Neuer Online-Gehaltsrechner wird zum Renner

Neuer Online-Gehaltsrechner wird zum Renner
Wie viel Geld wem zusteht, lässt sich jetzt im Internet checken. Ministerin Heinisch-Hosek will so mehr Gerechtigkeit für Frauen durchsetzen.

Eine 43-jährige Frau mit HAK-Matura ist seit zwölf Jahren Vollzeitkraft im Büro eines Handelsunternehmens in Niederösterreich. Sie verdient 2100 Euro brutto. Das ist faktisch zu wenig. Eigentlich sollte die Angestellte rund 2340 Euro bekommen.

Herausfinden lässt sich das ganz einfach mit dem neuen Online-Gehaltsrechner, den Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) gestern präsentiert hat. Das Tool soll helfen, die Differenz zwischen Frauen- und Männereinkommen zu verringern. Im Schnitt verdienen Frauen in Österreich um 25 Prozent weniger als Männer (Vergleich Vollzeitbeschäftigte; EU-Schnitt: 17 Prozent). Daher ist am Dienstag Equal-Pay-Day. Das heißt, ab diesem Tag arbeiten Frauen bis Jahresende quasi gratis.

Praxistest

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Der Gehaltsrechner funktioniert so: Man gibt in vier Schritten persönliche Daten wie Alter, Ausbildungsgrad, Branche etc. ein - und bekommt am Ende das Brutto-Median-Einkommen ausgewiesen (50 Prozent verdienen mehr und 50 Prozent verdienen weniger). Außerdem wird angezeigt, um wie viel Frauen prozentuell für die genannte Tätigkeit durchschnittlich weniger bekommen als Männer.

Der Online-Gehaltsrechner wurde mit umfangreichem Datenmaterial von der Statistik Austria gefüttert. Daher seien die Zahlen "wirklichkeitsnah", erläuterte Generaldirektor Konrad Pesendorfer. Die ausgeworfenen Einkommenshöhen basieren auf den Lohnsteuerdaten aller Lohnsteuerzahler (2009). Alle zwei Jahre werden die Daten erneuert.
Wichtiges Detail: Bei der Frage, wie lange man in einem Betrieb beschäftigt ist, muss man etwaige Karenzzeiten berücksichtigen. Wer vor sieben Jahren zu arbeiten begonnen hat und dazwischen zwei Jahre daheim war, darf nur fünf Jahre eingeben.

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Der Gehaltsrechner biete Orientierung, sagt Heinisch-Hosek: "Frauen wussten bisher oft nicht, dass sie unterbezahlt sind." Das Interesse ist groß: Binnen der ersten drei Stunden gab es am Montag bereits 16.500 Zugriffe.

Und was mache ich, wenn ich weiß, dass ich schlecht bezahlt werde? "Nachdem Sie sich geärgert haben, gehen Sie sofort zum Betriebsrat oder zur Geschäftsführung", rät die Ministerin. Weitere Anlaufstellen sind aus ihrer Sicht die Gleichbehandlungsanwaltschaft, die Arbeiterkammer oder der ÖGB. Der Satz "Über Geld spricht man nicht", solle jedenfalls "ab sofort der Vergangenheit angehören", hofft Heinisch-Hosek.

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