Nachahmer setzen Nespresso zu
Ohne regionale Ansprache geht es auch bei einem Global Player nicht. Die Nestlé-Tochter Nespresso justiert im Kampf gegen die zunehmende Billig-Konkurrenz beim Kundenservice nach und verlegt ihr bisher in Deutschland angesiedeltes Kundenservice-Center für Österreich nach Wien.
Ab Mai kümmern sich in der Unternehmenszentrale in Wien-Hietzing 45 Mitarbeiter um sämtliche Kundenanfragen aus Österreich. Dafür werden 35 zusätzliche Vollzeitkräfte aufgenommen. „Das neue Kundenservice-Center sichert auch den Standort Österreich ab“, erläutert Nespresso-Österreich-Chef Dietmar Keuschnig im KURIER-Gespräch.
Patentstreitereien
Gegen Nachahmer gehen die Schweizer aber auch juristisch vor. Das Kapselsystem ist zigfach patentiert. Erst kürzlich gab es jedoch eine herbe Niederlage vor einem Gericht in Düsseldorf. In Deutschland dürfen nachgeahmte Billig-Kapseln weiter mit dem Hinweis angepriesen werden, dass sie für Nespresso-Maschinen geeignet sind. Nestlé hatte dagegen geklagt. Eine endgültige Entscheidung im Patentstreit steht noch aus. In Österreich bieten unter anderem Rewe (Billa, Merkur) und Spar billigere Nespresso-Alternativen an. Ein Gerichtsverfahren wie in Deutschland gäbe es aber in Österreich nicht, so Keuschnig.
Der Markt mit portioniertem Kaffee sei seit Jahren schon hart umkämpft. „In Österreich haben wir mehr als 20 Mitbewerber, weltweit sind es schon mehr als 100.“ Viele davon, wie etwa Tchibo oder Hofer, setzen auf ihr eigenes Kapselsystem, auch die US-Kaffeekette Starbucks steigt in den Kapselmarkt ein. Das Potenzial sei aber noch lange nicht erschöpft. Ein Kaffee-Vertrieb über den Einzelhandel kommt für Nespresso dennoch nicht infrage. „Wir haben ein erklärungsbedürftiges Produkt, Nespresso ist ein System.“
Schoko-Aus
Weniger Erfolg hatte Nespresso mit seinem Schokolade-Sortiment. Die aufwendig verpackten, speziell auf die Kaffeesorten abgestimmten Schokotäfelchen gibt es nicht mehr zu kaufen. „Der Schokobereich wird überarbeitet, wir sind hier erst in der Entwicklungsphase“, begründet Keuschnig. Man wolle sich vorerst auf das Kerngeschäft Kaffee konzentrieren. Obwohl der Rohkaffeepreis zuletzt gesunken ist, will Nespresso den Kaffee nicht verbilligen. „Wir reagieren nicht auf Kaffeepreiszyklen, weil wir langfristige Verträge mit den Kaffeebauern haben und ihnen höhere Preise zahlen“, erklärt Keuschnig.
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