Neue Meister für etablierte Betriebe
Fast ein Viertel der österreichischen Klein- und Mittelunternehmer wollen sich in den kommenden fünf Jahren aus ihrem Geschäft zurückziehen. Es geht um knapp 80.000 Betriebe. Bei rund einem Fünftel davon, also bei 16.000 Unternehmen, ist laut einer brandaktuellen Studie der Österreichischen Notariatskammer aber kein Nachfolger da.
Die „Hofübergabe“ ist nicht nur für diese Betriebe eine Herausforderung, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Denn von diesen Unternehmen hängen Mitarbeiter, Zulieferer und Kunden ab. Gemeinsam mit Servus TV sucht der KURIER daher in einer fünfteiligen Serie Unternehmens-Nachfolger.
Gerade und besonders in Zeiten wie diesen. Interessenten wenden sich bitte an wirtschaft@kurier.at oder an nachfolger@servusTV.com.
Gansch Möbel, Kirchberg an der Pielach
Seit mehr als 30 Jahren designt und baut Leopold Gansch in Niederösterreich Möbel aus heimischen Hölzern. Das Unternehmen erwirtschaftet mit 60 bis 70 Projekten einen Jahresumsatz von etwa einer Million Euro. Da die Auftragsbücher etwa ein halbes Jahr im Voraus gefüllt sind, ist Gansch Möbel ohne Kurzarbeit durch die Corona-Krise gekommen.
Die Nachfolger: Gansch Möbeldesign
Die Firma hat acht Vollzeitangestellte in der Werkstatt und eine Bürokraft in Teilzeit. Da auch der langjährige Werkstättenleiter in absehbarer Zeit in Pension geht, muss neben den Verantwortungen des Designs und der Geschäftsführung auch dieser Posten nachbesetzt werden.
Leopold Gansch würde sein Unternehmen um 1,2 Millionen Euro verkaufen. Inkludiert wäre die Immobilie mit 2.000 Quadratmetern Nutzfläche und Fotovoltaikanlage am Dach. Dazu gehören ein Showroom und die Werkstatt inklusive Maschinenpark sowie ein Materiallager mit Hölzern und seltenen Furnieren. Beim Design geht es für Gansch darum, die Kunden in den kreativen Prozess mit einzubeziehen.
Dentalhandel Albert Plachel, Telfs
Im Jahr 2011 eröffnete der Zahntechniker Albert Plachel seinen Dentalhandel. Seitdem verkauft er unter anderem Bohrer, Fräsen, Polierer und Hygieneprodukte an einen Kundenstock von 200 Zahnärzten und Zahntechnikern. Etwa acht Monate im Jahr ist Plachel dabei im Außendienst unterwegs und generiert so einen Jahresumsatz von 100.000 Euro.
Die Nachfolger: Plachel Dentalhandel
Im Umgang mit seinen Kunden legt er Wert auf Ehrlichkeit und Fairness, denn langfristig sei es das Vertrauensverhältnis, das sein Angebot von dem eines Katalogs oder Online-Shops abhebt. Um eine möglichst gute Kundenberatung zu gewährleisten, testet der Unternehmer die Produkte im eigenen Labor.
Der aktuelle Standort ist im Privathaus Plachels und kann deswegen nicht übernommen werden. Die Firma würde jedoch ortsunabhängig funktionieren. Als Ablöse stellt sich Plachel 125.000 Euro vor. Dafür bekommt der Nachfolger Kundenstock, Produktportfolio und Lieferantenkontakte sowie das Warenlager, dessen Wert Plachel auf 10.000 Euro schätzt.
Trattoria Siciliana, Klagenfurt
Im Jahr 2002 gründete Carmelo Testa zusammen mit seinem Bruder Domenico und seiner Schwester Antonia die Trattoria Siciliana in Klagenfurt. Die authentische sizilianische Küche ist für Carmelo der größte Trumpf des Lokals. Sie würde dem Unternehmen in Person seiner Geschwister in der Küche auch erhalten bleiben.
Die Nachfolger: Trattoria Siciliana
Das Restaurant hat inklusive Terrasse 300 Quadratmeter und 140 Sitzplätze. Neben den drei Testas arbeiten dort zwei weitere Angestellte sowie bei Bedarf noch ein bis zwei geringfügig Beschäftigte. Im Frühling waren die Mitarbeiter in Kurzarbeit, diese ist aber inzwischen beendet.
An fünf Tagen die Woche erwirtschaftet das Restaurant einen Jahresumsatz zwischen 290.000 bis 350.000 Euro. Die monatliche Miete für das Geschäftslokal beträgt 2.800 Euro. Als Ablöse hätte Testa gerne 90.000 Euro, inklusive Lagerbestand im Weinkeller.
Frisiersalon Endres, Wien
Der Frisiersalon Endres im achten Wiener Gemeindebezirk hat schon einiges gesehen. Martin Endres eröffnete ihn im Jahr der Fertigstellung des Hauses, 1912. Seine Großnichte Christine hat in den 1960ern dort gelernt und das Geschäft 1999 von ihrem Vater übernommen. Eine Besonderheit ist das Kabinensystem, bei dem seitliche Jalousien die Kunden vor fremden Blicken schützen. Sie sollen nicht in der Auslage sitzen, erklärte Frau Endres dem KURIER. Zum Jahresumsatz wollte sie keine Angabe machen.
Die Nachfolger: Friseur Endres Dirty
Endres wünscht sich einen Nachfolger, der oder die das nostalgische Flair und die Ästhetik des Geschäftslokals zu schätzen weiß. Um 50.000 Euro Ablöse übergibt sie die komplette Einrichtung. Der Mietvertrag für das 40 Quadratmeter große Geschäftslokal kann übernommen werden.
Im Fernsehen.
„Die Nachfolger – Mein Betrieb wird dein Betrieb“,
am Donnerstag, 22.10.,
um 21.10 Uhr, bei Servus TV
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