"Mit dem ersten Prozesstag ist man tot"

APAGIN08 - 01062006 -KLAGENFURT - OESTERREICH: ZU APA 623 WI - Der Geschaeftsleiter der Hypo Alpe-Adria-Bank International AG, Josef Kircher (undatiertes Archivbild) HYPO ALPE ADRIA BANK INTERNATIONAL AG
116 Vorwürfe. Ex-Banker Kircher wehrt sich.

„Wie man bei einem 25-Millionen-Euro-Projekt auf 74 Millionen Euro Überziehungszinsen kommen kann, ist Schwachsinn. Das war eine normale Finanzierung“, wettert Josef Kircher, Ex-Vorstand der Kärntner Hypo Bank International und der Hypo Leasing Holding. Kircher spielt damit auf die jüngste Strafanzeige der notverstaatlichten Bank an, in der ihm und seinen Ex-Banker-Kollegen im Zusammenhang mit der Finanzierung von zwei Kreuzfahrtschiffen ein mutmaßlicher Schaden von insgesamt 100 Millionen Euro vorgeworfen wird. Der KURIER berichtete, die Vorwürfe werden bestritten.

Kircher ist mittlerweile „der Verdächtige Nummer eins“ in der Hypo Causa: Die Anwälte der Bank bearbeiten 116 Verdachtsfälle gegen ihn, in 50 Fällen wurde er beim Staatsanwalt angezeigt. Nummer zwei im „Hypo-Ranking“ ist Wolfgang Kulterer mit 108 Verdachtsfällen, gefolgt von Günter Striedinger mit 86 Fällen, Wolfgang Peter mit 47 Fällen sowie Tilo Berlin mit 36 Fällen.

Auf etwa 350 Millionen Euro summiert die Bank den mutmaßlichen Schaden. „Ich mache mir keine Sorgen, dass sich die Vorwürfe bewahrheiten“, sagt Kircher zum KURIER. „Aber ein berufliches Fortkommen ist nicht mehr möglich. Ich kann nicht einmal ein Konto bei einer Bank eröffnen.“

Privatkonkurs droht

Kirchers Anwalt Martin Stärker kritisiert die Doppelgleisigkeit beim Vorgehen der Bankanwälte und den damit verbundenen Millionen-Aufwand. Denn: Neben der Strafanzeigen ist sein Mandant mit Zivilklagen in Höhe von weit mehr als 100 Millionen Euro konfrontiert. Allein in einem der Zivilverfahren wird ein Prozesstag Kircher bis zu 150.000 Euro kosten. „Mit dem ersten Prozesstag ist man tot“, sagt Kircher. „Am Ende des Tages mündet es in einem Privatkonkurs. Wo soll ein Privater letztlich 100 Millionen Euro hernehmen.“

Die Aufarbeitung der Altlasten ist Teil der wirtschaftlichen und rechtlichen Sanierung der Bank, sagt die Hypo. „Die Bank verfolgt keine Menschen“, kontert Hypo-Sprecher Nikola Donig. „Die Bank verfolgt Sachverhalte sowie der Bank entzogene Mittel – wozu sie gesetzlich und auf Grund der milliardenschweren Unterstützung der Allgemeinheit verpflichtet ist.“

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