E-Control: Monatliche Stromrechnung soll Wettbewerb beleben
Die Zahl der Menschen, die über die genaue Höhe ihrer Stromrechnung Bescheid wissen, ist gering. Das liegt unter anderem auch an der Abrechnung, die in unregelmäßigen Perioden erfolgt. Wolfgang Urbantschitsch, Chef der Energiemarktaufsicht E-Control, will die Energieversorger daher dazu bringen, auf monatliche Abrechnung umzustellen.
„Das erhöht die Transparenz und belebt den Wettbewerb“, sagte Urbantschitsch bei einer Podiumsdiskussion am Mittwochabend in Wien. Auch fast 20 Jahre nach Beginn der Liberalisierung des Strommarktes sind die Wechselraten der Kunden nämlich gering. Nur rund fünf Prozent aller Haushalte in Österreich suchen sich regelmäßig den jeweils billigsten Lieferanten. Zuletzt sind die Wechselraten sogar wieder gesunken.
Über den geringen Wettbewerb unter den österreichischen Stromanbietern klagte auch Evelyn Steinberger-Kern, Chefin des Energiedienstleisters Energy Hero, bei der Diskussion. Sie sieht auch zu viele bürokratische Hürden. „Dass der Umstieg auf einen neuen Anbieter drei Wochen dauert, ist nicht tragbar. Wenn ich den Mobilfunk-Anbieter wechsle, stecke ich die SIM-Karte um und fertig. Das könnte auch beim Strom funktionieren“, sagt sie. Energy Hero bietet den Wechsel zum billigsten Anbieter als Dienstleistung an.
Es wird teurer
Wichtig ist die Belebung des Wettbewerbs auch deshalb, weil am europäischen Strommarkt alle Zeichen auf steigende Strompreise hinweisen. „Der Umbau des Energiesystems in Richtung 100 Prozent erneuerbare Quellen wird Geld kosten“, betonte Barbara Schmidt, Geschäftsführerin von Österreichs Energie.
Bis 2030 müssen in Österreich 30 Terawattstunden an Strom aus Wind oder Sonne dazukommen. Das erfordere auch einen Netzausbau. Schmidt fordert zudem eine Umgestaltung der Netztarife, für die die E-Control zuständig ist. Wenn es viel mehr Solaranlagen auf privaten Dächern gib, werden diese Haushalte das Netz nur im Winter und in der Nacht nutzen. Damit fallen Zahler für das Stromnetz weg. Um die Leitungsqualität trotzdem aufrechtzuerhalten, soll eine Bereitstellungspauschale eingeführt werden, für die wieder alle Haushalte zahlen müssten.
Private Verbünde
Steinberger-Kern hält entgegen: Energy Communities, also private Stromversorgungsgemeinschaften mit Solaranlagen und Speicher, brauchen das Netz nicht. Sie entlasten es sogar und der Ausbau, von dem die Versorger reden, sei in diesem Ausmaß gar nicht notwendig. „Diese Energy Communities werden stark zunehmen“, ist sie überzeugt.
Schließlich wird auch noch der CO2-Preis zu einem Anstieg des Strompreises beitragen. Mit Blick auf den Klimaschutz hielten es alle Diskutanten für notwendig, dass Verbraucher für ihre Emissionen zahlen sollten. Derzeit müssen nur große Industriebetriebe und Kraftwerke für zahlen. Die Tonne CO2 kostet aktuell etwa 25 Euro.
Michael Gerbavsits, Chef der Energie Burgenland, drängt darauf, dass die Politik alle notwendigen Regelungen für die Erneuerung des Energiesystems in Richtung völlig CO2-frei rasch umsetzt. Derzeit stehe nämlich alles.Gebaut werde nichts. So könne die Energiewirtschaft das Ziel, 2030 ohne fossile Quellen auszukommen, nicht schaffen.
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