Nespresso: Hoffen auf den Kaffee-Tratsch
Der Tratsch bei Melange & Co. mit Freunden im Kaffeehaus – muss noch warten. Die kleine Plauderei mit Arbeitskollegen in der Kaffeeküche – im Homeoffice nur ein Traum. Seit fünf Wochen sind die Kaffeetrinker in Österreich vornehmlich in ihren eigenen vier Wänden.
Eine Marketagent-Studie, die von Nespresso in Auftrag gegeben wurde, zeigt: Jeder Dritte vermisst den persönlichen Kontakt beim Kaffeetrinken. Weil eben dieser soziale Kontakt fehlt, haben sieben Prozent ihren Kaffeekonsum eingeschränkt. Rund ein Sechstel trinkt aktuell mehr als noch vor wenigen Wochen, auch, weil sie mehr Zeit in die Zubereitung investieren können.
Vorbereitungen
Viel Zeit dafür hat jetzt auch Alessandro Piccinini, Geschäftsführer von Nespresso Österreich. Der KURIER erreicht ihn zu Hause, weil er – wie etliche seiner Kollegen – Urlaub abbaut. Die 20 heimischen Nespresso-Standorte sind geschlossen. Allerdings nicht mehr lange: Die Boutiquen in den Innenstädten sowie jene in Parndorf werden am Freitag wieder aufsperren. Die restlichen Standorte, vor allem jene in Einkaufszentren, folgen dann am 2. Mai.
„Wir sind historisch mit zwei Beinen herangewachsen“, sagt Piccinini. Gemeint ist das Filial- sowie das Online-Geschäft. Gleich nach Beginn des Shutdowns habe er 25 Mitarbeiter zur Unterstützung des Callcenters eingesetzt. Von den 430 Mitarbeitern, die Nespresso im Normalbetrieb hat, „verkaufen 240 jetzt tatsächlich Kaffee“. Vor allem wegen Kinderbetreuungspflichten sind viele auch zu Hause, der Altersdurchschnitt der Mannschaft ist knapp unter 30 Jahre.
Keine Kurzarbeit
Durch das Online-Geschäft „sind wir in einer relativ guten Situation und halten den temporären Einschnitt aus“, sagt der Nespresso-Österreich-Chef. Der Verkauf via Internet lief immerhin so gut, dass keine Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet werden mussten. „Wir sind natürlich schon betroffen, aber ich bin zuversichtlich“, sagt der gebürtige Römer Piccinini. Und was hört er so aus seiner Heimat Italien? „Nichts Gutes“, seufzt er.
Welcome-Manager
In Österreich wird jedenfalls jetzt die Wiedereröffnung vorbereitet. Dazu gehört, dass sich nur ein Kunde pro 20 in der Filiale aufhalten darf. Ein Mitarbeiter am Eingang, von Piccinini elegant „Welcome-Manager“ genannt, wird das kontrollieren. Zur Sicherheit gehören auch Desinfektion und Plexigläser. Und natürlich ein verpflichtender Mund-Nasen-Schutz. Für die Mitarbeiter gibt es sogar eigene Nespresso-Masken.
Überraschung
Auf das Verkosten der einen oder anderen Kaffeesorte muss die Kundschaft allerdings noch warten. Die ist aus Sicherheitsgründen noch eine Zeit lang nicht möglich. „Aber es wird eine Überraschung geben“, so Piccinini.
Zum Beginn der Corona-Krise habe es an den internationalen Kaffeemärkten regelrechte Panikkäufe gegeben. Als Konsequenz hat Nespresso ein paar Sorten aus dem Programm genommen. In den Lieferketten habe es keine Probleme gegeben, mit Ausnahme eines Maschinenmodells, weil eine Fabrik in Italien geschlossen ist.
Tourismus
„Die große Frage wird sein, wie sich der Bereich out of home entwickeln wird“, meint der Nespresso-Österreich-Chef. Zu diesem Bereich zählt der Tourismus, also Hotels, in denen Nespresso-Maschinen stehen, aber auch entsprechende Geräte in Kaffeeküchen oder auf Büroschreibtischen. Bei Nespresso macht dieser Bereich etwa zehn Prozent vom Umsatz aus.
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