Sanierungsfall: Wie Humanic nach der Übernahme den Neustart schaffen will
Die Grazer Schuhhandelsgruppe Leder & Schuh, die unter den Marken Humanic und Shoe4You 210 Filialen in neun Ländern betreibt, wechselt die Eigentümer. Der slowenische Finanzinvestor Advance Capital Partners (ACP) und der slowenische Schuhhändler Mass wollen das österreichische Familienunternehmen mit 1.794 Mitarbeitern übernehmen. Der Abschluss der Transaktion soll im ersten Halbjahr 2026 erfolgen.
„Unser Ziel ist es, den Schuhhandel fit für die Zukunft zu machen und eine stabile Basis für nachhaltiges Wachstum zu schaffen. Mit Mass gewinnen wir einen starken und erfahrenen Partner, der unsere Vision teilt, während Advance Capital Partners uns die finanzielle Stabilität bietet, die für unsere weitere Entwicklung entscheidend ist“, sagt Armin Weger, seit Juli 2025 Vorstandschef der Leder & Schuh AG. „Ich freue mich sehr darauf, diesen Weg gemeinsam zu gehen und der Branche neue Impulse zu verleihen.“
132 Geschäfte in Österreich
Die neue Unternehmensgruppe will in den nächsten fünf Jahren 60 neue Filialen eröffnen.
Die Leder-&-Schuh-Gruppe, die 132 Geschäfte in Österreich betreibt, hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Die Anfänge gehen auf das Jahr 1872 zurück. Jahrzehntelang wurden in der Steiermark Schuhe erzeugt. Vor 30 Jahren stellte man die Produktion ein und zog sich auf das Filialgeschäft zurück. Vor 14 Jahren wurde die marode Stiefelkönig-Kette übernommen. Diese Marke verschwand später vom Markt.
Negatives Eigenkapital
Die oberste Gesellschaft des Leder-&-Schuh-Konzerns ist die MRHG Holding AG. Sie setzte im Vorjahr 311,72 Millionen Euro um. Die Verbindlichkeiten werden mit 119 Millionen Euro beziffert. Da die Schulden die Summe des Vermögens übersteigen, ergibt sich ein negatives Eigenkapital in Höhe von 33,75 Millionen Euro. Oder anders gesagt: Der Konzern ist ein Sanierungsfall.
Vor neun Jahren sicherte sich das Unternehmen beim Londoner Fonds Alchemy Special Opportunities eine mittelfristige Finanzierung. Dafür wurden die Aktien der Gesellschaft verpfändet. Die Briten sitzen auch im Aufsichtsrat.
Heuer wurde ein Betriebsmittelkredit in Höhe von 50 Millionen Euro und ein weiterer Kredit in Höhe von 33 Millionen Euro mit Cofag-Garantie verlängert – bis Mitte April 2026. „Dafür wurden alle Forderungen der Gesellschaft, Vorräte, sämtliche Bankkonten, alle Versicherungsverträge sowie die Gesellschaftsanteile an den österreichischen Tochterfirmen zu Gunsten des Bankenkonsortiums verpfändet“, heißt es in der Konzernbilanz.
110 Millionen Euro Umsatz
Damit die Finanzierung nicht vorzeitig gekündigt wird, muss Leder & Schuh bestimmte Kennzahlen und Vereinbarungen einhalten. „Aus der Sicht des Managements sind die derzeitigen Fristigkeiten der Kreditlinien geeignet, die Zahlungsfähigkeit der Leder-&-Schuh-Gruppe sicherzustellen“, heißt es in der Bilanz.
Der slowenische Schuhhändler Mass, der ACP gehört, wurde vor 35 Jahren gegründet und betreibt 79 eigene Filialen und Franchisegeschäfte der US-Marke Skechers in Slowenien, Kroatien und Österreich. Heuer sollen 110 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet werden. Die ACP wird alle bestehenden Bankdarlehen der Leder-&-Schuhe-Gruppe refinanzieren.
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