Millionen-Pleite in der Fertighaus-Branche

Insolventer Familienbetrieb will sein Kerngeschäft fortführen.
Zu schnelles Wachstum, Großaufträge und massive Forderungsausfälle ruinierten Holzbauunternehmen.

Das steirische Holzbauunternehmen Mehrl GmbH, das auf die Errichtung von Fertighäusern und Hallen spezialisiert ist, hat beim Landesgericht Leoben die Einleitung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung beantragt. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform und KSV1870 dem KURIER. Das Verfahren ist mittlerweile auch eröffnet worden. Der Betrieb, der in der Hochsaison 49 Mitarbeiter beschäftigt und derzeit aufgrund der „Winterpause“ nur 15 Personen, bietet seinen 150 Gläubigern 20 Prozent Quote an. Das Kern-Unternehmen soll fortgeführt werden.

„Die Hausbank hat dem Unternehmen zugesichert, dass sie den Fortbetrieb und den Fortbestand des Unternehmens unterstützt“, sagt AKV-Experte Franz Blantz im Gespräch mit dem KURIER.

Der traditionelle Familienbetrieb mit Sitz in Aigen im Ennstal wurde 1996 gegründet und errichtet laut AKV nicht nur Dachstühle, Holzbalkone und Holzinnenausbauten. Im Jahr 2011 baute das Unternehmen das erste Massivholzmauer-Haus, bekannt als MHM-Haus. 95 Prozent der Auftraggeber sind Privatkunden. Zunehmend engagierte man sich laut Firmenangaben aber auch bei Großprojekten.

Pleite-Ursachen

„Der wirtschaftliche Niedergang ist einerseits auf das schnelle Wachstum des Unternehmens und andererseits auf die beträchtlichen Forderungsausfälle und Verlustgeschäfte zurückzuführen“, heißt es im Insolvenzantrag aus der Feder der Anwaltskanzlei Klein, Wuntscheck & Partner stammt. Vor allem die Konkurse der Baufirmen Huber Alexander, Letmaier Liezen, Fischer & Partner Altaussee und Holzbau Gesäuse werden von Mehrl diesbezüglich angeführt. (Anmerkung der Redaktion: Der Konkurs der Firma Fischer & Partner Altaussee wurde nach Bestätigung des Sanierungsplans mit einer Barquote von 70 Prozent im Oktober 2015 aufgehoben).

Außerdem seien Mehrl beim Bau eines Stallgebäudes Mehrkosten durch Fremdfirmen entstanden, bei einem Zu- und Umbau eines Gasthofes sei der Auftraggeber unterfinanziert gewesen.

"Vernichtung durch Großaufträge"

Aufgrund der schlechten Liquidität sei es bei diversen Aufträgen von Privatkunden „schwierig gewesen, Material anzukaufen bzw. Arbeitsleistungen termingerechten auszuführen“. „Insgesamt ist zu sagen, dass durch die Größe des Unternehmens und zur Auslastung der Mitarbeiter Großaufträge angenommen wurden, die letztlich zur Vernichtung geführt haben“, heißt es im Insolvenzantrag weiter. „Das Kerngeschäft, kleinere Bauvorhaben im Privatbereich, war immer positiv. Durch die vorhandenen Aufträge ist ein positiver Fortbetrieb gewährleistet."

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten werden mit 2,503 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 1,138 Millionen Euro auf besicherte Bankschulden, 726.000 Euro auf Lieferanten, 136.000 Euro auf die Gebietskrankenkasse und 76.500 Euro auf die Finanz sowie 426.000 Euro auf sonstige Gläubiger.

Das Vermögen

Die Aktiva werden mit 1,987 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 1,039 Millionen Euro auf eine Liegenschaft, 538.800 Euro auf das Warenlager und halbfertige Produkte. Rund 255.000 Euro entfallen auf offene einbringliche Forderungen gegenüber Kunden. Die Liegenschaft ist an die Hausbank verpfändet.

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