Nexperia Chipkrise: EU ortet Fortschritte in Gesprächen

FILE PHOTO: Global semiconductor company Nexperia in Hamburg
In Technologie-Streit zwischen China und den Niederlanden soll die Lieferkette stabilisiert werden.

Zusammenfassung

  • EU-Kommission meldet Fortschritte bei Gesprächen über Nexperia zur Stabilisierung der Halbleiter-Lieferkette im Technologie-Streit mit China.
  • Autozulieferer wie Bosch und ZF bereiten wegen anhaltender Lieferengpässe bei Nexperia-Chips Kurzarbeit vor, während China Exportlockerungen in Aussicht stellt.
  • Die Autoindustrie hofft auf eine schnelle politische Lösung, bleibt aber wegen unklarer Lieferperspektiven vorsichtig und prüft alternative Bezugsquellen.

Die Gespräche über den niederländischen Chiphersteller Nexperia kommen nach Angaben der EU-Kommission voran. Er begrüße die Fortschritte bei Nexperia, die entscheidend für die Wiederherstellung der Halbleiter-Lieferkette seien, schrieb EU-Handelskommissar Maros Sefcovic am Montag auf der Plattform X. Die Arbeit an einer dauerhaften Stabilität ohne Exportkontrollen werde fortgesetzt.

Die niederländische Regierung hatte im vergangenen Monat die Kontrolle über den Chiphersteller übernommen und dies mit der Sorge vor einem Technologietransfer an die chinesische Muttergesellschaft Wingtech begründet. Der Streit um die Kontrolle über Nexperia, das große Mengen von Basischips für Elektronikkomponenten herstellt, führte zu Engpässen und alarmierte Autohersteller weltweit.

Kurzarbeit bei Bosch

Die Autozulieferer ringen trotz Entspannungssignalen aus Peking mit versiegenden Chiplieferungen des Herstellers Nexperia. Branchenführer Bosch erklärte am Montag, für den Standort Salzgitter habe das Unternehmen aus diesem Grund bei der Arbeitsagentur Kurzarbeit beantragt. "Im Werk Salzgitter reagieren wir flexibel auf Produktionsanpassungen. Dazu können wir bedarfsabhängig auf das bewährte Instrument der Kurzarbeit zurückgreifen, die wir entsprechend angemeldet haben."

Das Leitwerk für Motorsteuergeräte beschäftigt rund 1.400 Mitarbeitende. Wie viele vorübergehend die Arbeit ruhen lassen sollen, blieb offen. ZF Friedrichshafen bereitet unterdessen Kurzarbeit für mehrere deutsche Standorte vor. Beantragt sei sie bei der Bundesagentur für Arbeit bisher aber nicht, sagte ein Sprecher.

China will Exporte wieder zulassen

China hatte vor dem Hintergrund des Handelsstreits mit den USA und Sicherheitsbedenken der Niederlande, wo die frühere Philips-Tochter Nexperia sitzt, den Export von deren Chips Anfang Oktober untersagt. Der drohende Mangel des in der Autoindustrie massenhaft in Komponenten verbauten Basischips versetzte die Branche weltweit in Aufruhr. China, die USA und die Europäische Union setzten Bemühungen um eine politische Lösung in Gang. Am Samstag kündigte China an, Exporte ausnahmsweise wieder zulassen zu wollen.

Dafür müssen Unternehmen - in erster Linie die Autozulieferer, da die Autobauer zumeist die Halbleiter als Teil von Komponenten, aber nicht direkt selbst beziehen - Anträge stellen. Der aus Continental hervorgegangene Zulieferer Aumovio ist einem Insider zufolge unter den ersten Antragstellern. Das Prozedere könnte sich dem Insider zufolge etwas hinziehen. Zudem sei nicht klar, ob jedes Unternehmen grünes Licht bekomme. Ein Aumovio-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern.

Firmen hoffen auf Bewegung in politischen Gesprächen

ZF zeigte sich erleichtert, "dass offensichtlich Bewegung in die politischen Gespräche kommt" und Exportlockerungen für Nexperia-Chips im Raum stünden. Da aber unklar bleibe, wie schnell und in welchem Umfang eine Belieferung wieder anlaufen könne, bereite sich ZF "vorsorglich an einzelnen Standorten auf Kurzarbeit vor". Zuvor hieß es von der IG Metall, das Unternehmen verhandele über konkrete Regelungen zu Kurzarbeit mit dem Betriebsrat am ZF-Standort Schweinfurt, einem der größten von ZF in Deutschland, der unter anderem Komponenten für Fahrzeugantriebe fertigt.

Die Autoindustrie hatte vor Produktionsstopps gewarnt. Bosch zufolge werden Lagerbestände optimiert und alternative Lieferquellen genutzt. "Wir hoffen weiterhin auf eine schnelle Lösung zwischen den Beteiligten", ergänzte das Unternehmen. Auch Volkswagen bereitet sich auf Kurzarbeit vor. Der Konzern bekräftigte am Montag, der Lieferengpass habe bisher keine Auswirkungen auf die Produktion in den deutschen Werken der Marke VW. "Der Volkswagen Konzern beobachtet die Situation weiterhin und wird bei neuen Entwicklungen gegebenenfalls notwendige Maßnahmen ergreifen." Jüngste Gespräche zwischen den USA und China deuteten auf eine grundsätzliche Annäherung in Handelsfragen hin. Der Autobauer stehe auch weiterhin in Kontakt mit seinen Zulieferern und prüfe alternative Beschaffungsmöglichkeiten.

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