Neues Edelstahlwerk der voestalpine in Kapfenberg

Neues Edelstahlwerk der voestalpine in Kapfenberg
Voest will zwischen 330 und 350 Millionen Euro in der Obersteiermark investieren. Die Produktion im neuen, hochmodernen Werk soll in vier Jahren anlaufen.

Jetzt ist es fix: Der oberösterreichische Stahlkonzern voestalpine errichtet ein neues Edelstahlwerk im steirischen Kapfenberg. Die entsprechende Entscheidung hat der Aufsichtsrat des Konzerns heute, Mittwoch, gefällt, wie das Unternehmen am frühen Nachmittag mitteilte. Zwischen 2019 und 2021 fließen 330 bis 350 Mio. Euro in das Vorhaben. Die Produktion soll in vier Jahren starten.

An dem Investment im Mürztal hängen den Konzernangaben zufolge letztlich rund 3.000 Arbeitsplätze. Teile des dort bereits bestehenden Werkes, das in den kommenden Jahren ersetzt wird, sind über 100 Jahre alt. Jetzt erfolgt die Ersatzinvestition.

Noch Ende dieses Jahres wird mit den baulichen Vorbereitungen für das 330- bis 350-Millionen-Euro-Investment direkt neben dem bisherigen Werksgelände begonnen. Der Spatenstich erfolgt 2018, nach dreijähriger Bauzeit soll die neue High-Tech-Anlage 2021 den Betrieb aufnehmen und damit das derzeitige Böhler-Edelstahlwerk in Kapfenberg ablösen.

Investition in "Hochkostenland"

Wolfang Eder, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG, über die Standortentscheidung: "In Zeiten globaler Überkapazitäten auch im Spezialstahlbereich forcieren wir mit dem Bau dieses Werkes einmal mehr neue Standards in Bezug auf Technologie und Qualität bei Hochleistungsstählen. Die Entscheidung, die Anlage mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 330 bis 350 Millionen Euro in einem Hochkostenland wie Österreich zu errichten, war alles andere als einfach. Nach intensiver Abwägung aller relevanten Standortfaktoren sind wir jedoch letztlich zur Überzeugung gelangt, dass sich dieses nicht nur für Österreich, sondern auch für Europa außergewöhnliche Investitionsvorhaben hier langfristig rechnen wird."

Hervorragendes Forschungsumfeld

Mit ausschlaggebend für die Standortentscheidung zugunsten Kapfenbergs waren laut voestalpine letztlich auch das hervorragende Forschungsumfeld im Bereich der Metallurgie, die vorhandene Infrastruktur sowie die Nähe zu wichtigen Kunden.

Das High-Tech-Werk ermöglicht die vollautomatisierte Herstellung von Werkzeug- und Spezialstählen für anspruchsvollste Anwendungen. Diese kommen als Ausgangswerkstoff etwa für die Weiterverarbeitung zu höchstbelastbaren und gewichtssparenden Flugzeugteilen, widerstandsfähigsten Werkzeugen für die Automobilindustrie, Equipment für die anspruchsvolle Öl- und Gasexploration oder für die Fertigung von Komponenten im 3D-Druckverfahren zum Einsatz.

Geschlossene Kühlwasserkreisläufe sowie effiziente Wärmerückgewinnungs- und Entstaubungssysteme sollen für den schonenden Umgang mit Ressourcen bzw. die Minimierung von Emissionen sorgen. Das Herzstück der Anlage ist ein Elektrolichtbogenofen, der auf Basis von elektrischem Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen hochreinen Schrott und Legierungen zu flüssigem Material erschmilzt.

Die Produktionskapazität liegt bei rund 205.000 Tonnen Hochleistungsstählen pro Jahr.

Modernstes Stahlwerk der Welt

In der Steiermark herrschte am Mittwoch naturgemäß Freude über die Entscheidung der voestalpine in Kapfenberg das "modernste Stahlwerk der Welt" zu bauen.

Für den steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) ist der Beschluss "ein großer Tag für die Steiermark". Die Investition sei auch die Bestätigung für die gute Arbeit der Landesregierung, denn "wir haben parteiübergreifend gemeinsam alles daran gesetzt, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen".

Um diese Investition in die Steiermark zu holen, wurden auf allen Ebenen, im Land, im Bund und der EU alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit offene Punkte etwa im Bereich des Umweltschutzes gelöst werden konnten, so Schützenhöfer am Mittwoch in einer Stellungnahme. Nach der offiziellen Eröffnung des neuen Drahtwalzwerkes in Donawitz am Dienstag sei diese Entscheidung ein "weiteres Zeichen dafür, dass unser Land als Standort für Hightech-Unternehmen attraktiv ist". Voestalpine, AT&S, Pankl und der Red-Bull-Ring seien Paradebeispiele dafür, dass aus der einst krisengebeutelten Obersteiermark eine Region mit Zukunft wurde", sagte der LH, der sich auch bei den voestalpine-Vorständen, namentlich Franz Kainersdorfer und Wolfgang Eder bedankte.

LHStv. Michael Schickhofer sagte, das ganze Mürztal bekomme "Perspektiven, gut bezahlte Jobs und Lehrstellen". Für die Industriellenvereinigung ist die Entscheidung "auch ein Beleg für die hervorragende Ausbildung steirischer Industriearbeiter".

Der SPÖ-Politiker Schickhofer sagte weiters, mit der Entscheidung seien "tausende Arbeitsplätze für Jahrzehnte gesichert. Nach dem weltweit modernsten Tunnelforschungszentrum in Eisenerz und dem am Dienstag offiziell eröffneten hochmodernen Drahtwalzwerk der Voest in Leoben komme mit dem Edelstahlwerk in Kapfenberg der dritte gewaltige Impuls in die Obersteiermark".

Edelstahlstadt Kapfenberg

Zusammen mit Bürgermeister Fritz Kratzer und Bürgermeister a. D. Manfred Wegscheider (beide SPÖ) wurden in den vergangenen Monaten zahlreiche Gespräche mit voestalpine-Vertretern geführt, aber auch der Hochwasserschutz für das Voest/Böhler Gelände - Voraussetzung für das Stahlwerk - auf Schiene gebracht. Kratzer sagte etwa, die Investition sichere weitere gewinnbringende Jahre in der Jahrhunderte alten Geschichte der Edelstahlstadt Kapfenberg und ihrer Einwohner.

Für Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) ist die Investition ein starkes Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Steiermark. "Dadurch können bestehende Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen werden". Das Vorhaben sei eine wichtige Voraussetzung für weiteres Wachstum der steirischen voest-Standorte und stärke die gesamte Region.

Für den steirischen IV-Präsidenten Georg Knill ist Kapfenberg "nicht nur eine Weichenstellung in Richtung Stärkung der industriellen Basis Europas, sondern in erster Linie ein starkes Bekenntnis zum Standort Österreich und Steiermark". Investitionsentscheidungen - insbesondere derart langfristige wie jene in der Stahlbranche - würden immer nach den Gesichtspunkten der Planbarkeit und der Wettbewerbsfähigkeit der Rahmenbedingungen getroffen, so Knill in einer Aussendung.

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