Millionen-Pleite eines Pflegeheimes

Millionen-Pleite eines Pflegeheimes
Sieben Todesfälle führten zu Umsatzeinbruch, Heim soll liquidiert werden.

Eine solche traurige Pleite gibt es nicht alle Tage. Der gemeinnützige Verein Senioreninitiative Neues Nest, kurz SINN, hat ein Konkursverfahren am Landesgericht Graz beantragt. Das Verfahren wurde noch am Dienstag eröffnet. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform, und KSV1870 dem KURIER. 20 Arbeitsplätze wackeln ganz ordentlich.

Hohe Förderungen

„Der Verein wurde 1991 zum Zweck der Errichtung und des Betriebes eines gemeinnützigen Pflegewohnheimes für Senioren auf dem höchsten Qualitätsstandard errichtet. Relativ kurze Zeit nach der Gründung wurde mit der Errichtung eines Pflegewohnheimes an der Adresse Ragnitzstraße 60 in Graz begonnen“, heißt es im Konkursantrag. „Die Finanzierung des Grundkaufes sowie der Bau des gesamten Gebäudes erfolgte einerseits durch Wohnbauförderungsmittel des Landes Steiermark sowie andererseits durch Aufnahme eines Kredites bei der Landeshypothekenbank Steiermark AG.“ Nachsatz: „Seit 19 Jahren werden nunmehr mit bis zu 30 Mitarbeitern an die 38 Senioren unterschiedlicher Pflegebedürftigkeit in dem Haus betreut.“ Die Bewohner nützen das Haus laut Vereinsangaben "zwischen einem Tag und mehreren Jahren".

Massive Konkurrenz

Nach Errichtung des Pflegeheimes soll sich die wirtschaftliche Situation des Vereines sehr gut entwickelt haben. „Obwohl ein deutlich über der gesetzlichen Vorgabe liegender Personalschlüssel vorlag, war es sogar möglich, die Verbindlichkeiten vorzeitig zu tilgen“, heißt es im Antrag weiter. „Zuletzt änderte sich die Marktsituation aber deutlich. Seit dem Jahr 2015 ist die Auslastung des Hauses gesunken. Ein massives Ansteigen der 24 Stundenpflege zu Hause, das Überangebot an Betten in der Langzeitpflege in der Steiermark und im Besonderen auch durch den umfangreichen Ausbau des geriatrischen Zentrums in Graz, war eine finanzielle Anspannung der Liquidität der Antragstellerin die Folge.“ Die Situation verstärkte sich noch massiv, erklärt der Verein weiter.

Umsatzeinbruch

Zu Beginn des Jahres mussten sieben Todesfälle hingenommen werden. „Das führte zu einem Umsatzeinbruch, von einem Viertel, welcher kurzfristig nicht wettgemacht werden konnte“, heißt es weiter. „Der Verein trat daraufhin in Kontakt mit der Landeshypothekenbank Steiermark AG, um eine Stundung der Kreditraten zu erwirken und Kreditmittel für eine Überbrückung zu erhalten, wozu die Bank nur unter der Bedingung bereit gewesen wäre, wenn das Land Steiermark einen Rangrücktritt für die Besicherung im Grundbuch erklärt.“ Nachsatz: „Dazu war das Land Steiermark nicht bereit, was dem Verein mit 30.Mai 2016 mitgeteilt wurde.“ Damit war das Ende des Vereins besiegelt.

Das Vermögen

Die Aktiva werden mit 3,885 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 3,750 Millionen Euro auf die Liegenschaft in Ragnitz. Diese ist mit Pfandrechten des Landes-Hypo belastet. Das Inventar wird auf 25.000 Euro geschätzt und 110.000 Euro entfallen auf einen Kostenvorschuss.

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten werden mit 4,348 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 2,688 Millionen Euro auf das Land Steiermark, 1,298 Millionen Euro auf die Landes-Hypo und 208.000 Euro auf Dienstnehmerforderungen; weitere 62.000 Euro auf die Gebietskrankenkasse und 27.000 Euro auf das Finanzamt Graz-Stadt.

Die Zukunft wackelt

Der Verein bemüht sich laut eigenen Angaben seit Monaten, „eine Rettung des Unternehmens zu Stande zu bringen". „Aus heutiger Sicht ist kein Interessent oder Investor bekannt, der bereit wäre, die Sanierung zu finanzieren“, heißt es weiter. Sollte kurzfristig kein Retter gefunden werden, muss das Unternehmen liquidiert werden.

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