Naturkatastrophen setzen Versicherern zu

Naturkatastrophen setzen Versicherern zu
Laut VIG-Vorstandschefin Elisabeth Stadler wird die Zunahme an Extremwetter-Schäden zu höheren Prämien führen. Außerdem hält sie eine Halbierung der Versicherungssteuer für „wünschenswert“.

Der Klimawandel und die damit verbundenen Naturkatastrophen machen den Versicherungen immer mehr zu schaffen. „Im Vorjahr hatten wir 280 Milliarden Dollar Naturkatastrophen-Schäden weltweit, davon waren 120 Milliarden Dollar Schäden nicht versichert“, sagt Elisabeth Stadler, Chefin der Vienna Insurance Group (VIG). „Auf Österreich heruntergebrochen, war es das Jahr mit der höchsten Schadensbelastung, die die österreichische Versicherungswirtschaft hinnehmen musste.“

Allein auf die VIG-Tochter Wiener Städtische entfiel 2021 eine Schadensbelastung in Höhe von knapp 200 Millionen Euro. Die Tendenz gehe stetig nach oben. Hier sei es wichtig, ein Bewusstsein bei den Kunden zu schaffen und die Öffentlichkeit zu informieren. Heuer betragen die Bruttoschäden im ersten Halbjahr 201 Millionen Euro. Große Extremschäden werden meist von Rückversicherungen abgedeckt.

„Wenn wir aber viele kleine, lokal Ereignisse haben, haben wir mehr Belastung in den eigenen Büchern, als wenn es eine riesige Überschwemmung gibt, die über zwei oder mehrere Länder geht“, sagt Stadler. „Wir haben heuer besondere Schäden in Österreich, Tschechien und Polen. Wir haben Tornados gesehen in unserem Land, wo wir immer geglaubt haben, das passiert nur an der Küste in Amerika oder Asien.“ Nachsatz: „Experten gehen davon aus, dass die Unwetterschäden zunehmen werden. “

Vor allem ganze Ketten an Folgeschäden führen dazu, dass die Versicherungen neue Modelle finden müssen, um diese Schäden einschätzen und bewerten zu können. „Faktum ist: Die Prämien werden teurer werden, wenn unsere Schadensleistungen teurer werden“, sagt die VIG-Chefin. „Wir können nicht mehr Schäden zahlen, als wir Prämien einnehmen.“

Was die Naturkatastrophen betrifft, würde sich die österreichische Versicherungswirtschaft eine Pflichtversicherung wünschen, und zwar in Form einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen den Versicherungen und der öffentlichen Hand. In Belgien gibt es so eine Pflichtversicherung. Die heimische Versicherungswirtschaft habe so ein Konzept nicht nur in der Schublade, sondern würde dazu gern Gespräche mit der öffentlichen Hand führen. Außerdem ist Stadler der Ansicht, dass das aktuelle Niedrigzinsniveau und die vier Prozent Versicherungssteuer „nicht konform gehen“.

„Eine Halbierung der Versicherungssteuer wäre wünschenswert“, sagt die VIG-Chefin. Für „grüne“ Versicherungsprodukte und für Produkte, die die Regierung fördern will, sollte die Versicherungssteuer auf null gesetzt werden.

Mehrmarken-Strategie

Was den Ukraine-Krieg betrifft, so ist die VIG mit drei Gesellschaften und 1.400 Mitarbeitern in der Ukraine vertreten. „Wir sind eine der wenigen Versicherungen, die rasch wieder geöffnet hat“, sagt die VIG-Chefin. „Wir sind eher in Kiew westwärts, daher sind wir von den Auswirkungen weniger betroffen.“

Indes habe die VIG ihre Osteuropa-Aktivitäten geprüft. „Wir sind zum Ergebnis gekommen, dass sich Osteuropa schneller erholt, darum werden wir an unserer Strategie festhalten“, sagt Stadler. Die VIG sei als erste nach Osteuropa gegangen und habe sehr renommierte Marken übernommen. Und habe entschieden, diese regionalen Marken auch zu behalten.

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