Brisante Millionenpleite eines bekannten Fenster-Herstellers
Bei dieser Firma handelt es sich um ein angesehenes Traditionsunternehmen. Es wurde im Jahr 1927 gegründet. Die Firmengruppe der Familie Karl Polzhofer in Pöllau, Steiermark, gehörte in der Vergangenheit zu den Topbetrieben der Oststeiermark. Doch in vergangenen Jahren macht die KAPO-Gruppe bloß durch innerfamiliären Streit von sich reden. Ein tiefer Riss soll durch die Familie gehen.
Im Vorjahr schlitterte die Kapo Möbelwerkstätten GmbH in die Pleite. Jetzt musste die Schwesterfirma Kapo Fenster und Türen GmbH laut Firmenangaben den Weg zum Konkursrichter antreten. Sie hat laut Creditreform ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt. Sie beschäftigt 102 Mitarbeiter. Sie wurden laut Creditreform beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet.
Der Niedergang
Die Kapo Fenster und Türen GmbH ist eine Tochter der KAPO Holding. Sie soll vor allem ihren Überschuss für die Finanzierung der Schwesterfirma Kapo Möbelwerkstätten GmbH zur Verfügunmg gestellt haben. Doch die Zahlungen reichten offensichtlich nicht aus. Die Kapo Möbelwerkstätten GmbH schlitterten in die Pleite und schlossen einen Sanierungsplan ab. Im Sommer 2019 kam es erneut zu einer Pleite. Das Unternehmen wurde geschlossen. Zugleich wurden die Möbelwerkstätten vom Seniorchef Karl Polzhofer als KAPO Möbel und Polstermöbel GmbH fortbetrieben. Auch die Mutterfirma Kapo Holding musste den Weg zum Insolvenzgericht antreten.
Quote soll aus Fortbetrieb finanziert werden
Indes musste die Fenster und Türen GmbH ihre Forderung (700.000 Euro) gegen das Schwesterunternehmen als uneinbringlich abschreiben. "Am 9. Dezember musste die Geschäftsführung die Mitarbeiter darüber informieren, dass das Unternehmen beim Landesgericht Graz einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung gestellt hat. Gläubigern wird eine Quote in Höhe von 30 Prozent geboten", heißt es in einer Firmenaussendung. "Die Quote soll aus dem laufenden Betrieb finanziert werden. Der Sanierungsplan sieht vor, das Unternehmen weiter zu führen und den größten Teil der Mitarbeiter weiter zu beschäftigen."
Investor geht an Bord
„Mehr als 70 Prozent unserer Mitarbeiter in der Produktion sind qualifizierte Fachkräfte. Diese sollen auch in Zukunft die national wie international geschätzte hohe Qualität der KAPO-Fenster und Serviceleistungen sicherstellen. Ich bin überzeugt, dass wir durch das Sanierungsverfahren den Neustart gemeinsam mit unseren Lieferanten, Kunden und Architekten schaffen", sagt Geschäftsführer Stefan Polzhofer. "Die Einleitung des Sanierungsverfahrens wurde notwendig, weil im Zuge der Insolvenz der Schwestergesellschaft KAPO Möbelwerkstätten GmbH sowie der Holding auch die KAPO Fenster und Türen GmbH in den vergangenen Monaten zusehends mit Herausforderungen konfrontiert war. Zur Verunsicherung potenzieller Kunden kam die Verteuerung von Einkaufskonditionen bei Lieferanten."
Und weiter heißt es: "Das nun eingeleitete Sanierungsverfahren soll dem Unternehmen einen Neustart ohne Altlasten und mit einer neuen Eigentümerstruktur und Geschäftsführung ermöglichen. Stefan Polzhofer übernimmt mit Dezember 2019 die Geschäftsführung und Mehrheit am Unternehmen. Mit Othmar Sailer konnte ein erfahrener Manager als Investor gewonnen werden." Laut AKV war Sailer früher Vorstand bei der Waagner-Biro AG und ist ehemaliger Geschäftsführer Lisec GmbH.
Schulden und Vermögen
Die Passiva haben laut Creditreform einen Verkehrswert in Höhe von 7,68 Millionen Euro, davon entfallen 2,9 Millionen Euro auf die Mitarbeiter, 1,1 Millionen Euro auf die Finanz, 511.000 Euro auf Banken, 989.000 Euro auf Versicherungen, 600.000 Euro auf Schadenersatzansprüche und 750.000 Euro auf die Gebietskrankenkasse.
Die Aktiva haben einen Verkehrswert in Höhe von 3,178 Millionen Euro, das freie Vermögen beträgt 2,563 Millionen Euro; davon entfallen 1,25 Millionen Euro auf offenen Lieferungen und Leistungen, 900.000 Euro auf das Warenlager und halbfertige Produkte. Die Sparbücher und Sperrkonten (615.000 Euro) sind verpfändet.
Ein Teil der ausstehenden Löhne und Gehälter soll noch vor Weihnachten ausbezahlt werden.
Reorganisationsmaßnahmen
"Im nunmehrigen Sanierungsverfahren werden Reorganisationsmaßnahmen einzuleiten bzw umzusetzen sein, darunter fallen die Schließung eines Vertriebsstandortes, die einzuschränkenden Arbeitsbereiche, die strategische Neuausrichtung sowie die Beendigung von Gerichtsstreitigkeiten", heißt es vom KSV1870. "Bereits die vormalige Geschäftsführung hat zur Aufrechterhaltung der Liquidität eine Sale- und Lease-Back Vereinbarung für einen Großteil der Produktionsmaschinen abgeschlossen gehabt. Der derzeitige Auftragsstand wird mit rund 3,5 Millionen Euro angegeben, der Forderungsstand beträgt rund 1,7 Millionen Euro."
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