Am 1. Juli ist der deutsche Arbeitsmarktökonom Holger Bonin als neuer Chef am IHS in Wien angetreten. Schon muss er das nicht immer leichte Gespräch mit den Hauptfinanziers des Hauses suchen. Denn die Geldmittel sind chronisch knapp und die Zusagen blieben bisher vage.
Zwar schleppt das IHS keine Pensionsaltlast wie das WIFO mit sich, von der es sich mit Millionenaufwand zu befreien gilt. Dafür aber muss Bonin erreichen, dass Finanzministerium, Nationalbank & Co einer Valorisierung der Fördermittel angesichts der hohen Inflation zustimmen.
Bonin sagte im Gespräch mit dem KURIER: „Die Valorisierung der Mittel wäre ein wesentliches Element. Der überwiegende Teil unserer Ausgaben sind ja Personalkosten. Jede Nicht-Valorisierung wäre also ein Problem.“ Nach dem Sommer will Bonin eine Einigung über die Finanzperiode 2024 bis 2026 erzielt haben. „Das läuft. Ich bin in keinster Weise beunruhigt. Das Thema sollte bis September geklärt sein.“
Ziel sei dabei, durch eine höhere Basisförderung Druck beim Gerangel um Forschungsaufträge („Drittmittel“) herausnehmen zu können. „Wir wollen bei der Drittmittelquote unter 40 Prozent kommen. Unser Team braucht wissenschaftliche Freiräume, wir können nicht ständig nur Projekte machen. Wir müssen den Projektdruck reduzieren.“
Warum sich die öffentliche Hand überhaupt zwei Wirtschaftsforschungsinstitute mit Budgets in Millionenhöhe leistet? Immer wieder kommt ja die Frage auf, ob man IHS und WIFO nicht zusammenlegen könnte.
Bonin sieht das so: „Die öffentliche Hand leistet sich zwei Institute wegen der wissenschaftlichen Qualität unserer Arbeit. Auch bei einer Zusammenlegung wären wir im internationalen Maßstab noch nicht besonders groß. Und vor allem, der wissenschaftliche Wettbewerb spornt an. Zwei unabhängige Stimmen sind immer besser.“
Bringschuld des IHS
Neben den Konjunkturprognosen und Studien will Bonin die wissenschaftliche Nachwuchsarbeit auf neue Beine stellen. So hofft er, ein Alleinstellungsmerkmal neben dem WIFO, aber auch den kleineren Instituten wie Eco Austria zu bekommen. „Ich will auch in der Nachwuchsarbeit wieder mehr aufbauen. Wir hatten sehr lange Zeit ein Scholaren-Programm. Das werden wir nicht 1:1 reaktivieren können, aber im Wettbewerb um exzellente Köpfe, um als Standort für gute Wissenschaft attraktiver zu werden, kann das ein Weg sein, um mehr Ressourcen ins Haus zu bringen.“ Freilich sei die aktive Nachwuchsförderung „vorrangig eine Bringschuld des IHS“, weiß der IHS-Direktor.
Kommentare