Millionenpleite eines bekannten Stahlhändlers

„Die PISEC Group ist ein globales Handelsunternehmen, das Warenströme aus allen Kontinenten verwaltet und durch die Erfüllung der Kundenbedürfnisse einen Mehrwert schafft. Die Geschichte der PISEC Group reicht viele Jahrzehnte zurück, als Mitte der 1950er Jahre der Vater von Karl Pisec in Wien ein Handelsunternehmen gründete, das Westeuropa mit Produkten aus dem Osten versorgte. Das Unternehmen entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Akteur im Handel mit verschiedenen Waren und Dienstleistungen“, heißt es auf der Firmen-Homepage. „Um die Kontinuität zu gewährleisten, übernahm Karl Pisec 1994 die Geschäftsführung von seinem Vater und wandelte das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. Das Geschäft wurde weiter ausgebaut und die PISEC Group verstärkte ihre Präsenz auf den internationalen Märkten.“
Die Rede ist von der PISEC Group Austria GmbH mit Sitz in Wien-Wieden. Sie hat laut KSV1870 und Creditreform am Handelsgericht Wien ein Konkursverfahren beantragt, Die Schuldnerin ist Teil der Stahlprodukte-Handelsgruppe Pisec.
"Die Schuldnerin PISEC Group Holding GmbH, FN 270575f hat ebenso ein Konkursverfahren beantragt und ist alleinige Gesellschafterin PISEC Group Austria GmbH. Sie selbst fungiert als Holdinggesellschaft und verwaltet die Beteiligungen der Pisec-Gruppe. Die Holding hält zahlreiche Beteiligungen, jedoch ist PISEC Group Austria GmbH die zentrale Gesellschaft der Gruppe zur Beschaffung der Stahlerzeugnisse und übernimmt die Abwicklung der meisten Geschäfte", so Credireform. Von beiden Pleiten sind 26 Mitarbeiter betroffen.
„Neben unserem Hauptsitz in Wien haben wir Büros in New York, Miami, Mumbai, Kattowitz und Moers, die es uns ermöglichen, die Nähe zu unseren Kunden und Lieferanten zu erhöhen und möglichst effizient auf die Bedürfnisse der Märkte zu reagieren“, heißt es auf der Homepage weiters.
Der Hintergrund
"Bis Mitte des Jahres 2022 gab es eine aufrechte langjährige strategische Beziehung mit dem weißrussischen Stahlwerk BMZ. Die Funktion der Pisec-Gruppe bestand darin, die Produkte der BMZ an
westliche Firmen selbstständig zu vertreiben. Für viele Märkte und Länder erhielt die Antragstellerin Exklusivität. Durch die Ukraine-Krise ist dieser Geschäftszweig weggefallen und ist dies, neben globalen Verwerfungen auf den Rohstoffmärkten die hauptsächliche Insolvenzursache", heißt es im Antrag.
Und weiters heißt es: "Neben der Distribution der Erzeugnisse von BMZ wurde seit 2012 sukzessive ein Stahlhandelsgeschäft aufgebaut. Durch die Aufnahme mehrerer Trader von Konkurrenten konnten zahlreiche Kunden vor allem in der EU und den USA gewonnen werden, welche mit Stahlprodukten aus Asien beliefert werden. Hierzu sichert sich die Pisec-Gruppe direkt Geschäft mit Stahlherstellern durch die Eröffnung von Akkreditiven, wie von den Stahlwerken verlangt. Verkaufsseitig bietet man Kunden in der EU und den USA Zahlungsziele zwischen 30 und 90 Tagen auf offene Rechnung. Die angestellten Trader der Pisec-Gruppe
in den Konzemgesellschaften in Österreich, den USA und Polen bahnen neues Geschäft an und verhandeln Ein- und Verkaufskonditionen für jeden Abschluss neu (auch gesellschaftsübergreifend). Es
bestehen keine langfristigen Verträge oder Abnahmegarantien, sondern der Trader ist im Austausch mit Kunden und Lieferanten und bahnt so das jeweilige neue Geschäft an. Für die Kunden besteht eine
Kreditversicherung."
Die Antragstellerin betreibt seit Ende 2023 auch ein Lagergeschäft für Schrott. "Die Ware wird im Lager des Kunden vorgehalten und durch die Antragstellerin frnanziert, wofür diese einen Aufschlag auf den
Kaufpreis erhält", heißt es weiters.
Die Insolvenzursachen
"Im ersten Quartal des Jahres 2022 führten der russische Angriff auf die Ukraine und die daraufhin verhängten Sanktionen gegen Russland und Weißrussland dazu, dass die geschäftlichen Aktivitäten der Pisec-Gruppe nicht mehr wie bisher weiter verfolgt werden konnten", heißt es weiters. "Dem Management ist es in der damaligen Situation jedoch gelungen, das Geschäftsmodell dahingehend umzustellen, dass auf sogenannte Streckengeschäfte im internationalen Rohstoffhandel mit Flachstahlprodukten (genutzt zB für Dächer, Maschinen") auf Basis von Akkreditivfinanzierungen umgestellt wurde und damit ein gewisser Ausgleich zum Ausfall des Weißrussland-Geschäftes mit Langstahlprodukten und Spezialdrähten für die Automobilindustrie gefunden werden konnte."
"Im ersten Halbjahr 2024 führten aber die globalen Verwerfungen auf den internationalen Rohstoffmärkten - insbesondere auf dem Stahlmarkt - zu einer deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen
Ausgangslage für die Pisec-Gruppe", heißt es weiters. "Im Rahmen der vom Management dazu umgehend eingeleiteten Gespräche mit Banken und möglichen Investoren konnte zuletzt innerhalb des engen dafür im Hinblick auf Insolvenzordnung zur Verfügung stehenden zeitlichen Rahmens keine Lösung gefunden werden, die einen Fortbestand der Antragstellerin ermöglicht hätte."
Die Schulden
"Die PISEC Group Austria GmbH geht von rund 45 Gläubiger aus, wobei die Bankverbindlichkeiten mit rund 86,5 Millionen Euro beziffert wurden, laut eigenen Angaben bestehen keine wesentlichen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Des Weiteren bestehen Anleihegläubiger in der Höhe von EUR 14,5 Millionen Euro", so der AKV. "Die PISEC Group Holding GmbH geht von 14 Gläubigern und Bankverbindlichkeiten von 3,6 Millionen Euro und Intercompany-Forderungen in der Höhe von 5,8 Millionen Euro aus. Weiters besteht eine Patronatserklärung für eine Anleihe der PISEC Group Austria GmbH in der Höhe von 14,5 Millionen Euro und diverse Bürgschaften für Tochtergesellschaften in der Höhe von 78,5 Millionen Euro."
"Eine Sanierung erachtet das Unternehmen, unter anderem aufgrund der aktuellen Marktlage, nicht als erfolgsversprechend", so Creditreform.
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