hausbank ab.

Die Raiffeisenlandesbank OÖ will unter ihrem neuen Chef Heinrich Schaller ihr Beteiligungsportfolio straffen. Werden Sie der Konkurrenz etwas abkaufen?
Ich schließe nichts aus, aber wir gehen Beteiligungen wirklich nur sehr restriktiv und ausnahmsweise ein.

Wird die Oberbank auch heuer den Gewinn steigern können?
Ich bin ein begeisterter Sportler und sage immer, die nächste Bilanz muss immer besser sein als die letzte. Heuer wird es aber schon ein Erfolg sein, wenn wir den selben Ertrag erreichen wie 2011. Die Spannen sinken zwar europaweit, in Österreich sind sie aber besonders unter Druck. Die Volksbanken müssen höhere Zinsen zahlen, um an Kunden zu bekommen. Das spürt die ganze Branche.

Die nächste Bilanz muss besser sein, sagen Sie. Gilt das auch, wenn Sie in zwei Wochen wieder beim Halbmarathon in Linz antreten?
Im Vorjahr bin ich 1:34:20 gelaufen, das sind 13,4 km/h, eigentlich flott. Wenn ich heuer diese Zeit wieder erreiche, dann bin ich ein toller Hecht.

Teil der 3-Banken-Gruppe

Die Oberbank gibt es seit 1869. Aktuell verfügt sie über 150 Filialen in Österreich, Bayern, Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Andere Regionen sind in den nächsten Jahren kein Thema. Danach könnte die Expansion in andere deutsche Bundesländer folgen.

Die Bank gehört zur 3-Banken-Gruppe, zu denen auch die viel kleineren Institute Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV) und die BKS Bank (Kärnten, Steiermark) gehören und mit denen es Überkreuz-Beteiligungen gibt. Größer Einzelaktionär der Oberbank ist mit knapp einem Drittel die Bank Austria. Gut 19 Prozent sind im Streubesitz, die Stammaktie notiert seit 1986 an der Wiener Börse.

2011 hat die Bank den Vorsteuergewinn um 10,1 Prozent auf 126 Millionen und den Nettogewinn nach Steuern um 13,1 Prozent auf 111,2 Millionen Euro gesteigert.

Bis zum Jahr 2020 will Vorstand Gasselsberger den Frauenanteil an den Führungskräften von 20 auf 40 Prozent steigern. Auch Halbtags-Führungspositionen werden angeboten.

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