Mittelständler beklagen Auftrags- und Umsatzrückgänge

Die österreichischen Klein- und Mittelbetriebe (KMU) haben mit der schwachen Konjunktur zu kämpfen. „Die Klein- und Mittelbetriebe beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage deutlich schlechter als noch vor einem Jahr“, sagt Rainer Kubicki, Geschäftsführer des Wirtschaftsinformations-Dienstleister Creditreform. „Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate bleiben aber auf dem Vorjahresniveau.“ Das ist das Ergebnis der Klimabarometer-Umfrage, die Creditreform kürzlich unter 1700 mittelständischen Betrieben durchgeführt hat.
Das Creditreform-Klimabarometer, das aktuelle Bewertungen und Erwartungen der Unternehmen zur Geschäfts- und Konjunkturlage vereint, musste erneut nach unten korrigiert werden und liegt auf dem tiefsten Wert seit Herbst 2010. „Die Stimmung unter den österreichischen Unternehmen hat sich in den vergangenen Monaten ein wenig verschlechtert, ist aber immer noch zuversichtlich“, meint Kubicki. Betrachtet man die Stimmungslage der vier Hauptbranchen, so zeigt sich, dass es nur am Dienstleistungssektor bergauf geht. Beim Bau, Handel und verarbeitenden Gewerbe ist die Stimmung im Vergleich zum Frühjahr mittlerweile trist.
Schlechter als im Vorjahr
„Bei der Beurteilung ihrer aktuellen Geschäftslage ist in allen Branchen ein schlechterer Wert als im Vorjahr zu verzeichnen“, weiß Kubicki. „Die deutlichsten Stimmungseinbrüche sind in der Baubranche zu melden, was angesichts der Megapleite der Alpine nicht verwundert.“ Im Vergleich zum Herbst 2012 hat sich die Lage am Bau um 10,5 Prozentpunkte nach unten verschlechtert, im Handel um 7,6 Punkte.
Satte Auftragsrückgange
„Die Entwicklung der Auftragseingänge dokumentiert, dass die konjunkturelle Abschwächung noch nicht überwunden ist“, sagt der Creditreform-Experte. Jeder vierte Betrieb (25,9 Prozent) berichtete von Auftragsrückgängen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es nur 22,6 Prozent. Hingegen sank die Zahl der KMU, die Auftragssteigerungen verzeichneten, von 28,9 auf 25,3 Prozent. Unter dem Strich gibt es somit einen negativen Saldo von 0,6 Prozent. Im Herbst 2012 lag der Saldo noch bei plus 6,3 Prozentpunkte. Jeder vierte befragte Betrieb berichtet von Auftragsrückgängen. Handel und Verarbeitendes Gewerbe mussten ein besonders starkes Minus hinnehmen.
Optimistischer Handel
Trotzdem erwarten die Mittelständler in den nächsten Monaten einen Auftragszuwachs. „Sie sind optimistischer als noch vor einem Jahr“, erklärt Kubicki. „Jeder fünfte Betrieb (21,7 Prozent) rechnet künftig mit steigenden Auftragseingängen. Dabei ist es erstaunlich, dass gerade der Handel und das Verarbeitendes Gewerbe, die die stärkten Rückgange verzeichnen, die positivsten Erwartungen haben.
Winterdepression am Bau
Die wenigsten Optimisten gibt es in der Baubranche, die aufgrund ihrer witterungsabhängigen Geschäfte schon in einer Art Winterdepression ist. „Mehr als jeder vierte Betrieb (27,8 Prozent) rechnet daher folglich mit Auftragsrückgängen in den nächsten Monaten“, heißt es dazu von Creditreform. In der Baubranche liegt der Saldo aus Auftragssteigerungen und Auftragsrückgängen mit minus 16,5 Punkten tief im negativen Bereich.
Preisdruck erhöht sich weiter
Dass sich der Preisdruck erhöht hat, zeigt die Entwicklung der Angebotspreise. „Mit Preisnachlässen haben im Herbst 2013 etwa 18,8 Prozent der befragten Betriebe gewirtschaftet, ein Jahr zuvor sahen sich nur 15,2 Prozent zu dieser Maßnahme gezwungen“, heißt es in der Umfrage. „Nur noch jeder siebte Betrieb (14,2 Prozent) hat die Preise für Produkte und Dienstleistungen angehoben. Ein Jahr zuvor betrug deren Anteil noch 18,3 Prozent.“ Seit dem Herbst 2011 gibt es laut Studie einen kontinuierlichen Abwärtstrend, wenngleich der Tiefstand des Jahres 2009 noch lange nicht erreicht.
Umsatzentwicklung weiter verschlechtert
Die Umsatzentwicklung hat sich im Vergleich zum Vorjahr weiter verschlechtert. So gab heuer fast jeder vierte Betrieb (23,7 Prozent) an, dass er Umsatzeinbußen hinnehmen musste, ein Jahr zuvor waren es nur 19,8 Prozent. Lediglich 31,6 Prozent der KMU erfreuten sich im Herbst 2013 an steigenden Umsätzen, im Vergleichszeitraum 2012 waren es noch 35,6 Prozent. Macht ein Minus von vier Prozentpunkten.
Vorsichtiger Optimismus
Aber trotz der schlechten Ist-Lage sind die KMU in Sachen künftiger Umsatz leicht optimistisch. „Die Mittelständler schauen insgesamt deutlich optimistischer auf die nächsten Monate als noch vor einem Jahr“, sagt Experte Kubicki. „Angesichts der aktuellen Umsatzentwicklung sind sie jedoch in ihren Prognosen weiterhin verhalten.“
Die positivsten Umsatzerwartungen hat demnach der Handel, wo 29,3 Prozent der Befragten mit steigenden Umsätzen kalkulieren und lediglich 13,3 Prozent von Umsatzeinbußen ausgehen. Damit hat der Handel im Vergleich zum Vorjahr das mit Abstand beste Ergebnis im Branchenvergleich. Mit recht optimistischen Erwartungen schauen auch die Dienstleistungsbranche und das Verarbeitende Gewerbe in die nahe Zukunft.
Weniger Personal
Indes stagniert die Personalentwicklung. „Vom Mittelstand geht heuer kein positiver Impuls für den Arbeitsmarkt aus“, heißt es dazu von Creditreform. Im Vorjahr lag der Index immerhin noch bei plus 8,6 Punkten: „Es bleibt zu hoffen, dass sich die Konjunktur so weit erholt, dass der Wert nicht wieder auf den absoluten Tiefstand des Jahres 2009 mit minus 18,5 Punkten rutscht.“ Jeder fünfte Betrieb hat seinen Personalstand verringert, ungefähr gleich viele Betriebe mehr Personal aufgenommen. Die Kurve zeiget aber künftig weiter nach unten. In den nächsten Monaten wird sich der Personalbestand des Mittelstands wahrscheinlich weiter verringern. So plant künftig lediglich jeder neunte Betrieb (11,7 Prozent), neue Mitarbeiter einzustellen, wo hingegen sich fast jeder sechste Betrieb (17,8 Prozent) von einem Teil seiner Belegschaft trennen möchte.
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