"Bei NOVOMATIC ist die Frauenquote kein Thema"

"Bei NOVOMATIC ist die Frauenquote kein Thema"
Die Wiener Rechtsanwältin Mag. Martina Flitsch ist seit März 2016 stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der NOVOMATIC AG. Im Interview erzählt sie, warum bei NOVOMATIC die kürzlich gesetzlich beschlossene Frauenquote im Aufsichtsrat längst Realität ist.

Frau Flitsch, Ende Juni hat die Regierung eine Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten börsennotierter und großer Unternehmen beschlossen. Bedarf es einer Quote?
Flitsch: Eine Frauenquote war bei NOVOMATIC nie Thema. Seit einigen Jahren schon besteht der fünfköpfige Aufsichtsrat aus drei Frauen. Unsere aktuelle "Frauenquote" ist 60 Prozent. Das kann sich immer ändern, zeigt aber, dass es bei NOVOMATIC keiner Einstellungsänderung bedarf. Die Frauenquote ist bei NOVOMATIC kein kontroversielles Thema. Das Unternehmen ist heute – aus Sicht der eben beschlossenen Gesetzeslage – vorbildhaft. Gleichzeitig liefert das Unternehmen den besten Beweis, dass es genügend Frauen gibt, welche die passende Kompetenz für ein Kontrollgremium besitzen.

Dabei unterliegen Aufsichtsräte bei NOVOMATIC, als weltweit agierendes Unternehmen, besonderen Regeln …
Richtig, wir haben branchenspezifische Besonderheiten. Das Top-Management, aber auch ich als Aufsichtsratsmitglied, unterliegen außergewöhnlichen Regeln. Von uns wird – insbesondere von amerikanischen Glücksspielbehörden - vollste Transparenz und Integrität verlangt. Dabei geht es zum Beispiel um finanzielle Angelegenheiten. Es werden alle Details der Gegenwart bis weit in die Vergangenheit geprüft. Einzelne Glücksspielbehörden sehen sich auch genauestens die Qualifikation der Aufsichtsratsmitglieder und ihre Arbeitsweise an. Erst wenn dies alles passt, bekommt das Unternehmen beispielsweise eine Glücksspiellizenz in einem US-Bundesstaat.

Zurück zur gesetzlichen Quote. Österreich folgt hier dem Beispiel Deutschland. Freuen Sie sich über diese Entwicklung?
Natürlich zeugt es von einem gesellschaftlichen Manko, wenn ein derartiges Gesetz notwendig ist. Insofern kann ich mich nicht darüber freuen. Tatsache ist aber auch, dass es vor Erlassung des Gesetzes eine gesetzliche Verpflichtung gegeben hat, den Aufsichtsrat unter Berücksichtigung von Diversitätsüberlegungen zu besetzen. Konkret hat das Aktiengesetz angeführt, dass bei Aspekten der Diversität auf die Vertretung beider Geschlechter im Aufsichtsrat zu achten ist. Auf Basis dieser Bestimmung wurde nun sogar eine Klage gegen ein österreichisches Unternehmen eingebracht, da bei der Neuwahl des Aufsichtsrats wiederum keine Frauen berücksichtigt wurden. Den Zivilprozess werde ich mit großer Spannung verfolgen.

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass es noch immer so wenig weibliche Aufsichtsratsmitglieder gibt?
Derzeit ist es so, dass sich die Suche neuer Aufsichtsratsmitglieder auf persönliche Kontakte einzelner Personen beschränkt. Bekanntschaften zählen oft mehr als erforderliche Qualifikationen. Tatsache ist aber, dass es eine ganze Reihe gut qualifizierter Frauen gibt, die auch großes Interesse haben, in Aufsichtsräten tätig zu sein. Die Frage ist aber, wie interessierte Frauen und suchende Unternehmen zueinander finden.

Was macht eigentlich das Mandat bei NOVOMATIC für Sie so spannend?
NOVOMATIC ist ein unglaublich dynamisches und facettenreiches Unternehmen. Von der Tischlerei bis zur Entwicklung von High-Tech Produkten findet sich alles wieder. Die Vorstände sind äußerst engagiert. Abgehobenheit existiert nicht, alle sind überdurchschnittlich detailliert in das operative Geschäft eingebunden. Das erfordert bei Aktivitäten in mehr als 70 Ländern ein hohes Arbeitspensum. Entscheidungen werden auf Basis sachlicher Kriterien rasch getroffen. Zudem ist das Unternehmen stark auf internationales Wachstum ausgerichtet. Das sind Punkte, die NOVOMATIC so spannend machen.

Wie viel Zeit nimmt die Tätigkeit eines Aufsichtsrates in Anspruch?
Ich denke, dass dies je nach Unternehmen unterschiedlich ist. Bei NOVOMATIC ist es gewünscht, dass man sich als Aufsichtsratsmitglied im gesetzlich zulässigen Rahmen aktiv einbringt. Dies ist durchaus sinnvoll, da man so das Unternehmen und das komplexe Umfeld besser verstehen lernt und damit seiner Aufgabe auch besser nachkommen kann. Außerdem ergibt sich zusätzlicher Arbeitsaufwand, wenn man in Aufsichtsratsausschüssen tätig ist.

Also bleibt noch genügend Zeit, um in Aufsichtsräten anderer Unternehmen tätig zu sein?
In der Regel, ja. Ich habe auch immer wieder entsprechende Anfragen. Man sollte aber bei der Übernahme von Aufsichtsratsmandaten nicht nur überlegen, wie man dies zeitlich schafft, die gesetzliche Kontrollfunktion erfüllen zu können, sondern auch, ob man zu dem Unternehmen bzw. seiner Tätigkeit passt. Und Freude machen sollte es allemal, wie bei NOVOMATIC.

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