Neuer Autobauer sorgt für den größten Börsegang des Jahres
Erst ein paar tausend Autos verkauft, eine knappe Milliarde Dollar Verlust im Halbjahr eingefahren – und dennoch ungefähr gleich viel wert wie Daimler. Der US-Elektroautobauer Rivian debütierte am Mittwoch an der US-Börse Nasdaq und gemessen am Ausgabepreis zum Start des öffentlichen Handels der Aktie ist das Unternehmen rund 68 Milliarden Dollar wert. Das ist der fünftgrößte Börsegang aller Zeiten in den USA (nach Alibaba, Facebook, Uber, AT&S).
Schätzungen zufolge sollte der Erstkurs schon bei rund 125 Dollar liegen. Damit läge der Gewinn zu Handelsstart bei 60 Prozent und der Unternehmenswert bei 107 Mrd. Dollar (im Jänner waren es erst 28 Mrd.). Damit wäre Rivian der fünft wertvollste Autobauer der Welt (hinter Tesla, Toyota, Volkswagen, BYD).
Rivian startete erst im Herbst mit der Produktion von zwei Modellen: den R1T Truck sowie den Stadtgeländewagen R1S (ab je rund 70.000 Dollar und bis zu rund 500 km Reichweite). Schon jetzt sind dafür laut Gründer und Konzernchef Robert „RJ“ Scaringe die Orderbücher bis 2023 voll. Zudem sollen laut CNBC nächstes Jahr 10.000 elektrische Lieferwagen für Amazon gebaut werden. 2030 sollen es 100.000 Einheiten sein. Amazon ist übrigens ein wichtiger Investor und mit rund 20 Prozent an Rivian beteiligt. Ford hält weitere 12 Prozent, daneben gibt es zahlreiche Finanzinvestoren wie Blackrock, Soros oder Fidelity.
Eine Million Autos
2030 will Scaringe jährlich zumindest eine Million Autos verkaufen. Dazu sollen zur bestehenden Fabrik in Illinois drei weitere in den USA, Europa und China kommen. Weitere Modelle sollen hinzukommen. Aus dem Social Media-Leben will sich Scaringe übrigens heraushalten.
Ganz anders als Tesla-Chef Elon Musk. Nach seiner Twitter-Umfrage hatte sich die Mehrheit der Teilnehmer dafür ausgesprochen, dass der Milliardär ein Zehntel seiner Beteiligung verkauft und dafür Steuern zahlt. Der Kurs ist seit der Ankündigung spürbar gefallen (rund 13 Prozent), konnte aber gestern im Sog des Rivian-Börsegangs wieder etwas an Boden gutmachen.
Musk bekommt kein Gehalt und auch keine Boni, sondern ausschließlich Optionen auf Aktienpakete. Übt er diese aus, müsste er für die entsprechende Differenz zum aktuellen Kurs ohnehin Steuern zahlen. Pikant auch, dass Musks Bruder Kimbal kurz vor Elons Tweet Aktien im Wert von 109 Millionen Dollar verkauft hat. Einen Tag später wären es nur rund 90 Mio. Dollar gewesen.
Pleite
Weniger gut geht es anderen Elektroautoherstellern. Der chinesische Nio-Konzern verbuchte im dritten Quartal ein Minus von 112,8 Millionen Euro, um 40 Prozent mehr als im Vorquartal trotz eines Auslieferungsrekords von fast 25.000 Fahrzeugen.
Noch viel schlechter steht es um Konkurrent Byton. Die chinesische Marke steht nach einem Insolvenzantrag vor dem Ende.
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