Millionenpleite Charles Vögele: Der weitere Fahrplan bis zum Verkauf

Millionenpleite Charles Vögele: Der weitere Fahrplan bis zum Verkauf
Die beiden ausländischen Interessenten haben viel Erfahrung im Textilbereich, Insolvenzverwalter bastelt weiter an einer Lösung.

Zwei Interessenten haben am Donnerstagnachmittag ihre Anbote zur Übernahme der insolventen Textilkette Charles Vögele Austria (711 Mitarbeiter, 102 Filialen) den Gläubigervertreter und der Konkursrichterin vorgestellt und dabei einen guten Eindruck gemacht. An der Ernsthaftigkeit ihres Interesses gibt es keinerlei Zweifel. Sie nehmen zum Teil für die Vorarbeiten viel Geld in die Hand.

Beide Bieter hatten bzw. haben geschäftliche Aktivitäten in den Niederlanden. Der eine Bieter, der Europa-Ableger einer US-Investmentbank, hat derzeit die Nase vorn, weil er schon vor der Pleite Vögele Österreich kaufen wollte und deren Bücher prüfen konnte. Dessen ursprünglicher Plan war, 30 der 102 Vögele-Filialen nicht fortzuführen. Außerdem unterstützten die „Amerikaner“ laut eigenen Angaben schon den "Schließungsprozess" von Charles Vögele in den Niederlanden. Außerdem haben sie laut eigenen Angaben „Vermögenswerte einer anderen niederländischen Modekette aus der Insolvenz übernommen, um das Geschäft neu zu strukturieren und gesunde Geschäftsbereiche an den ehemaligen Eigentümer zu übertragen“.  

Der zweite Interessent, ein Textilketten-Betreiber aus den Niederlanden, hat schon 70 Vögele-Filialen in den Niederlanden und 200 Standorte in Deutschland übernommen. Die Niederländer haben nur ein, zwei Wochen Zeit, die Bücher von Vögele Österreich zu prüfen.

Beide Interessenten wollen die Charles Vögele Austria GmbH in Form eines Share-Deals übernehmen und die Gesellschaft durch einen Sanierungsplan entschulden. Für die 20-prozentige Quote, die einer der Bieter auf einen Schlag zahlen will, werden zumindest sechs bis sieben Millionen Euro plus die Verfahrenskosten aufzubringen sein. Unklar ist noch, ob auch das Warenlager, auf das die solvente italienische Vögele-Großmutter OVS angeblich Eigentumsansprüche stellt, abgelöst bzw. mitverkauft wird. Denn das Eigentümerverhältnis ist noch strittig.

OVS, einer der größten Textil-Filialisten in Italien, wird auch Interesse an der weiteren Belieferung der Nachfolge-Kette von Vögele Österreich nachgesagt. Indes können die Niederländer angeblich auf ein eigenes Waren-Sortiment zurückgreifen.

Indes arbeitet der Grazer Vögele-Insolvenzverwalter Norbert Scherbaum intensiv daran, die rechtlichen Hürden für den Verkauf zu eliminieren. So will er mit der Schweizer Bank UBS eine Einigung erzielen, an die die Schweizer Vögele-Mutter die Marken verpfändet hat. Die Bank soll für die Freigabe der Marken einen bestimmten Geldbetrag erhalten. Zugleich bemüht er sich darum, dass ihm die Gesellschaftsanteile an der Charles Vögele Austria GmbH übertragen werden – für einen symbolischen Betrag. Dann stehen dem Verkauf nur noch die millionenschweren Konzernforderungen der Schweizer Vögele-Mutter im Wege. Doch hier dürfte das Eigenkapitalersatz-Gesetz greifen. Dort ist geregelt, dass eine solche Kapital-Rückforderung erst dann zulässig ist, wenn das betroffene Unternehmen saniert ist.

Die 711 Vögele-Mitarbeiter sollen in Kürze vom Insolvenzentgeltfonds IEF die ausstehenden Juli-Gehälter und das Urlaubsgeld erhalten. Letzteres hatten sie dem Unternehmen bis 31. Juli gestundet. Allein für das Juli-Gehalt dürften rund 1,5 Millionen Euro fällig werden. Die September-Gehälter soll zumindest bereits rechnerisch der potenzielle Käufer bezahlen, die August-Gehälter hat Scherbaum den Mitarbeitern bereits bevorschusst.

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