Neue Regeln sollen für mehr Börsengänge in Großbritannien sorgen

FILE PHOTO: The London Stock Exchange Group offices in the City of London
Künftig duale Aktienstrukturen bei Premium-Listings für fünf Jahre zugelassen. Mindeststreubesitz nur noch bei 10 Prozent und nicht mehr bei 25 Prozent.

Großbritannien will mit neuen Regeln für Börsennotierungen die Attraktivität des Finanzzentrums London erhöhen. Die neuen Vorschriften sollen die britische Hauptstadt als internationalen Börsenstandort im globalen Wettbewerb stärken und dazu beitragen, dass künftig mehr Unternehmen dort den Sprung aufs Parkett wagen. Die Regeln treten an diesem Freitag in Kraft, wie die britische Finanzaufsicht FCA am Donnerstag mitteilte.

"Wir müssen handeln, um die Bedürfnisse eines sich entwickelnden Marktplatzes zu erfüllen", sagte FCA-Direktorin Clare Cole. Mit den geänderten Regularien reagiert das Vereinigte Königreich auch auf den intensiveren Standortwettbewerb mit der EU nach dem Brexit.

Vorbild Wall Street

Im Zuge der neuen Regeln sind unter anderem künftig duale Aktienstrukturen bei Premium-Listings für fünf Jahre zugelassen. Firmengründern werden dadurch nach einem Börsengang mehr Kontrolle und größere Mitspracherechte eingeräumt. Bisher waren solche Strukturen im Premiumsegment der Börse nicht erlaubt. An der Wall Street ist das hingegen möglich, was mit ein Grund ist, warum viele Tech-Firmen den Sprung aufs Parkett in den USA anstreben und nicht auf anderen Finanzplätzen.

Geringerer Mindeststreubesitz

Die neuen Vorschriften sehen zudem vor, dass der Mindeststreubesitz künftig nur noch bei zehn Prozent liegen muss und nicht mehr bei 25 Prozent. Bei der Marktkapitalisierung steigt dagegen die Mindestgröße bei Listings sowohl im Premium- als auch im Standard-Segment der Börse von bisher 700.000 Pfund auf 30 Millionen Pfund (35 Mio. Euro). Ursprünglich hatten die Pläne sogar ein Minimum von 50 Mio. Pfund vorgesehen. Die Änderungen gelten ab dem 3. Dezember für Börsen wie die London Stock Exchange oder Aquis.

Die Finanzaufsicht hatte bereits im August die Regeln für börsennotierte Firmenmäntel, sogenannte "SPAC" (Special Purpose Acquisition Companies), gelockert, um den Finanzplatz London für diese populäre Art von Börsengängen attraktiver zu machen. Allerdings ist bis jetzt nur ein SPAC an der London Stock Exchange unter den neuen Regeln gelistet worden. In Europa ist mittlerweile Amsterdam der attraktivste Markt für SPAC.

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