Mit allen Mitteln gegen die Bankenkrise

Konzertierte Aktionen sollen verhindern, dass eine Bankenkrise wie nach der Lehman-Pleite ausbricht.

Mitgehangen, mitgefangen. Nach diesem Motto hat die US-Ratingagentur Moody's nach der Zurückstufung der Kreditwürdigkeit Italiens auch die Noten großer italienischer Banken und Konzerne gesenkt. Das brachte auch den beiden größten Banken des Landes, der Intesa Sanpaolo und der UniCredit, ein schlechteres Zeugnis ein. Mit der UniCredit wurden auch gleich deren Töchter in Österreich und Deutschland, die Bank Austria und die HVB, zurückgestuft.

"Das ist zwar ärgerlich, dieser Dominoeffekt ist allerdings zu erwarten gewesen", hieß es dazu aus der Bank Austria. Gerechtfertigt sei die Zurückstufung nicht. Offiziell gab es kein Statement zur neuen, schlechteren Benotung. "Wir kommentieren Ratings grundsätzlich nicht", lautete der Maulkorb-Erlass von der Mutter in Mailand.

Schlechte Nachrichten aus der europäischen Bankenwelt gab es am Donnerstag noch einige: So hat Moody's auch die Kreditwürdigkeit von sieben ungarischen Banken zurückgestuft. Und bei den Bemühungen zur Rettung des strauchelnden französisch-belgischen Bankkonzerns Dexia ist ein Streit zwischen Frankreich und Belgien über die Kosten der Rettung ausgebrochen.

Optimismus

Aktienanlegern war all das herzlich egal. Sie griffen bei Bankaktien zu und trieben so deren Kurse nach oben. Für diesen, auf den ersten Blick kuriosen, Optimismus hatte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso gesorgt. Er hatte koordinierte Finanzspritzen für Not leidende Banken ins Spiel gebracht. "Wir schlagen jetzt den Mitgliedsstaaten vor, koordiniert bei der Rekapitalisierung von Banken zu handeln und dadurch faule Wertpapiere, die diese noch haben könnten, loszuwerden", so Barroso. Wie diese Koordination ausschaut und aus welchen Töpfen das Geld kommen soll, blieb zwar offen.

Am Vortag hatte die Runde gemacht, dass der europäische Bankensektor im Notfall bis zu 200 Milliarden Euro benötigen würde. Die Aussicht darauf, dass sich die EU mit aller Kraft und mit allen Mitteln gegen ein Aufflammen einer neuerlichen Bankenkrise stemmen will, reichte den Anlegern aber für neuen Optimismus.

Die Banken stöhnen unter den Verlusten, die sie mit Staatsanleihen erleiden - Papieren, die noch vor ganz wenigen Jahren als bombensicher galten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat diese Not etwas gelindert. Sie hat den Banken bisher für mehr als 160 Milliarden Euro Staatsanleihen von Ländern wie Griechenland, Portugal, Irland, Spanien und Italien abgekauft. Diese Aufkäufe wird es auch weiterhin geben. Wer allerdings darauf gehofft hatte, dass die EZB die Leitzinsen senkt, wurde am Donnerstag enttäuscht. Bei der letzten Zinssitzung der EZB unter Präsident Jean-Claude Trichet (dessen Amtszeit Ende Oktober abläuft) wurde der EZB-Satz bei 1,5 Prozent belassen.

Allerdings greifen die obersten Währungshüter jetzt wieder zu einem Instrument, das es in der Finanzkrise schon gegeben hat: Sie stellen den Euro-Banken langfristig (für 12 bzw. 13 Monate) günstiges Geld zur Verfügung, um so deren Planungssicherheit zu verbessern. "Wir werden sicherstellen, dass es keine Engpässe bei der Liquidität gibt", sagte Trichet. Die Banken können dabei so viel Geld haben, wie sie brauchen. In den Kauf weiterer Anleihen, die die EZB Banken abkauft, aber auch Staaten direkt abnehmen wird, sollen weitere 40 Milliarden Euro gesteckt werden.

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