Nowotny: "Sind aus dem Gröbsten heraus"

Moderator Helmut Brandstätter mit OeNB-Chef Ewald Nowotny und Franz Schellhorn (Agenda Austria)
Der Euro ist sicher, sagt der OeNB-Chef. Aber Gefahr der "Blasenbildung".

Die gute Nachricht zuerst: Der Euro ist gesichert. Da waren sich die rund 200 Fachleute aus der Finanz- und Wirtschaftswelt einig, die Mittwoch und Donnerstag beim Spängler Iqam Invest Forum in Salzburg tagten. Unter ihnen der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny. "Wir sind aus dem Gröbsten heraus", meinte er.

Problematisch sei aber das lang anhaltend niedrige Zinsniveau. Warum Geld anlegen, wenn es praktisch keine Zinsen dafür gibt? Droht Österreich eine Deflation (also eine Spirale aus sinkenden Preisen und Löhnen mit folgender Rezession), wie sie in fünf Ländern der Eurozone (u. a. Italien) bereits eingetreten ist? Für Österreich gilt das mit der EU-weit höchsten Teuerung wohl nicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) macht sich trotzdem Sorgen.

Abwärtssog

Aber was kann die EZB tun? Wenig, meinte Nowotny nüchtern. In Wahrheit könne sie nur auf Preisstabilität setzen. Mittelfristig strebt die EZB für Preisstabilität und Wirtschaftswachstum eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an. Der Euroraum ist aber weit davon entfernt. Ein weiterer Faktor für die Abwärtsspirale ist der Wechselkurs zum US-Dollar, aktuell 1,37. Importe von außerhalb der Eurozone werden billiger, die Spirale dreht sich weiter nach unten.

Am 5. Juni findet die nächste EZB-Sitzung statt. EZB-Chef Mario Draghi hat dafür schon angekündigt, im Kampf gegen eine zu lange Phase tiefer Inflation auch "unkonventionelle Instrumente einzusetzen".

Eine Möglichkeit wäre, so der OeNB-Gouverneur, den Leitzins, der bereits mit 0,25 Prozent auf einem Rekordtief ist, weiter zu senken – womöglich sogar auf 0,1 Prozent. Im Raum steht auch, dass die EZB einen Negativzins einführen könnte. Das heißt: Banken müssten einen "Strafzins" zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Das soll die Kreditvergabe und damit Konjunktur und Inflation ankurbeln.

Platzt die Aktienblase?

Aufgrund niedriger Zinsen, so meinen die Experten, wachse die Gefahr einer Aktien- und Immobilienblase. Wie das enden kann, habe der Untergang von Lehman Brothers 2007/2008 gezeigt.

Kritik an Österreich kommt vom Chef des wirtschaftsliberalen Thinktanks Agenda Austria, Franz Schellhorn: Die Regierung habe es verschlafen, das niedrige Zinsniveau für Reformen und Investitionen zu nutzen, sagte er. "Die Firmen schauen, was die Regierung tut. Und da tut sich leider wenig Investitionsanregendes." Das Signal sei derzeit: "Europa ist bald nicht mehr ,the place to be‘."

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