Nach NIKI-Abflug befürchten Reisebüros höhere Ticketpreise

Nach NIKI-Abflug befürchten Reisebüros höhere Ticketpreise
Die Lufthansa-Gruppe dürfte künftig ihre Marktmacht in Österreich weiter ausbauen.

Barcelona, Paris, Zürich oder Rom – Ende Februar stellt die Billig-Airline NIKI ihre günstigen City-Flüge von Wien in 14 europäische Großstädte ein. Die NIKI-Mutter, die angeschlagene Fluglinie Air Berlin, hat damit dem Wettbewerb in der heimischen Luftfahrt einen Bärendienst erwiesen. Die Zeche werden die Passagiere zahlen. Experten gehen davon aus, dass Städteflüge ab Wien künftig teurer werden.

"Die Befürchtung, dass durch den Wegfall des Mitbewerbers NIKI die Ticketpreise steigen werden, ist sehr realistisch", sagt Felix König, Fachverbandsobmann der Reisebüros in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), zum KURIER. "Denn überall dort, wo die Lufthansa-Gruppe in der Vergangenheit ihre Marktanteile erweitert hat, sind die Flüge teurer geworden. Wir Reisebüros beobachten das sehr genau." Nachsatz: "Die Lufthansa-Gruppe ist nach unserer Ansicht bei den Abflügen aus Österreich schon heute marktbeherrschend und das wird sich noch ausweiten."

Laut König haben NIKI bzw. Air Berlin die City-Flüge nicht gestrichen, weil die Verbindungen defizitär sind, sondern weil sie die Flugzeuge in Zukunft anders einsetzen. NIKI wird nur noch Ferienziele für Reiseveranstalter anfliegen.

Vor dem Kartellgericht

Zugleich muss man aber wissen, dass die österreichischen Reisebüros und die Lufthansa, zu der AUA, Swiss und Eurowings gehören, schon länger im Clinch liegen.

Nach NIKI-Abflug befürchten Reisebüros höhere Ticketpreise
Die Airline im Zeichen des Kranichs hebt nämlich 16 Euro Vertriebsgebühr bei Buchungen auf Globalen Distributions Systemen (GDS) wie Amadeus ein. Damit versuche die Lufthansa die Kunden zu (kostenlosen) Direkt-Buchungen auf ihre eigene Homepage umzuleiten, klagen die Reisebüro-Betreiber.

Starke Ansage

Die WKÖ hat die Lufthansa-Gruppe vor das Wiener Kartellgericht gezerrt. Laut König wird den Frankfurtern vorgeworfen, die österreichischen Reisebüros und Kunden zu diskriminieren, weil für gleiche Flüge verschiedene Preise verrechnet werden – je nachdem, ob man in Österreich oder in Deutschland bucht.

"Wir glauben, dass der Marktbeherrscher verschiedene Verpflichtungen hat, und er nicht jeden Preis von den Kunden verlangen kann, nur weil er alleine fliegt", sagt König, der auch Geschäftsführer der Linzer Reisebürokette Reisewelt ist. "Dagegen gehen wir rechtlich vor." Das Kartellgericht hat nach der ersten Verhandlung im Oktober 2016 einen Sachverständigen bestellt, der die Marktmacht der Lufthansa-Gruppe in Österreich unter die Lupe nimmt.

"Auf dem Radar"

"Ein Wegfall von Fluglinien und die Streichung von Destinationen könnte sich negativ auf den Wettbewerb auswirken", räumt auch Theodor Thanner, Chef der Bundeswettbewerbsbehörde, ein. "Wir haben diese Entwicklung auf dem Radar und werden uns diese bei Bedarf auch näher ansehen."

Vorwürfe bestritten

Indes bestreitet die Lufthansa-Gruppe den Vorwurf der Marktbeherrschung. "Der Luftverkehrsmarkt ist weiterhin stark umkämpft – auch in Österreich", sagt Lufthansa-Sprecher Helmut Tolksdorf zum KURIER. "Strecken, aus denen sich NIKI zurückzieht, werden ja nicht eins zu eins von uns bedient. Da gibt es zahlreiche andere Mitbewerber."

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