Und so stehen – derzeit zumindest – vom KURIER dazu kontaktierte Anwälte, Notare und Steuerberater voll auf der Bremse. Der Vizepräsident der Österreichischen Rechtsanwaltskammer, Bernhard Fink, warnt gar vor einem veritablen „Rohrkrepierer“.
Worum geht es?
Nach den türkis-grünen Plänen soll in der Gesellschaftsform der „Austria Limited“ nicht nur das bei der Gründung nötige Stammkapital von 35.000 auf 10.000 Euro (ev. sogar auf 5.000 Euro) reduziert werden. Es soll zudem der Ein- und Ausstieg von Investoren erleichtert werden, sprich mögliche Anteilsverschiebungen unter den Gesellschaftern. Darüber hinaus steht die einfache Beteiligung von Mitarbeitern im Fokus. Und das alles möglichst unbürokratisch und modern, sprich digital und im Umgang mit den Behörden auch auf Englisch.
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) pusht das Thema, sie tritt für eine rasche Umsetzung der „Austria Limited“ ein. Auch die zuständige Justizministerin Alma Zadic von den Grünen sieht nach Gesprächen mit Vertretern der Start-up-Szene Bedarf, will aber sichtlich keinen Schnellschuss verantworten, der nach hinten losgehen könnte. In ihrem Haus spricht man von einer „hochkomplexen Materie“, das Projekt dürfte also noch längere Zeit in Anspruch nehmen.
Zadic selbst betont: „Österreich hat ein international anerkanntes hohes Niveau an Transparenz und Rechtssicherheit und diesen Ruf werden wir erhalten, damit Österreich als Standort für Gründer und Investoren attraktiv wird und bleibt. Gute Lösungen müssen auch durchdacht sein, damit sie von der Praxis gut angenommen werden.“
Genau diese nötige Akzeptanz einer neuen Kapitalgesellschaft in der Praxis – also vor allem bei Kreditgebern – sehen die Fachleute nicht. Neben dem reduzierten Gläubigerschutz im Fall einer Pleite oder der erleichterten Gründung von Scheinfirmen sei es das von Haus aus geringere Vertrauen von Banken, Finanziers und letztlich Gläubigern in kapitalschwache Firmen.
Eine führende Steuerberaterin, die nicht namentlich genannt werden wollte, sagte zum KURIER: „Ein wirklicher Vorteil ist bei der ,Austria Limited’ nicht zu sehen. Mit solch geringen Einstiegsbarrieren theatert man die Leute teils völlig unvorbereitet in die Selbstständigkeit. Das schönt die Statistik, ist aber nicht nachhaltig.“
Und Anwälte-Vizepräsident Fink meint: „Es wäre viel vernünftiger, man erleichtert die Gründung der bestehenden Kapitalgesellschaften oder überlegt die Mischform einer Personengesellschaft mit beschränkter Haftung. Die ,Austria Limited’ wird der Markt nicht annehmen.“
Heute, Donnerstag, brüten Beamte und Experten im Justizministerium wieder über dem Projekt. Einem Ziel, das der Kanzler vorgibt, ist alles untergeordnet: Der wirtschaftlichen Erholung 2021.
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