„Die digitalen Möglichkeiten zu unserem Vorteil nutzen“

Raiffeisen-Top-Manager Klaus Buchleitner ist überzeugt, dass in zehn Jahren IT-Manager in Banken Führungspositionen einnehmen werden.

Klaus Buchleitner hatte recht. Im Unterschied zu vielen Journalisten war er bei Interviews im vergangenen Herbst optimistisch. „Wenn wir im ersten Halbjahr 2021 einen Impfstoff haben, wird die Wirtschaft wieder sehr rasch anspringen“, sagte Buchleitner etwa im KURIER.

Und was sagt Buchleitner jetzt? Die Wirtschaft erlebe einen neuartigen Zustand, so der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien sowie der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien unlängst in einem Interview mit dem trend. „Unmengen an Geld suchen verzweifelt nach Renditen. Doch keiner fühlt sich bei den Investments mehr wohl. Aber dann wird doch investiert, weil es keine bessere Alternative gibt. Das alles ergibt eine gewisse Fragilität.“

Klaus Buchleitner

Den ungewissen Zeiten entsprechend geht es bei unserem Treffen mit Klaus Buchleitner dieses Mal also um Mut. Dabei streicht Buchleitner ein Thema hervor, das ihm besonders am Herzen liegt: die Digitalisierung.

Die Covid-Krise war und ist schließlich ein Turbo für die Digitalisierung. Buchleitner sieht die Digitalisierung aber nicht als Bedrohung, sondern als Chance, die man zu seinem eigenen Vorteil nützen könne.

Banken als Schnittstelle

Die Bankenwelt ist von der Digitalisierung schon viel länger betroffen. Natürlich werden deshalb die Bankfilialen nicht verschwinden. Aber sie werden „eine Schnittstelle zwischen der analogen und der digitalen Welt werden,“ wie Buchleitner sagt.

Werden Banken also eines Tages eine Art Internetunternehmen sein? „Ja, es geht in diese Richtung,“ sagt Buchleitner. „In zehn Jahren werden IT-Manager in Banken führend sein.“

Es wäre übrigens falsch zu glauben, dass Buchleitner ganz und gar der digitalen Welt sozusagen verfallen ist. Leidenschaftlich gerne liest er Bücher. Nicht nur via Kindle sondern auch noch richtig analog.

„Die digitalen Möglichkeiten zu unserem Vorteil nutzen“

Die Digitalisierung ist für Buchleitner ein Grund für Mut

Zuletzt hat er „Ein Mann für alle Märkte“ von Edward Oakley Thorp (geb. 1932 in Chicago) gelesen. Thorpe ist ein US-amerikanischer Mathematiker, Autor und Hedgefonds-Manager, der in den 1960-Jahren eine mathematische Formel entwickelte, mit deren Hilfe Black-Jack-Spieler tatsächlich einen Vorteil gegenüber dem Casino hatten.

Auf Basis seiner mathematischen Expertise hat Thorp dann einen sehr erfolgreichen Hedgefonds gegründet. Neben seiner Leidenschaft für Bücher und dem Klavierspiel absolviert Buchleitner seit Jahren auch regelmäßig Programmierkurse.

Aber nicht um Glückspiel-Codes zu knacken. „Ich bin einfach nur ein Wissbegieriger. Ich mag die Dinge, die um mich herum geschehen, einfach ein wenig verstehen.“

Zur Person

Klaus Buchleitner ist seit 2012 Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien und der Raiffeisen Holding NÖ-Wien. Nächstes Jahr lässt er seinen Vertrag auslaufen. Vor 2012 machte er sich als Chef der Raiffeisen Ware Austria RWA einen Namen, als er das Unternehmen nachhaltig sanierte. Der aus einer Bauernfamilie im Marchfeld stammende Buchleitner ist Absolvent der Uni Wien (Jus) sowie der französischen Eliteuniversität Fontainebleau.

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