Oberbank gibt bei Filialen und Krediten Gas

Interview mit Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank.
Der Oberbank-Chef Franz Gasselsberger hat "Gott sei Dank kein Kostenproblem" und expandiert kräftig.

Die Oberbank hat vor Kurzem die dritte Kapitalerhöhung innerhalb von eineinhalb Jahren durchgeführt. Franz Gasselsberger, seit fast 15 Jahren oberster Chef der Bank, erzählt, wer bei den Aktien zugegriffen hat, warum er im Gegensatz zu manchen Konkurrenten auf Expansion setzt und was er von Bankomatgebühren hält.

KURIER: Wo sind die Aktien aus der Kapitalerhöhung gelandet?

Franz Gasselsberger: Vor allem bei Kunden und bestehenden Aktionären. Aber auch bei Mitarbeitern; fast alle Mitarbeiter sind Aktionäre.

Wie viel Oberbank gehört Ihnen selbst?

Ich habe schon 1990 mit der ersten Mitarbeiterbeteiligung begonnen. Jetzt sind es schon Oberbank-Aktien für rund eine halbe Million Euro.

Hat der frühere Hauptaktionär, die Bank Austria, auch gekauft?

Nein, dadurch ist der Anteil der Bank Austria unter 30 Prozent gesunken. Der Streubesitzanteil ist von 33 auf 36 Prozent gestiegen.

Drei Kapitalerhöhungen in 18 Monaten – wofür braucht die Bank so viel Geld?

Da geht es um zwei Dinge: Wir wollen die Expansion und das starke Kreditwachstum absichern.

Wie viele Filialen sollen es noch werden?

Jetzt sind es 159 Filialen. Bis zum Jahr 2020 haben wir uns an die 180 vorgenommen.

Wollen Sie neue Regionen erobern?

Nein, wir setzen auf Regionen, in denen wir schon präsent sind. Der Fokus liegt dabei auf Deutschland, Ungarn, Tschechien und Wien.

Firmen haben sich lange beim Investieren zurückgehalten. Wie läuft das Kreditgeschäft bei der Oberbank?

Wir haben ein wirklich starkes Kreditwachstum, bei den Investitionskrediten gibt es ein Plus von zehn Prozent.

Warum ist die Oberbank da anders als manch andere Bank?

Bei geförderten Investitionskrediten sind wir sehr stark, da halten sich andere Banken zurück. Bei ERP-Krediten (ERP = Europäisches Wiederaufbauprogramm) ist die Oberbank Nr. 1 in Österreich. Dazu kommt die Schnelligkeit einer Regionalbank. Und natürlich auch die Gunst der Lage.

Welche Lage?

Wir profitieren von der guten Sonderkonjunktur in Oberösterreich. Und wir profitieren davon, dass das Wirtschaftswachstum in Bayern und in Tschechien drei Prozent und mehr ausmacht.

Steigt mit dem Kreditgeschäft nicht auch das Risiko für die Bank?

Die Risikosituation ist sehr günstig. Die Non-Performing-Loans-Rate liegt bei nur drei Prozent. Wir haben die unternehmerische Freiheit für Wachstum, weil wir keine Baustellen aus der Vergangenheit haben.

Apropos Wachstum, gibt es nicht zu viele Banken in Österreich?

Ja, es gibt zu viele Banken, aber es gibt zu wenige Oberbanken. Gott sei Dank haben wir kein Kostenproblem.

Aber werden Filialen nicht immer unwichtiger?

Die Filiale ist auch in Zukunft wichtig, weil es hier um Vertrauen und Gespräche mit Kunden geht. Hier kann die ganze Breite der Dienstleistungspalette angeboten werden, für Privat- und Kommerzkunden.

In Bankkreisen wird immer wieder über Negativzinsen für hohe Spareinlagen diskutiert. Werden Sie Geld von Sparern verlangen?

Als sicherer Hafen sind wir im Moment sehr gesucht. Negativzinsen kommen aber höchstens bei Großkunden mit Einlagen von 20 Millionen infrage. Wir haben das Problem nicht so sehr wie andere, weil wir ein hohes Kreditwachstum haben.

Negativzinsen andersrum – werden Banken noch was drauflegen müssen, wenn ein Kunde sich Geld ausborgt? Es könnte entsprechende Urteile geben.

Wenn Spareinlagen verzinslich sein müssen, dann sind auch Kredite ein verzinsliches Geschäft. Für eine funktionierende Volkswirtschaft brauchen wir gesunde und ertragreiche Banken.

Viel Aufregung gab es heuer über Bankomatgebühren. Was halten Sie davon?

Ich bin gegen eine gesetzliche Regelung, aber für Transparenz, das heißt, eine nüchterne Kennzeichnung, ob eine Gebühr eingehoben wird oder nicht. Aber der Ärger, den man sich mit so einer Gebühr einhandelt, zahlt sich nicht aus.

In Deutschland werden Hypothekarkredite jetzt wieder etwas teurer. Was erwarten Sie für Österreich?

Die Experten schwanken, ob man schon von einer Zinswende sprechen kann. Kunden ist aber eine Zinsabsicherung zu empfehlen.

Und die Sparzinsen?

Da wird sich in nächster Zeit kaum etwas tun. Die Botschaft, dass sich Sparen nicht lohnt, ist fatal und schlecht für die Verteilungsgerechtigkeit.

Der gebürtige Oberösterreicher Franz Gasselsberger startete 1983 bei der Oberbank. 1998 wurde er in den Vorstand, 2002 zum obersten Chef bestellt. Heuer wurde der Vertrag des 57-Jährigen vorzeitig bis Mai 2022 verlängert. Gasselsberger ist verheiratet und Vater von drei Töchtern. Der sportliche Banker liebt Laufen und erobert gerne Berggipfel.

Die Oberbank ist seit 30 Jahren an der Wiener Börse notiert. Bei den wertvollsten Unternehmen an der Börse belegt die Bank Rang 13. Die Kernkapitalquote macht rund 15,5 Prozent aus.

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