Neue Energie für Siemens

Siemens-Chef Wolfgang Hesoun holte mit Eveline Steinberger-Kern wieder eine Frau in sein von Männern dominiertes Top-Management.
Die neue Chefin der Energiesparte für Österreich und Osteuropa will den Anteil von "grüner Technologie" erhöhen.

In der Chefetage von Siemens Österreich sitzt wieder eine Frau: Seit Jahresbeginn ist die Managerin und Energie-Expertin Eveline Steinberger-Kern für die Energiesparte des Konzerns in Österreich und Osteuropa (Cluster CEE) mit 3500 Mitarbeitern und rund 550 Millionen Euro Umsatz verantwortlich. Der "Faktor Frau" hat bei der Auswahl, so Siemens-Österreich-Boss Wolfgang Hesoun, nur eine geringe Rolle gespielt: "Ich habe in erster Linie nach Qualifikationen mit Kenntnis des Wirtschaftsraums und langjähriger Erfahrung im Energiesektor gesucht. Für mich persönlich war die Suche nicht geschlechterspezifisch, sondern es ging darum, wer am besten das Anforderungsprofil erfüllt."

Erfahrung im Energiesektor bringt Steinberger-Kern ebenso mit wie im Geschäft in Osteuropa: "Ich habe in meiner Zeit im Verbund Erfahrungen am Balkan gesammelt, allerdings auf der Markt- und Kundenseite. Ich denke, das ist auch mit ein Grund, warum ich in die engste Auswahl kam." Dass Siemens eine Top-Position mit einer Frau besetzt hat, freut sie naturgemäß: "Mir gefällt der Umstand, dass sich Siemens für eine Frau entschieden hat. Es geht ja nicht nur um die Rolle Mann – Frau, sondern auch darum, dass man vielseitige Kenntnisse zusammen einbringt. Frauen arbeiten anders als Männer, wenn man das ausgewogen zusammenführt, ist das ein großer Vorteil."

Green Technology

Ihre bisherige Intention, nachhaltige und alternative Energielösungen – wie etwa mit ihrer derzeit stillgelegten Firma Green Minds – zu entwickeln, sieht sie durch den Sprung in die Chefetage eines Kraftwerkerbauers nicht gefährdet: "Einer meiner beruflichen Herausforderungen war, im Bereich Green Technologies Fortschritte zu erzielen. Große Unternehmen können da viel bewegen, wenn man sich die finanzielle Potenz anschaut. Da haben große Unternehmen das Potenzial, Entwicklungen rascher umzusetzen."

Siemens wolle im Bereich grüner Technologien weiter wachsen, sieht auch Hesoun Vorteile fürs Unternehmen, "da ist der Input von Frau Steinberger-Kern aus ihrer bisherigen Tätigkeit sehr wertvoll." Etwa bei die Steigerung der Effizienz bei Energieerzeugung und -verteilung oder bei einer intelligenteren Steuerung des Stromverbrauchs. In Osteuropa stünde zwar meist die Versorgungssicherheit im Vordergrund, aber die Kunden zeigten zunehmendes Interesse an nachhaltigen Lösungen.

Family Business

Keine Unvereinbarkeit sehen der Siemens-Chef und seine neue Top-Managerin darin, dass diese die Ehefrau von ÖBB-Chef Christian Kern ist. Die ÖBB sind immerhin der Großkunde im Bahngeschäft schlechthin. Steinberger-Kern, die 2007 den Verbund verließ, um Kritik an einem möglichen "familiy business" zu vermeiden: "Ich bin bei Siemens fürs Energiegeschäft zuständig, mein Mann betreibt das Bahngeschäft. Ich sehe hier keine Geschäftsverbindungen." Hesoun: "Die ÖBB ist ein großer und wichtiger Kunde, aber deswegen werden wir nicht auf qualifizierte Mitarbeiter verzichten, die sich in völlig anderen Bereichen bewegen."

Zur Person: Eveline Steinberger-Kern Karriere Die 39-jährige promovierte Betriebswirtin startete ihre "Energie"-Karriere 1998 als Trainee im Verbund, 2000 wurde sie Assistentin von Holding-Vorstand Sereinig (Vertrieb, Marketing, Personal), 2005 Geschäftsführerin der Verbund-Austria Power Sales GmbH, der Direktvertriebsgesellschaft des Stromkonzerns. Von 2007 bis 2009 war sie Geschäftsführerin des Klimafonds. 2010 machte sie sich mit ihrem Unternehmen Green Minds selbstständig. Sie ist mit ÖBB-Chef Christian Kern verheiratet und Mutter einer vierjährigen Tochter.

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