Money, money, money – aber nicht in Form von Bargeld

Legendäres Pop-Quartett vor 40 Jahren, als es den Songcontest gewann. Heute wirbt Björn Ulvaeus (ganz re.) für ein Finanzexperiment.
ABBA-Star Björn Ulvaeus ruft Schweden auf, zur ersten Gesellschaft ohne Bargeld zu werden.

Mit Agneta, Anni-Frid und Benny schaffte es Björn Ulvaeus ab den 70er-Jahren als Popgruppe ABBA zu Weltruhm. Ähnliches scheint dem mittlerweile 68-jährigen Schweden jetzt erneut vorzuschweben, allerdings in einem ganz anderen Metier. Auf der Homepage des ABBA-Museums in Stockholm (www.abbathemuseum.com/se/cashless) fordert er seine Landsleute dazu auf, künftig auf Bargeld zu verzichten. Scheine und Münzen seien ohnehin bloß Symbole, die leicht gegen andere ausgetauscht werden könnten – etwa gegen Plastikkarten oder Smartphones.

Die schwedische Krone sei „eine kleine Währung“, die nur in Schweden benutzt werde. Der Aufruf des Prominenten daher: „Wir könnten und sollten die erste bargeldlose Gesellschaft der Welt werden.“

„Mamma mia“, könnte sich da so mancher Schwede denken. Tatsächlich aber wird in dem skandinavischen Land schon heute viel weniger Bargeld verwendet als etwa im deutschen Sprachraum. Nur noch ein Viertel aller Zahlungen erfolgt in bar. In Österreich liegt dieser Wert bei etwa 60 Prozent.

Gegen Kriminalität

Money, money, money – aber nicht in Form von Bargeld
epa03419597 Former ABBA band member Bjoern Ulvaeus poses in front of the ABBA museum construction site in Stockholm, Sweden, 03 October 2012. Ulvaeus said that 'ABBA The Museum' will be part of a Swedish music hall of fame to be inaugurated in Stockholm in spring on 2013. EPA/HENRIK MONTGOMERY SWEDEN OUT
Auf die Idee, die Welt würde ohne bares „money, money, money“ besser funktionieren, kam der Pop-Millionär, nachdem Diebe die Wohnung seines Sohnes ausgeräumt hatten. „Wir können ziemlich sicher sein, dass die Diebe direkt zu ihrem Hehler gegangen sind“, so Ulvaeus. Die Hehlerei hätte in einer bargeldlosen Gesellschaft jedoch nicht funktioniert. Auch Drogenhändler wären wohl nicht an gestohlenen TV-Geräten oder PCs interessiert. In einer Gesellschaft ohne Bargeld würde der Job des Drogendealers „nicht mehr existieren, Punkt“, ist der Schwede überzeugt. Der Vorschlag klingt zwar – noch – nach Utopie. Mit nachvollziehbaren Plastikgeld-Zahlungen müssten sich aber alle, die Arbeiter oder Putzfrauen schwarz bezahlen oder einen Geschäftspartner bestechen wollen, andere Wege überlegen.

Selbstversuch

Bevor er seine Landsleute zu einer Weltpremiere ohne Scheine und Münzen aufrief, wagte er ein Jahr lang einen Selbstversuch. Das Ergebnis: Für das Warten aufs Retourgeld geht mehr Zeit drauf als für das Bezahlen mit Karte. Sein „Waterloo“ erlebte er, wie er schreibt, im Supermarkt. „Die einzige Lästigkeit, die ich finden konnte, war, dass man eine Münze braucht, um sich einen Einkaufswagen auszuborgen.“ Plastikchips wären hier „the name of the game“, könnten österreichische Supermarktketten dem Schweden ins Album schreiben.

Der Traum des Stockholmers kommt nicht bei allen Schweden gut an. Björn Eriksson, der Vorsitzende der Sicherheitsbranche und früherer Reichspolizeichef, bezeichnet Ulvaeus in einem schwedischen Zeitungsbeitrag sogar als „PR-Agent von Mastercard“, berichtet n-tv online. Der Kreditkartenkonzern ist einer der Hauptsponsoren des ABBA-Museums.

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