Nach Pelinka-Aus: Die Baustellen des ORF
Sie essen gerade mein Stück“. „Wir haben es satt“. Fähnchen mit solchen Aufschriften steckten in den vorbereiteten Brötchen. Der Generaldirektor selbst wurde mit einem Blech samt Bröselhaufen statt Kuchenstücken abgepasst: Die Sondersitzung des Stiftungsrates nutzten freie Mitarbeiter von Ö1 und FM4 am Freitag, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Sie forderten auf Flugzetteln soziale Absicherung und gerechte Entlohnung.
Zahlreiche Mitarbeiter arbeiteten jahrelang Vollzeit für 1000 Euro monatlich. „Wie verantworten Sie diese Missstände?“, fragten sie in Richtung Geschäftsführung.
Andere Sorgen
Doch die hatte noch immer mit der Causa Pelinka zu kämpfen. Im Stiftungsrat wurde deren Aufarbeitung betrieben, und Wrabetz musste dort einige Kritik einstecken. „Es gab keine rote, wohl aber eine gelbe Karte für den Generaldirektor“, meinte Franz Medwenitsch, Leiter des ÖVP-Freundeskreises. Aber auch der Stiftungsrat, der in den vier Wochen seit Bekanntgabe des Personalpakets nicht geglänzt hatte, schaffte so etwas wie Selbstkritik. „Es gibt jetzt viel mehr Sensibilität als früher für Vorgänge, die nicht mehr gehen“, erläuterte der Grüne-Stiftungsrat Wilfried Embacher. Das Gremium forderte Wrabetz schließlich in einer Resolution auf, alles zu tun, „um das Vertrauen in die Unabhängigkeit des ORF wiederherzustellen.“ Weil man sich auch gegen „pauschale Kritik“ am Gremium verwehrte, stimmten vier Betriebsräte nicht zu. „Kritik muss möglich sein“, so Gerhard Moser.
Wrabetz` Chuzpe
Und Wrabetz? Der führte in der nachfolgenden Pressekonferenz vor, was Chuzpe ist: Dass die Mitarbeiter ihren Widerstand gegen Pelinka & Co. via Facebook und Twitter organisierten, führte zur sinngemäßen Forderung, der ORF müsse künftig im Social-Media-Bereich möglichst ohne Einschränkungen tätig sein. Die heftige Kritik am Personalpaket durch seine Mitarbeiter – die habe er mit jenem innerbetrieblichen Klima ermöglicht, das unter seiner Führung geschaffen worden sei. Dass die Causa Pelinka bis ins Ausland hinaus zur Berichterstattung führte, wertete er als „großes öffentliches Interesse am ORF “.
Die Bezahlung der protestierenden freien Mitarbeiter stellte Wrabetz zudem in Zusammenhang mit der Forderung nach einer permanenten Refundierung der Gebührenbefreiungen aus dem Bundes-Budget.
Auch bei der Causa Pelinka hat Wrabetz eine spezielle Wahrnehmung. Ein Gutachten darüber, dass die Ausschreibung überhaupt noch rechtskonform war, konnte Wrabetz nicht benennen. Dass er mit der ganzen Causa das Ansehen des ORF geschädigt hätte, sah er auch „nicht so“. Vielmehr sei seine Erklärung vom Donnerstag im Stiftungsrat „sehr anerkannt worden“. Und dass die geplanten Besetzungen mit seiner Wahl im Sommer zu tun gehabt hätten, nannte Wrabetz „schlicht und einfach Unsinn“.
Standortfrage
Der eigentliche Grund für die Stiftungsratssitzung am Freitag war die Zukunft des ORF – und zwar des Standortes. Ab April wird der Haupttrakt des Rainer-Baus abgesiedelt, wobei noch nicht klar ist wohin. Bis Juni müsse entschieden werden, ob man wieder auf den Küniglberg zurückkomme oder der ORF an einen neuen Standort übersiedeln wird, hieß es am Rande der Sitzung. Bis Ende Februar muss nun die Geschäftsführung eine Roh-Kalkulation über die Kosten verschiedener Sanierungsvarianten. Auch im Fall der Absiedelung müsste das ORF -Zentrum „standfest“ gemacht werden, was laut Kaufmännischem Direktor Richard Grasl in der Minimalvariante 3,5 Millionen Euro kosten würde.
Um die Dringlichkeit der Maßnahmen zu verdeutlichen, fand vor Sitzungsbeginn eine Begehung der „Baustelle“ ORF statt.
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