Neumayer: "Brauchen wieder mehr Industrie"

Neumayer: "Brauchen wieder mehr Industrie"
Der Generalsekretär der Industriellen, Christoph Neumayer, hofft auf Wachstums-Impulse der EU ohne neue Staatsschulden.

Investmentbanking ist out, Industrialisierung wird wieder in – Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer, ist überzeugt, dass es zu einer Trendwende kommt. "Eine der Hauptlehren aus der Krise ist, dass man einen industriellen Wertschöpfungskern braucht. Jene Länder, die eine höhere Industrie-Quote haben, sind schneller aus der Krise gekommen als die anderen", sagt Neumayer.

Die Frage des Industrie-Standorts Europa sei "eine der entscheidenden Zukunftsfragen", eine Trendumkehr sei notwendig: "Wir müssen die Industriequote nicht nur halten, wir müssen sie ausbauen. Wir brauchen wieder mehr Industrie in Europa als jetzt."
In diesem Zusammenhang warnt Neumayer davor, Grundstoffindustrie mit "schmerzhaft viel Umweltbürokratie" zu vertreiben.

"Die USA und Großbritannien fahren eine eine starke Reindustrialisierungsstrategie und rollen den roten Teppich aus. Dessen sollte man sich sehr, sehr bewusst sein." Die österreichische und deutsche Industrie sei sehr umweltfreundlich, und es sei deswegen gut für die Umwelt, wenn sie bleibt, wo sie ist: "Nirgends wird so umwelteffizient produziert wie hier bei uns."

Mit Blick auf China und Indien sagt Neumayer, Europa werde als Billig-Lohnstandort nicht reüssieren, das sei auch nicht Teil des europäischen Modells. Europa müsse seine hoch technologisierte Industrie forcieren. Neumayer: "Wir müssen danach trachten, die Innovativsten und die Schnellsten zu sein."

Impulse für einschlägige Investments erwartet sich Neumayer heute vom Wachstums-Gipfel in Brüssel (siehe Wirtschaftsteil) . Würden die Mitgliedsstaaten die Europäische Investitionsbank EIB in die Lage versetzen, zehn Milliarden Euro aufzuwenden, könnte man damit bis zu 180 Milliarden an privaten Investitionen auslösen. In diesem Zusammenhang unterstützt Neumayer die Idee von "Projektbonds", die zuletzt Finanzstaatssekretär Andreas Schieder in die Debatte einbrachte.
Hinzu kämen noch 82 Milliarden bereits vorhandene Mittel der EIB für Infrastruktur. Neumayer: "Da ist alles gefragt – von der klassischen Infrastruktur wie Bahn und Straße bis zur Telekommunikation, Breitband und neuen Stromnetzen."

Neumayer hofft, dass sich die Eurozone aus der Rezession, in die sie geschlittert ist, befreien kann: "Optimal wären zwei bis drei Prozent Wachstum, damit sich das auch positiv auf dem Arbeitsmarkt auswirkt. Aber zunächst geht es um eine Trendwende, um das Vertrauen, dass es wieder aufwärts geht."
Keinesfalls sollte Europa Wachstum mit neuen Staatsschulden erkaufen: "Europa braucht Vertrauen, der Investoren, der Unternehmer, der Bürger. Neue Schulden würden das Gegenteil bewirken."

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