Neuer IV-Chef? Ein Mann für einen Kompromiss

Neuer IV-Chef? Ein Mann für einen Kompromiss
Der SPÖ-nahe Siemens-Chef Wolfgang Hesoun hat gute Chancen, neuer Präsident zu werden

Das gab’s noch nie im ehrwürdigen Palais am Wiener Schwarzenbergplatz. Erstmals hat ein SPÖ-naher Manager gute Chancen, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) zu werden. Das Rennen um eine der einflussreichsten und prestigeträchtigsten Interessensvertretungen dieses Landes iist nach wie vor ergebnisoffen und wird immer spannender.

Die Amtszeit des liberalen Georg Kapsch läuft Anfang Sommer aus und schon früh begann im Vorjahr das Hauen und Stechen um seine Nachfolge. Aus der Runde der Landespräsidenten wurde eine Findungskommission unter der Leitung des Burgenländers Manfred Gerger installiert. Diese kann aber nur eine Empfehlung abgeben, die im Präsidium diskutiert wird. Gewählt wird erst am 18. Juni, von den 120 Vorstandsmitgliedern. Ursprünglich wollte man in alter Tradition nur einen Kandidaten zur Wahl stellen, aber inzwischen ist alles möglich, auch eine Kampfabstimmung.

Eine Verjüngung wäre der Vorarlberger IV-Präsident Martin Ohneberg. Wobei, der Technologie-Unternehmer ist auch schon 49. Vormals Chef der Jungen Industrie, hat Ohneberg Erfahrung als Interessensvertreter und kennt aus dieser Zeit Bundeskanzler Sebastian Kurz. Der ehemalige Leistungssportler und Selfmade-Unternehmer hat allerdings das Problem, dass er im Verfahren gegen seinen Freund und Geschäftspartner Michael Tojner in Zusammenhang mit gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften als Beschuldigter geführt wird.

Selbst wenn die Suppe angeblich dünn ist, fragt es sich, ob der Eigentümer des Autozulieferers Henn dem Staatsanwalt rechtzeitig von der Schaufel springen kann. Undenkbar, mit einem Beschuldigten-Status zur Wahl anzutreten.

Der vormalige, langjährige Voest-Chef Wolfgang Eder ist der Favorit der Oberösterreicher, der größten Landesorganisation in der IV. Inzwischen sei er angeblich bereit, gegen Mitbewerber zur Abstimmung anzutreten. Wenn er gebeten würde.

Eder wird von KTM-Chef Stefan Pierer unterstützt sowie von von Alt-IV-Präsident Peter Mitterbauer (Miba). Ihm wird nachgesagt, er plädiere für den 68-jährigen Eder, da anzunehmen sei, der Stahlmanager mache nach einer Funktionsperiode den Weg frei für Junior Franz-Peter Mitterbauer.

Andere Industriekreise bemängeln freilich Eders Distanz zur Politik, eine Folge der unerträglichen politischen Interventionen in der „Verstaatlichen Industrie“, die der Stahlmanager noch miterlebte. Der oberste Vertreter der Industrie sollte aber, wird argumentiert, einen guten Draht sowohl zur Bundes- als auch zu den Landesregierungen haben. Ebenso zu Gewerkschaft, Arbeiter- und Wirtschaftskammer.

Als Alternative zu Eder und Ohneberg dürfte Kapsch den steirischen Präsidenten Georg Knill (Energie, Technologie) favorisieren. Über Knill berichtete der KURIER bereits im April 2019. Der Steirer hat sich aus der Kommission zurückgezogen, was als Indiz für eine Kandidatur gelten kann. Hinein reklamiert hat sich dagegen kürzlich Christian Pochtler, seit dem Vorjahr Präsident der Wiener Industrie, der zweitgrößten Landesorganisation.

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