Neues Gesetz zur Lehre: Regierung will die Ausbildung aufpeppen

Die Lehrlingsausbildung wird künftig stark um digitale Inhalte angereichert werden.
Morgen beschließt die Regierung das neue Berufsausbildungsgesetz. Dabei geht es um die Reform der Lehre.

Die Lehr-Inhalte der Lehre müssen künftig alle fünf Jahre überarbeitet werden. Das ist bisher nicht der Fall.  Der Lehrberuf des Dachdeckers wurde etwa zuletzt 1973 überarbeitet. Sprich: Dachdecker werden – zumindest theoretisch - noch immer so ausgebildet wie vor 46 Jahren. Mit dem neuen Gesetz will Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck „die Lehre an die Bedürfnisse des Marktes anpassen.“ Das Gesetz soll noch vor dem Sommer im Nationalrat beschlossen werden. 

Teilzeitlehre für Jugendliche, die Familienangehörige pflegen müssen

Das Gesetz ermöglicht auch eine Art Teilzeitlehre. Betroffen davon sind zum Beispiel  Lehrlinge, die Familienangehörige pflegen müssen. Wichtig ist Schramböck auch die Änderung von Begriffen. So ist künftig etwa statt „Lehrlingsentschädigung“ von „Lehrlingseinkommen“ die Rede. Dass es sich dabei um Kosmetik handelt, weist sie zurück. „Lehrlinge sind wertvolle Fachkräfte. Das wollen wir damit zum Ausdruck bringen.“

Parallel zum neuen Gesetz werden laut Wirtschaftsministerium derzeit alle rund 200 Lehrberufe bis Jahresende inhaltlich überprüft und notfalls angepasst. Grund:  Die Lehrberufe brauchen digitale Inhalte.  So werden etwa Maurer-Lehrlinge künftig im Fach Building Information Modelling ausgebildet. Denn Bauunternehmen konstruieren neue Gebäude heute vorab in einem digitalen Modell.

Auch neue Lehrberufe kommen

Auch weitere neue Lehrberufe soll es ab Herbst geben. Etwa den Fahrradmechatroniker zur Reparatur von Segways, Hoverboards, E-Scootern und eben Fahrrädern. Oder den Nah- und Distributionslogistiker.  Laut Schramböck sei hier die Post schon vorab an rund 100 Lehrlingen interessiert.

Schramböck will mit den neuen politischen Maßnahmen einmal mehr junge Frauen für den Lehrberuf begeistern. Mit dem neuen Lehrberuf E-Commerce sei das schon gelungen. „Von den derzeit 100 Lehrlingen in diesem Beruf sind bereits 40 Frauen.“ Nachgefragt sei dieser Job momentan vor allem im Handel, bei Banken, den Telekomfirmen und den Startups. 

10.000 Asylberechtigte brauchen einen Job

Generell ist in Österreich nur ein Drittel aller Lehranfänger weiblich. Und davon strebt nach wie vor fast die Hälfte der jungen Frauen einen traditionellen Job als Friseuse, Verkäuferin oder Bürokraft an. Zur Lehre animieren will Schramböck auch junge Asylberechtigte. Laut ihrem Ministerium haben  derzeit 10.000 Asylberechtigte unter 25 Jahren noch keinen Job. Diesen Donnerstag gibt es am Wifi in Linz dazu die nächste Jobbörse, bei der sich Asylberechtigte auf Vermittlung des Arbeitsmarktservice mit Unternehmensvertretern treffen können.

Eine weitere Zielgruppe für die Lehre sind die Maturanten. In Deutschland absolvieren rund  25 Prozent aller Abiturienten ein duales Studium verbunden mit einer Lehre. In Österreich sind es drei Prozent. In Oberösterreich werden deshalb gerade „Duale Akademien“ getestet.

Die Zahl der Lehrlinge steigt wieder

Die Zahl der Lehrlinge steigt seit dem Vorjahr. Konkret gibt es derzeit per Ende März in den österreichischen Betrieben 93.589 Lehrlinge. Das entspricht gegenüber dem März 2017 einem Plus von 2,8 Prozent. In den „Überbetrieblichen Lehranstalten“ (ÜBA) gibt 8.370 Lehrlinge. Gegenüber März 2017 ist das ein Minus von über zwölf Prozent.

Für Schramböck ein gutes Signal. Denn immer mehr Betriebe würden inzwischen verstärkt auf Lehrlinge aus den ÜBA zugreifen. In Vorarlberg hat demnach zuletzt jeder dritte Lehrling aus den „Überbetrieblichen“ nach einem Praktikum eine Lehre in einem Unternehmen erhalten.

Beschlossen wird morgen übrigens auch ein weiteres Startup-Paket. Dabei soll ein neuer Topf für staatlich gefördertes Risikokapital aufgesetzt werden. Zudem können sich künftig mehrere  Startup-Unternehmen, die sich einzeln einen Lehrling nicht leisten können, nun gemeinsam einen Lehrling beschäftigen. Finanziert wird die Lehre für Startups von der dahinterstehenden Institution, einem sogenannten Accelerator.

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