Nach Millionen-Deal: Wie es mit TTTech Auto weitergeht

Assistenzsysteme übernehmen im Notfall das Steuer, um Unfälle zu vermeiden
War in den vergangenen Monaten von der österreichischen Industrie die Rede, gab es meist schlechte Nachrichten. Stellenabbau oder Pleiten dominierten. Georg Kopetz, Mitgründer des österreichischen Technologieunternehmens TTTech möchte dem eine Erfolgsgeschichte entgegensetzen.
Anfang Jänner verkaufte TTTEch seine Autosparte an den niederländischen Halbleiterkonzern NXP Semiconductor. Insgesamt fließen bei der Transaktion 625 Mio. Euro. 250 Mio. davon kommen TTTech zugute, das zuletzt etwas mehr als 35 Prozent an der Tochter hielt. Den Rest teilen sich Audi, Samsung, Aptiv und Infineon. Wie aber geht es jetzt mit dem Unternehmen weiter, das zentrale Infrastruktur für das Auto der Zukunft liefert?

TTTech-Chef Georg Kopetz
Die Autosparte war für TTTech ein wichtiger Markt. Zuletzt wurden rund 100 Mio. Euro und damit mehr als ein Drittel des Gruppenumsatzes von 250 Mio. Euro damit erwirtschaftet, wie Kopetz sagte. Um weiter wachsen zu können, habe man einen Partner gebraucht.
Mit NXP, das in Gratkorn bei Graz eine Niederlassung mit mehr als 600 Mitarbeitern unterhält, arbeitet man bereits seit Längerem zusammen. NXP sei ein europäisches Unternehmen, das aber global denke, sagt Kopetz. Auch das sei wichtig. Wachstum erhofft er sich vor allem in den USA, wo NXP vertreten ist. „Ich erwarte mir, dass unsere Software in Millionen Autos Standard wird“, sagt der Gründer.
Automobilindustrie im Wandel
Die Automobilindustrie befinde sich im Wandel, sagt Jens Hinrichsen, der bei NXP für den Automotive-Sektor zuständig ist. Das Auto werde zum softwaredefinierten Vehikel, an das Nutzer ähnliche Anforderungen stellen wie an Mobiltelefone. Es müsse personalisiert und permanent aktualisiert werden können und auch benutzerfreundlich sein. Dazu kommen erweiterte Funktionalitäten, etwa Fahrassistenten oder Selbstfahrfunktionen.
Das 1998 aus der TU Wien ausgegründete Unternehmen entwickelt Lösungen und Netzwerktechnologie für die smarte Fertigung, autonome Maschinen und die Luft- und Raumfahrt, zuletzt etwa auch Bordelektronik für die europäische Ariane-6-Rakete.
Die TTTech-Gruppe ist in 11 Ländern tätig – darunter Deutschland, Italien, Finnland, Tschechien, Kroatien, USA und Japan. Das Unternehmen zählt 1.200 Mitarbeiter
151Mio. Euro beträgt der Umsatz der Gruppe nach dem Verkauf der Autosparte an den niederländischen NXP-Konzern
Um den Anforderungen gerecht zu werden, brauche man sowohl Hardware, die von NXP kommt, als auch Software, die TTTech Auto beisteuere. Das Wiener Unternehmen verfüge noch dazu im Bereich der Sicherheit über beträchtliches Know-how. Könne man beides im Paket anbieten, helfe das, die Entwicklungszeiten der Autohersteller zu reduzieren, sagt Hinrichs. Die Elektrisierung treibe den Bedarf an Halbleitern und Software zusätzlich voran.
Der Markt für das Auto der Zukunft ist jedenfalls riesig. 2020 seien lediglich zwei Prozent der Fahrzeuge softwareunterstützt gelaufen. 2030 sollen es bereits mehr als 90 Prozent sein, erläutert Lars Reger, Technikchef bei NXP. Den Autoherstellern würden sich durch den Verkauf von Zusatzfunktionen auch neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.
Auswirkungen auf Wirtschaftsstandort
Was aber bedeutet der Verkauf von „TTTech Auto“ für den heimischen Wirtschaftsstandort? Die Kooperation der beiden Unternehmen gehe weit über die Akquisition hinaus, sagte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP). Das stärke auch die Präsenz von NXP in Österreich. Dabei gehe es auch um die Forschung. „Wir müssen es als Europäer schaffen, vorne mit dabei zu sein.“
Für TTTech stärke der Verkauf die Eigenmittel in einer Zeit, in der die meisten Firmen Sparprogramme fahren und Stellen abbauen, und ermögliche es zu investieren, sagt Kopetz. „Es gibt viele Start-ups, denen das Geld ausgeht.“
Daneben sei TTTech auch in anderen Bereichen Zulieferer von NXP.
Den Umsatzverlust durch den Verkauf der Sparte hofft Kopetz bald ausgleichen zu können. Auch bei Baumaschinen und Landtechnik, etwa Pistenraupen in Skigebieten, kommt die Software des Unternehmens zum Einsatz. Automatisierung und Künstliche Intelligenz (KI) heben Maschinen auf eine neue Stufe, es gehe auch darum, schnell zu sein, sagt Kopetz: „Wir wollen zeigen, dass wir Piloten der Transformation sein können.“
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