VIG hat ehrgeizige Wachstumsziele

VIG-Konzernchefin Elisabeth Stadler
Versicherungskonzern will Krankenversicherung und Bankenvertrieb ausbauen

Die börsenotierte Vienna Insurance Group (VIG), Österreichers größter Versicherungskonzern, hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Das Prämienvolumen soll bis 2019 von 9,05 auf 9,5 steigen. Der Gewinn vor Steuern soll sich trotz der niedrigen Zinsen von 450 auf 470 Millionen Euro erhöhen. Die Gruppe ist weiterhin auf Expansionskurs. Einerseits durch organisches Wachstum, andererseits auch durch profitable Akquistionen.

VIG-Chefin Elisabeth Stadler will im Rahmen des Strategie-Programms "Agenda 2020" drei Bereiche forcieren: Die Krankenversicherung, den Verkauf von Polizzen über den Bankpartner Erste Group und die Rückversicherung.

In der Krankenversicherung ortet Stadler "großes Potenzial" in Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Türkei. 38 der insgesamt 50 Konzerngesellschaften bieten bereits private Krankenversicherungen an.

Rund 1,3 Milliarden Euro an Prämien, das sind 14 Prozent des gesamten Prämienvolumens der Gruppe, kommen aus der Kooperation mit der Erste Group. Die beliebtesten Polizzen, die über die Bankschalter verkauft werden, sind derzeit Lebensversicherungen. Die Palette soll auf Kranken- und Sachversicherungen ausgeweitet werden. Stadler: "Die Produkte müssen leicht verständlich sein". 2008 gründete die VIG eine Rückversicherung in Prag, die heute rund 370 Millionen Euro an Prämien bringt. Die VIG Re habe durch die niedrigen Standortkosten einen Wettbewerbsvorteil und soll ebenfalls forciert werden.

Bei den Beteiligungen sind derzeit keine Änderungen geplant, sagte Stadler bei der Präsentation der Ergebnisse 2016. Die VIG hält Aktienpakete an voestalpine und AT&S und ist der zweitgrößte Aktionär der Verkehrsbüro-Gruppe.

Türkei

In der Türkei erwirtschaftete die in 25 Ländern präsente VIG im Vorjahr ein Prämienvolumen von rund 160 Millionen Euro, verkauft werden hauptsächlich Kfz-Versicherungen. Die Tochtergesellschaft fährt seit 2015 schwarze Zahlen ein. Bis jetzt gab es keine Verkaufsrückgänge wegen der politischen Verwerfungen zwischen der Türkei und Österreich. Da zeige sich der Vorteil, dass die VIG eine Mehr-Marken-Strategie fährt und nicht unter der Marke VIG auftrete , meinte dazu Finanzvorstand Martin Simhandl.

Der kräftige Anstieg beim Vorsteuergewinn (EGT) der VIG - von 137,7 Mio. auf 406,7 Mio. Euro, also mehr als eine Verdoppelung - erfolgte 2016 freilich von niedrigem Niveau aus, denn 2015 war das Ergebnis durch eine hohe IT-Abschreibung belastet gewesen. Der Periodenüberschuss vervierfachte sich 2016 von 75,8 Mio. auf 321,0 Mio. Euro, ebenso das Konzernergebnis von 70,0 Mio. auf 287,8 Mio. Euro.

Die Prämieneinnahmen der VIG entwickelten sich 2016 nach vorläufigen Angaben stabil, wuchsen also nur leicht um 0,3 Prozent auf 9,05 (9,02) Mrd. Euro. In allen Sparten habe es eine deutliche Prämiensteigerung gegeben - mit Ausnahme der Einmalerläge in der Lebensversicherung (minus 19,2 Prozent), denn hier habe man auch 2016 bedingt durch die Niedrigzinssituation in den meisten Märkten eine restriktive Annahmepolitik verfolgt. Ohne Einmalerläge lag das Prämienplus über alle Sparten bei 4,4 Prozent.

Ein Einsparpotenzial von bis zu 3 Prozent der Schadenaufwendungen in den kommenden drei Jahren sieht die VIG durch ein Projekt zur Identifikation und Vermeidung überhöhter Schadenzahlungen, das erste Erfolge zeige. Sehr erfolgreich laufe zudem ein in Österreich, Tschechien und Polen gestartetes Projekt zur Reduzierung von Versicherungsbetrugsfällen.

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