Millionen-Verlust: Opel in der Sackgasse

Millionen-Verlust: Opel in der Sackgasse
Während US-Mutter General Motors wieder satte Gewinne schreibt, stottert bei der deutschen Tochter der Motor.

Totgesagte leben länger. Noch vor drei Jahren hätte kaum jemand auch nur einen Cent auf das Fortbestehen des US-Traditionskonzerns General Motors (GM) gesetzt. Nach Milliardenverlusten schlitterte der Riese in die Insolvenz. Doch die US-Regierung rettete den Autobauer mit 50 Milliarden Dollar vor dem Aus und wurde Mehrheitseigner von „GM neu“. Alte Schulden von 40 Milliarden Dollar verblieben in der alten GM-Gesellschaft.

Somit war GM ein Neustart möglich, der fulminanter nicht sein konnte. Im Vorjahr wurde ein Rekordgewinn geschrieben, auch dank der steigenden Nachfrage am Heimmarkt. Der Staat hat sich mittlerweile weitgehend aus dem Konzern, der seit dem Vorjahr wieder an der Börse notiert, zurückgezogen.

Sand im Getriebe

Doch es ist nicht alles eitel Wonne. Bei der deutschen Tochter Opel ist viel Sand im Getriebe. Sie fuhr im Vorjahr einen Verlust von 575 Millionen Euro (nach zwei Milliarden 2010) ein. Und das, obwohl bereits das Werk in Antwerpen geschlossen sowie 8000 der früher 48.000 Stellen abgebaut wurden.

GM-Chef Dan Akerson deutete am Donnerstag in Detroit weitere Einschnitte an. Konkretes blieb zunächst offen. Belegschaft und Experten fürchten einen weiteren Jobabbau und Werksschließungen. Wackeln sollen der Standort Bochum sowie ein Werk in England. In den vergangenen zwölf Jahren war es Opel nur 2006 gelungen, Gewinn zu schreiben.

Magna

Dabei könnte GM dieses Problem schon längst los sein. Der austro-kanadische Zulieferer Magna und die russische Sberbank standen 2009 knapp vor dem Kauf, doch schließlich platzte der Deal. Die Amerikaner hatten Angst, dass Know-how nach Russland abwandert. Das Magna-Konzept wurde anfangs zwar von GM übernommen, doch mit der Zeit mangelte es an konsequenter Umsetzung. Das bekrittelt auch Ferdinand Dudenhöffer vom deutschen CAR-Center. „Der GM-Vorstand ist sanierungserprobt, aber wenig produktionssystem-erprobt.“ Wichtig wäre es, die einbrechenden Märkte in Europa zu kompensieren. „Auch andere Hersteller gleichen das mit besseren Verkäufen in den USA oder China aus.“

Doch Opel darf seine Autos aufgrund des konzerninternen Gebietsschutzes nur in Europa verkaufen. Die Auslastung der Werke betrug zuletzt nur 75 Prozent. Verkaufte Opel Ende der 1990er-Jahre mehr als eine Million Autos im Jahr, so waren es 2011 nur 442.000. Dudenhöffer: „Die Sanierung ist gescheitert, weil Opel die Flexibilität fehlt.“

Neuzulassungen: Europas Automarkt fährt im Jänner rückwärts

In der EU ist im Jänner im Vergleich zum Vorjahresmonat die Zahl der Pkw-Neuzulassungen um 7,1 Prozent auf knapp 970.000 Fahrzeuge gefallen. Am stärksten war das Minus in Portugal mit knapp 50 Prozent. Aber auch größere Märkte wie Frankreich (minus 20,7 Prozent) und Italien (minus 16,9 Prozent) verbuchten große Rückgänge. Deutschland mit einem Minus von 0,4 Prozent blieb stabil.

Größter Gewinner war Kia (plus 30,6 Prozent). Die deutschen Hersteller Volkswagen (plus 0,7 Prozent) und Daimler (plus 4,6 Prozent) legten leicht zu. Am ärgsten traf es Renault mit einem Einbruch von einem Viertel. Bei den Franzosen fiel der Gewinn im Vorjahr um 39 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Branchenexperten zeigten sich dennoch beeindruckt. Vor allem der gestiegene Bargeldbestand von 1,1 Milliarden Euro und die geringsten Schulden seit 13 Jahren wirkten positiv.

Der heimische Motorradhersteller KTM steigerte 2011 den Absatz um 22 Prozent auf 81.200 Stück. Der Gewinn legte von 15,9 auf 20,7 Millionen Euro zu.

General Motors: Die Nummer eins

GM hat im Vorjahr mehr als neun Millionen Pkw verkauft und ist damit wieder vor Toyota die weltweite Nummer eins. Im Vorjahr stieg der Gewinn von umgerechnet 3,6 auf 5,85 Milliarden Euro und der Umsatz von 104 auf 116 Milliarden Euro. Zu GM gehören die Marken Chevrolet, Cadillac, Buick, GMC (nur USA), Holden (Australien), Opel (Europa) und Vauxhall (Großbritannien). Saab wurde verkauft, Pontiac eingestellt.

Weiterführende Links

Kommentare