Mobiles Internet wird zum Zankapfel

Mobiles Internet wird zum Zankapfel
Durch die Fusion Drei/Orange befürchtet T-Mobile beim neuen Mobilfunkstandard LTE benachteiligt zu werden.

Sprachtelefonie und SMS-Dienste sind für Mobilfunkbetreiber ein Nebengeschäft geworden. „80 Prozent unseres Produkts, also das, was wir übermitteln, sind inzwischen Daten“, erläuterte Andreas Bierwirth, seit September Chef von T-Mobile-Österreich, am Montag vor Journalisten in Wien. „Wir sind ein mobiles Breitbandunternehmen geworden.“ Der Siegeszug der Smartphones lässt sich nachdrücklich mit Zahlen untermauern: „Das Volumen der von T-Mobile übermittelten Daten legte heuer im Vergleich zum Vorjahr um rund 80 Prozent zu.“

Um diese immer größer werdenden Datenpakete auch entsprechend schnell und störungsfrei übertragen zu können, will die Branche möglichst rasch die neue Mobilfunkgeneration „LTE“ einführen, die den aktuellen Standard „UMTS“ ablösen soll. Bierwirth fürchtet nun, dass T-Mobile, hinter A1 die Nummer zwei am heimischen Mobilfunkmarkt, bei der Einführung dieser neuen Technologie benachteiligt werden könnte.

Breitband

Hintergrund ist die geplante Fusion der Konkurrenten Drei-Hutchison und Orange. Geht der Merger Auflagen-frei über die Bühne, könnte Drei/Orange das neue, schnellere Breitband-Internet praktisch sofort anbieten. Der Grund: Die Mobilfunkfrequenzen, die die beiden Unternehmen derzeit nutzen, könnten gebündelt werden – Grundvoraussetzung für das Funktionieren der LTE-Technologie.
Damit dies nicht passiere, fordert Bierwirth, dass die Telekom-Regulierungsbehörde die Frequenzbänder aller Marktteilnehmer entsprechend neu aufteilt. „Sonst wäre das wettbewerbsverzerrend.“

Die Nachrichtenlage, ob die Fusion Drei/Orange tatsächlich von den Kartellwächtern in Wien beziehungsweise Brüssel gebilligt
werde, ändere sich laut Bierwirth fast täglich. Der frühere AUA-Vorstand erwartet aber grünes Licht für die Mobilfunkehe der beiden kleineren Konkurrenten. Mit einer Entscheidung wird noch im Laufe des heurigen Jahres gerechnet.

Standortpolitik

Von der Politik würde sich Bierwirth generell mehr Bewusstsein darüber erwarten, dass, im Sinne modernster Infrastruktur, die Telekommunikationsbranche eine Schlüsselrolle für den Wirtschaftsstandort Österreich einnehme. Es gehe hierbei beispielsweise auch um die Frage, wo internationale Unternehmen ihre Headquarter ansiedeln.

In den vergangenen Jahren hat sich die heimische Mobilfunk-Branche einen harten Preiskampf geliefert. Der österreichische Handykunde bezahle im Durchschnitt 18 Euro pro Monat, sagt T-Mobile-Österreich-Finanzvorstand Wolfgang Kniese. Im EU-Durchschnitt seien es rund 25 Euro.
Diese schwierige Marktlage führe nun dazu, dass nötige Investitionen der Branche aufgeschoben würden. Dies belege auch eine aktuelle Studie des IHS, die von T-Mobile in Auftrag gegeben wurde. War die rot-weiß-rote Investquote mitte des vorigen Jahrzehnts noch beispiellos in der EU, sei Österreich mittlerweile „deutlich zurückgefallen“. An T-Mobile liege es aber nicht, beteuert Kniese. Die Nummer 2 am Markt habe in den vergangenen fünf Jahren ihre Investitionen konstant gehalten und jährlich rund 100 Millionen Euro ausgegeben.

Kommentare