Neue Razzia in der Causa Commerzialbank

Neue Razzia in der Causa Commerzialbank
Ex-Banker Pucher erhebt Vorwürfe gegen früheren Mitarbeiter wegen eines dubiosen Kredits. Er steht auch im Verdacht, von Puchers Malversationen etwas mitbekommen zu haben.

In der Causa um die millionenschweren Malversationen bei der Commerzialbank Mattersburg ist es vor wenigen Tagen zu einer neuen Hausdurchsuchung gekommen. Die Ermittler haben das Haus eines früheren Bankmitarbeiters im Burgenland heimgesucht, der mehr als 20 Jahre für die Bank tätig war. Gesucht wurden Dateien und Unterlagen, Laptops und Handys.

Der frühere Bankangestellte (Name der Redaktion bekannt) steht im Verdacht der Untreue und der Veruntreuung. Laut Aussagen von Ex-Banker Martin Pucher soll der frühere Kundenbetreuer und Schaltermitarbeiter einem Kunden einen Kredit in Höhe von zumindest 500.000 Euro gewährt haben, „obwohl dessen Kreditrahmen bereits überzogen war, was er auch gewusst“ haben soll. Pucher behauptet auch, dass der Mitarbeiter „nicht befugt gewesen war, einen derart hohen Überziehungsrahmen von sich aus ohne Rücksprache mit dem Vorstand zu genehmigen“.

Laut Pucher hätte der Mitarbeiter „erkennen müssen, dass der Kunde wirtschaftlich gar nicht in der Lage war, die Rückzahlung des Kredits samt Überziehung zu bewältigen“, heißt es in der Anordnung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft von Anfang August.

Neue Razzia in der Causa Commerzialbank
Neue Razzia in der Causa Commerzialbank

Dubiose Tilgung

Am Ende soll der Kunde mit bis zu einer Millionen Euro bei der Commerzialbank in der Kreide gestanden sein.

Der Bankmitarbeiter soll zwar mit dem Gedanken gespielt haben, Selbstanzeige zu erstatten. Doch dazu kam es nie. Stattdessen soll der Vorstand der Bank diese „Kreditvergabe samt Überziehung im Nachhinein genehmigt“ haben.

Laut Aktenlage soll Pucher die Tilgung dieses dubiosen Kredits selbst in die Hand genommen haben.

Er sagte aus, dass er dazu dem Bankmitarbeiter persönlich hohe Bargeldbeträge übergeben habe. Das Geld sei dann auf das Konto des maroden Kunden zur Abzahlung des Kredits eingezahlt worden sein. Geht es nach Ex-Banker Pucher, so musste dem Mitarbeiter „auf jeden Fall bewusst gewesen sein, dass das Geld aus dem „nicht realen Geldkreislauf“ der Bank stammte. Das heißt, dass das Geld aus der Bank veruntreut worden sein soll.

Brisant ist der Fall außerdem deshalb, weil dem Bankmitarbeiter eine mögliche Mitwisserschaft bei den Malversationen von Ex-Banker Pucher unterstellt wird. Zumindest könnte er diese teilweise mitbekommen haben.

Pucher soll seit 2008 rund 40 Millionen Euro aus der Bank entnommen haben, um zahlungsunfähige Kunden bzw. Bekannte großzügig zu unterstützen.

Die dafür benötigten Beträge sollen dazu vor allem aus der Kassa jenes Mitarbeiters genommen worden sein, der den dubiosen Kredit vergeben hat. Er soll die jeweils geforderten Beträge Pucher persönlich übergeben haben. Im Gegenzug dürfte er zur Begleichung der Entnahmen dem Mitarbeiter gefälschte Schecks übergeben haben.

Sechs-Millionen-Loch

Der Ausgleich der illegalen Entnahmen soll aber nicht immer zeitgerecht erfolgt sein. Regelmäßig dürfte die Kassa Fehlbestände ausgewiesen haben. Zeitweise sollen bis zu sechs Millionen Euro in der Kassa gefehlt haben. Warum der Bankmitarbeiter die Kassafehlbestände „nie hinterfragt hat“, konnte Puchers Co-Vorständin Franziska Klikovits den Behörden nicht erklären.

Die Ermittler werfen dem Ex-Bankmitarbeiter vor, dass er „eine malversive Verwendung der von ihm übergebenen Bargeldbeträge zumindest ernstlich für möglich hielt und sich damit abfand“.

Dem nicht genug. Pucher verdächtigt den Ex-Mitarbeiter auch, dass er bei Spielen der Amateure des SV Mattersburg gegen attraktive Gegner zu wenige Karten abgerechnet habe. So sollen rund vier Mal so viele Zuschauer am Platz gewesen sein, wie angeblich Karten verkauft wurden. Dem Vernehmen nach werden alle Vorwürfe bestritten.

Kommentare