Neue Wein-Farbe Orange

Weinerlebniswelt Loisium in Langenlois: Orange Wines werden zwar immer wieder verkostet, aber nur selten gekauft. Beliebt sind trockene, leichte, und fruchtige Weine.
Orange und Natural Wines gelten als hip. Doch viele Konsumenten blicken da nicht durch.

Orange ist nun mal eine Modefarbe bei der Weinherstellung. Orange Wines sind aber auch Anlass für heftigen Disput. Sind sie der Zeitgeist im Trinkglas oder lediglich der neueste Unfug der Generation social media?

Vor allem eine junge Generation von Weintrinkern feiert Orange Wines als ein neues Geschmackserlebnis. Für viele Weinfreunde der älteren Generation haben sie weder etwas mit Geschmack noch etwas mit Erlebnis zu tun.

Alles anders

Neue Wein-Farbe Orange
Privat
Der kleinste gemeinsame Nenner von Freund und Feind lautet: Es ist alles etwas anders als sonst. Allein die Klärung der Begriffe ist ein diffiziles Unterfangen. Orange Weine sind eigentlich Weißweine, die wie Rotweine gemacht werden und daher auch anders schmecken.

Die Farbe Orange entsteht bei der Maischegärung durch den langen Kontakt mit den Traubenschalen. Das ist sonst nur bei der Rotweinherstellung üblich. Eine orange Färbung bekommen Weißweine auch, wenn sie in Amphoren vergärt werden.

Damit es für die Konsumenten nicht allzu einfach wird, werden auch noch naturbelassene Weine oder Natural Wines angepriesen. Sie werden gänzlich ohne Zusätze hergestellt und kommen daher unfiltriert und ungeschwefelt in den Handel. Orange Wines können auch Natural Wines sein. Das muss aber nicht so sein.

Wachsender Markt

Bei allen Unklarheiten ist unbestritten, dass es einen wachsenden Markt für Orange Wines oder Natural Wines gibt. Wein&Co-Eigentümer Heinz Kammerer spricht von einer "freakigen Gemeinde". Er war erst kürzlich bei einer Wein-Messe in London. Dort wurden ausgiebig Orange Wines verkostet. Kammerer beschäftigt sich intensiv mit dem neuen Trend. Er will mit Wein&Co "die Nase vorne haben".

Ein Beleg für die These, dass über Orange und Natural Wines ein kulinarischer Generationenkonflikt ausgetragen wird, war der Weingipfel Anfang Juni. Auf Einladung der Österreich Wein Marketing (ÖWM) waren 165 Weinjournalisten und Weinkritiker in heimischen Weinregionen unterwegs. Für die deutschsprachigen Weinprofis standen vor allem niederösterreichische Weinbauregionen wie etwa die Wachau oder das Kamptal auf der Getränkekarte. Zum Abschluss gab es eine große Verkostung mit über hundert Weinen und vielen großen Namen der Branche. Der neue Wein-Trend war bei den alten Profis allerdings unten durch.

Auch bei den Gästen der Weinerlebniswelt Loisium in Langenlois (Niederösterreich) hält sich die Euphorie in Grenzen. Orange Wines werden zwar verkostet, doch oft "fehlt der Wille zum Kauf", berichtet Geschäftsführerin Heidi Kühmayer. "Weit größer ist die Nachfrage nach Bioweinen."

20 Prozent Bio

Das ist auch kein Wunder. Etwa 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Österreich werden biologisch bewirtschaftet. Wer Bio-Lebensmittel kauft, greift auch gerne zu Bio-Weinen.

Wobei es auch in diesem Segment nicht an Definitionen mangelt. Denn die Wege zum biologischen Weinbau sind vielfältig. Der dynamisch-biologische Weinbau etwa orientiert sich am österreichischen Philosoph und Esoteriker Rudolf Steiner. Im Mittelpunkt steht der gesamte Lebensraum der Weinrebe. Manche Winzer setzen als Verkaufsargument auf vegane Weine, bei denen kein tierisches Eiweiß eingesetzt wird und Naturhefe statt Reinzuchthefe für den Gärungsprozess eingesetzt wird.

Kein Wunder, dass die neue Unübersichtlichkeit am Weinmarkt so manchen Konsumenten überfordert. Der Österreichische Weinbauverband bemüht sich jedenfalls um Aufklärung. Es wurde ein Projekt für die Zertifizierung von nachhaltig produziertem Wein gestartet. "Das ist kein Marketinggag", betont Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager. Schließlich werden bei der Zertifizierung eine breite Palette von Kriterien mit einbezogen. Dazu gehören etwa Klimaneutralität, Wassernutzung, Energieeinsatz, Bodendiversität und Qualitätskriterien. Die ersten Weinbaubetriebe wurden bereits zertifiziert.

Hohe Beteiligung

Ob das Projekt des Weinbauverbandes ein Erfolg wird, häng davon ab, wie viele Winzer dabei mitmachen. Der Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing, Wilhelm Klinger, hofft auf eine hohe Beteiligung der Winzer. Das Konzept passe sehr gut "zur Positionierung Österreichs als Urlaubsland mit reiner Natur."

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