Millionen-Pleite eines Traditions-Cafés

Millionen-Pleite eines Traditions-Cafés
Inhaber eines Wiener Kaffeehauses musste Insolvenzverfahren beantragen, Schulden betragen rund 1,4 Millionen Euro.

Dass man einen solchen hohen Schuldenberg mit dem Betrieb eines Kaffeehauses anhäufen kann, sieht man auch nicht alle Tage. Der Einzelunternehmer Maximilian K. Platzer, Inhaber des „Café-Restaurant Weimar“ in der Wiener Währinger Straße, hat am Handelsgericht Wien einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung gestellt. Das bestätigt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform dem KURIER.

Laut AKV und KSV1870 sind 16 Dienstnehmer von der Pleite betroffen. Den Gläubigern sollen 20 Prozent Quote geboten und das Kaffeehaus soll fortgeführt werden.

Maximilian Platzer betreibt seit 1981 am Standort Währinger Straße 68 das „Café-Restaurant Weimar“, ein klassisches Wiener Kaffeehaus in der Nähe der Wiener Volksoper sowie „ein Deli“ mit Delikatessen aus Österreich.

Die Insolvenzursachen

Die Insolvenzursachen liegen in den Altverbindlichkeiten. „Sie resultieren aus dem zweimaligen Umbauten und Erweiterungen und aus dem Einbau einer zeitgemäßen Küche samt aufwendigen Lüftungsanlagen“, heißt es im Antrag. Dazu kamen noch Investitionen in das Deli. Das Tanzlokal Palme im Souterrain wurde mangels Erfolges geschlossen.

„Es gab und gibt immer wieder Rückstände bei den Sozialversicherungen, bei der Gebietskrankenkasse und aktuell beim zuständigen Finanzamt“, heißt es weiter. „Außerdem hat sich das Deli nicht so entwickelt, wie es vorgesehen war. Die Kostenstruktur war veraltet und überholt.“ Doch das ist noch alles (siehe unten).

Im Frühjahr 2016 wurden Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet. Unter anderem wurde das Personal abgebaut und der Einkauf neu geordnet. Doch das half offenbar nichts. Das Betriebsergebnis konnte nicht gesteigert werden und somit konnten auch die Altschulden nicht entsprechend bedient werden.

Schulden und Vermögen

Die Passiva belaufen sich auf rund 1,4 Millionen Euro, wobei auf das Unternehmen selbst 950.000 Euro und auf Privatverbindlichkeiten etwa 450.000 Euro entfallen. Platzer ist Eigentümer von drei Liegenschaften, die mit Pfandrechten von Banken massiv belastet sind. Der Verkehrswert wird auf rund 870.000 Euro geschätzt.

Dubiose Entnahmen

Doch auch der Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer hat auf allen drei Liegenschaften Pfandrechte in Höhe von je 150.000 Euro eingetragen. So soll Platzer in die Vereinskasse gegriffen haben. Der Verein veranstaltet u.a. den Kaffeesiederball. Platzer hat mit dem Verein die Rückzahlung der entnommenen Gelder vereinbart. Es geht angeblich um insgesamt 165.000 Euro. Er soll eine großen Brocken bereits getilgt haben und monatlich rund 2000 Euro zurückzahlen.

Die Zukunft

Der Betrieb finanziert sich aus den laufenden Einnahmen und kann dadurch fortgeführt werden. Die Dienstnehmer werden im bisherigen Umfang weiter beschäftigt. Die Finanzierung des Sanierungsplans soll auch aus dem Geschäftsbetrieb erfolgen.

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