Nach Hühner-Skandal: AMA-Prüfungen brachten keine Beanstandungen

Symbolbild
Bei einzelnen Betrieben besteht Verbesserungsbedarf, vor allem beim Dokumentationswesen. Voriges Jahr wurden insgesamt 50 Betriebe aus Gütesiegelprogramm ausgeschlossen.

Nach den unlängst aufgedeckten skandalösen Zuständen in einem steirischen Hühnermastbetrieb hat die AMA zusätzliche unangekündigte Kontrollen durchführen lassen. Bei diesen Überprüfungen "lagen weder systematische Abweichungen noch Beanstandungsgründe in Verbindung mit der Tierhaltung vor", so die AMA. Bei "einzelnen Betrieben" besteht demnach aber "Verbesserungsbedarf". Es gibt künftig mehr Kontrollen. 50 Betriebe wurden 2022 vom Gütesiegelprogramm ausgeschlossen.

Kurz vor Weihnachten hatte der Verein gegen Tierfabriken (VGT) Filmmaterial veröffentlicht, das grobe Missstände in einem steirischen Hühnermastbetrieb zeigt. Das Filmmaterial stammte laut AMA vom Sommer 2022.

Verbesserungsbedarf besteht

Die AMA-Marketing räumte am Dienstag in einer Aussendung weiters ein, dass "bei einzelnen Betrieben Verbesserungsbedarf besteht, vor allem beim Dokumentationswesen, sowie bei der Sorgfaltspflicht der gemäß AMA-Gütesiegel täglich mehrmals durchzuführenden Stallrundgänge und Einhaltung der Ruhephasen". Zudem sehe sich die AMA-Marketing mit Fragen dazu konfrontiert, warum Missstände, die Tierschützern seit vorigen Sommer bekannt sind, aufgrund der verspäteten Veröffentlichung erst jetzt untersucht werden können.

Ergeben Kontrollen Abweichungen, werden diese je nach Grad der Verstöße unterschiedlich geahndet. Die AMA-Marketing hat im Jahr 2022 rund 50 Betriebe aus dem AMA-Gütesiegel-Programm ausgeschlossen.

Unangekündigte Kontrollen

"Weitere Maßnahmen zur Stärkung des Kontrollsystems werden derzeit mit allen Beteiligten vorbereitet. Konkret wird sich das Verhältnis von angekündigten und unangekündigten Kontrollen ändern", so Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA Marketing. "Zur verbesserten Prävention gibt es künftig außerdem mehr Beratung und Schulungen für die Betriebe zur Tierhaltung und -betreuung. Auch eine stärkere digitale Vernetzung der Daten aller amtlichen und privatrechtlichen Kontrollstellen ist in Arbeit."

Das AMA-Gütesiegel-System bestehe aus der AMA-Marketing als Lizenzgeberin und dem jeweiligen Vertragspartner wie etwa Landwirten oder Verarbeitern. Als drittes Element gebe es externe unabhängige Prüfungen bzw. Inspektionen von akkreditierten Kontrollstellen. Mutenthaler-Sipek: "Die Kontrollsystematik im AMA-Gütesiegel ist grundsätzlich dieselbe wie bei Bio, Gentechnikfrei und IFS (International Featured Standards) im Lebensmittelbereich. Die AMA verlangt außerdem von den teilnehmenden Geflügelmastbetrieben die Mitgliedschaft beim Tiergesundheitsdienst. Dadurch wird der Gesundheitszustand aller Geflügelherden mindestens zweimal innerhalb weniger Wochen von Geflügelfachtierärzten begutachtet."

Unabhängige Kontrollstellen 

"Die AMA-Marketing ist Lizenzgeberin des staatlich anerkannten AMA-Gütesiegels und vergibt dieses auf Basis von klaren Regelungen", so die AMA-Marketing-Chefin. Damit werde die Güte und Sicherheit der damit ausgezeichneten Lebensmittel garantiert. "Wir lassen diese Regeln engmaschig und risikobasiert kontrollieren – durch unabhängige, akkreditierte Kontrollstellen." Die AMA-Marketing betreibe aber selbst keine landwirtschaftliche Produktion und sei auch keine Kontrollstelle. Genauso wenig werde Einfluss auf das Ergebnis der Kontrollen genommen. "Engagierte und motivierte Landwirtinnen und Landwirte in den Regionen verpflichten sich vertraglich zur Einhaltung der AMA-Richtlinien. Wer diese Solidargemeinschaft durch Fehlverhalten gefährdet, muss mit strikten Konsequenzen rechnen", so Mutenthaler-Sipek.

Leider werde das AMA-Zusatzmodul "langsam wachsende Rassen" noch nicht genutzt, bedauerte die AMA-Marketing-Geschäftsführerin. Das Modul ist zum Einsatz bei langsam wachsender Rassen in der Hühnermast bereits im Jahr 2019 beschlossen. Bisher haben sich keine Betriebe dafür angemeldet. Das habe viele Gründe. Einerseits benötigten langsam wachsende Rassen bzw. Hybridlinien wesentlich mehr Futter und Zeit für die Aufzucht. Das bedeute in weiterer Folge höhere Verkaufspreise und bedürfe der Bereitschaft der Konsumentinnen und Konsumenten, diese höheren Preise zu zahlen. Andererseits seien die Küken dieser langsam wachsenden Rassen in Österreich noch nicht in ausreichender Menge erhältlich, weil es noch zu wenige Elterntierherden dafür gebe. Eine komplette Umstellung würde Übergangsfristen von mindestens ein bis zwei Jahren benötigen.

Viele Betriebe einwandfrei

"Wir unternehmen mit viel Engagement alles, damit die landwirtschaftlichen Erzeuger und Lizenznehmer ihre Verträge mit uns erfüllen", so Mutenthaler-Sipek. "Richtlinien, Schulungen, Qualitätsanforderungen, Laboruntersuchungen und Kontrollen durch unabhängige Prüfer tragen mit dazu bei. Das AMA-Gütesiegel geht in vielen Punkten über die gesetzlichen Grundlagen hinaus. AMA-Gütesiegel-Richtlinien stellen vergleichsweise höhere Ansprüche an die Landwirte, welche entsprechend mehr an Sorgfaltspflicht aufbringen müssen. Viele Betriebe halten alle Regeln ein und arbeiten einwandfrei." Das zeigten die Kontrollergebnisse der unabhängigen Prüfer, der Tierärzte und weiterer Organisationen.

Der Chef von Rewe in Österreich, Marcel Haraszti, hatte die Agrarmarkt Austria (AMA) nach dem Bekanntwerden der miserablen Zustände in einem steirischen AMA-Geflügelbetrieb zuletzt hart kritisiert. "Alle müssen jetzt von der AMA strengere Kontrollen einfordern." Sich "bei Kontrollen durchschwindeln", könne nicht sein. "Das ist ein klares Versagen des Kontrollsystems", sagt der Manager der Billa- und Penny-Mutter.

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