Die E-Control bereitet eine gänzliche Neugestaltung und radikale Vereinfachung der Stromrechnung vor, wie E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch im Gespräch mit dem KURIER erklärt. Der Zeitpunkt dafür ist günstig: Zum einen werden die alten Stromzähler derzeit österreichweit durch Smart Meter ausgetauscht. Sie können die Verbrauchsdaten bis zu viertelstündlich genau übermitteln. Das ist die Basis für eine regelmäßige, auf exakten Verbrauch abgestimmte Stromrechnung. Und zweitens muss das Energiewirtschaftsgesetz ohnehin novelliert werden, weil die neue EU-Richtlinie „Clean Energy Package“ in nationales Recht umgewandelt werden muss.
In diesem Energiewirtschaftsgesetz sind unter anderem auch die Inhalte der Stromrechnung geregelt. „18 Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes ist es an der Zeit, diese Inhalte kritisch zu hinterfragen“, sagt Urbantschitsch. Bis zu sieben Seiten lang ist die Jahresabrechnung, weil die Versorger dort nicht nur Verbrauch, Preis und Steuern angeben müssen, sondern jedes Detail zur Zusammensetzung des Netztarfis, der Ökostromförderung oder der Herkunft des Stroms.
Regelmäßig, aber entrümpelt
Künftig soll nach dem Wunsch der E-Control die Stromrechnung monatlich, in einer stark abgespeckten Variante verschickt werden: Der Preis pro Kilowattstunde soll leicht erkennbar sein ebenso Verbrauch, Steuern und Netzgebühren. „Wer mehr Infos will, soll das vom Versorger auch bekommen“, lautet der E-Control-Vorschlag.
Wie Handyrechnung
Schon ab nächstem Jahr könnten die heimischen Haushalte die Stromrechnung so bezahlen wie die Handyrechnung. Das hat zwei Vorteile: Die Kunden werden vergleichsweise kurzfristig über ihren Verbrauch informiert. „Sie können zum Beispiel rasch erkennen, ob ein Gerät fast kaputt ist und dadurch Strom frisst“, erklärt der E-Control-Vorstand. Die Verbrauchsregelung sei ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Und zweitens werde das den Wettbewerb unter den Stromlieferanten ankurbeln. „Wenn die Kunden jeden Monat sehen, wie viel die Kilowattstunde kostet, können sie leichter alternative Angebote prüfen und zu billigeren Stromversorgern wechseln“, ist Urbantschitsch überzeugt.
Im ersten Quartal dieses Jahres haben so viele heimische Stromkunden zu einem neuen Lieferanten gewechselt wie nie zuvor. 99.142 sind von Jänner bis Ende März auf einen billigeren Stromlieferanten umgestiegen. Darunter waren 70.101 Haushalte, der Rest Gewerbe und Industrie. Die meisten Wechsler gab es in Wien, gefolgt von Oberösterreich und Niederösterreich.
Hauptgrund für den Rekord dürften die Strompreiserhöhungen gewesen sein. Fast alle Versorger mit Ausnahme der Energie AG Oberösterreich haben heuer die Preise deutlich angehoben. Die Energie AG allerdings hatte schon eines der höchsten Strompreisniveaus Österreichs und hatte daher von einer weiteren Verteuerung vorläufig Abstand genommen.
Stromwechsler haben einer Umfrage der E-Control zufolge einen großen Wunsch an künftige Rechnungsvorschriften: Der Großteil wünscht sich eine Gesamtrechnung und nicht, wie es derzeit üblich ist, zwei Rechnungen: eine für das Stromnetz, eine für den Strom.
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