Mittelstand muss entlastet werden

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Sie müssen Berge an Papierkram erledigen, leiden unter hohen Kosten und suchen mehr Fachkräfte. Die kleinen und mittleren Unternehmen in Österreich brauchen Entlastung.

Ob Voest, Telekom oder OMV – die Großen werden oft vor den Vorhang gebeten. Die Wirtschaft Österreichs wird allerdings zu einem guten Teil von Unternehmen getragen, deren Namen nicht jeder kennt. 99,6 Prozent aller Unternehmen gehören der Kategorie KMU an. "K" steht dabei für "kleinste" mit höchstens neun Beschäftigten und "kleine" Firmen mit maximal 49 Mitarbeitern. Höchstens 249 Mitarbeiter haben mittlere Betriebe, die das "M" ausmachen. Oft werden die KMU als Rückgrat der Wirtschaft bezeichnet. Sie bieten Arbeitsplätze für 65,6 Prozent der heimischen Beschäftigten (siehe Grafik rechts) und stehen für 51 Prozent der Investitionen. Damit das auch so bleiben kann, muss man ihnen "die Fesseln lösen", fordert Karl Aiginger, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts. Durch kombinierte Gewerbe und einfachere Genehmigungen für Betriebsanlagen müsse man den KMU das Leben erleichtern.

Hohe Belastungen

Walter Bornett, einer der Direktoren der KMU Forschung Austria, sieht drei große Probleme, unter denen die Unternehmen leiden: die hohen Kosten- und administrativen Belastungen sowie der Mangel an Fachkräften.

KMU sind in der Regel in sehr personalintensiven Bereichen tätig, was hohe Belastungen, insbesondere bei den Lohnnebenkosten, bedeutet. Noch dazu stehen sie zum Teil in einem beinharten Preiswettbewerb, wenn Unternehmen aus dem Ausland nach Österreich hereinarbeiten. Die Senkung der Lohn- und Sozialabgaben ist daher eine der Forderungen.

Großbetriebe können sich Steuerberater und Anwälte leisten, um die vielen administrativen Anforderungen auszulagern. In kleineren Firmen erledigt das meist der Chef selbst. Dadurch geht wertvolle Zeit verloren. Der Papierkram müsse weniger werden, so die Forderung Nummer 2.

Fachkräfte

Trotz aller Belastungen und Bürokratie läuft es für viele Betriebe gut. Rund ein Drittel der Unternehmen sind "sehr gut ausgelastet", sagt Bornett. Sie könnten sogar noch mehr tun, hätten sie genügend Fachkräfte. Es gebe einfach zu wenige Spengler & Co. Die Politik könne dabei helfen, dass schon in den Schulen ein Bewusstsein für Handwerksberufe geschaffen wird, um ihr Image zu verbessern. Akademiker zu sein ist noch keine Jobgarantie.


99,6 Prozent aller Unternehmen in Österreich sind KMU

65,6 Prozent der Beschäftigten arbeiten in KMU

96,7 Prozent aller Ausbildungsbetriebe sind KMU

240.000 Euro Umsatz erwirtschaftet jeder Beschäftigte in einem KMU

7 von 10 Lehrlingen werden in KMU ausgebildet

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